„Es gibt viel zu erfinden“

Gian Luca Venturelli, Geschäftsführer der Lucaffé Venturelli Gian Luca S.r.l.

Wirtschaftsforum: Herr Venturelli, wie fing es eigentlich an mit Ihrer Leidenschaft für Kaffee?

Gian Luca Venturelli: In der Nähe meines Gymnasiums war eine kleine Kaffeerösterei mit Geschäft. Ich war oft dort und sprach mit dem Betreiber, der eine große Leidenschaft für Kaffee hatte. Auch ich war fasziniert. Als ich 24 Jahre alt war, kauften wir zusammen eine Maschine, die den Kaffee mit Luft röstete, statt mit einer Trommel. Ich machte mich dann 1996 selbstständig mit dem Ziel, Kaffee mit weniger herbem Geschmack herzustellen. Zunächst habe ich an Bars und kleine Supermärkte verkauft und bald begonnen, nach Deutschland zu exportieren, da der italienische Markt schon zu reif war. Ich konnte Edeka als Kunden gewinnen. Da die Supermarktketten aber nur auf den Preis schauten, während es mir um hochwertige Qualität ging, habe ich mich zunehmend auf kleine Kaffee-Fachgeschäfte konzentriert. Nach etwa fünf Jahren waren wir so bekannt, dass wir in einem Zug mit Lavazza, Segafredo und später Illy genannt wurden.

Wirtschaftsforum: Wir ging es dann weiter mit Lucaffé?

Gian Luca Venturelli: Wir sind gewachsen und unsere Philosophie hat sich gewandelt. Ich wollte Kaffee ohne jegliche Rückstände von Metall herstellen. Denn 60% der Krankheiten werden von Schwermetallen in Nahrungsmitteln ausgelöst. Parallel habe ich angefangen, Kaffeemaschinen ohne Schwermetalle und andere Schadstoffe zu fertigen. Dazu habe ich Silber verwendet, denn es ist antiviral und -bakteriell und leitet Energie schneller als Kupfer, was den Energieverbrauch reduziert. Das Maschinengehäuse besteht aus Innox-Stahl, und die Maschine ist frei von Kunststoff, damit sie über ihre ganze Lebensdauer hinweg repariert werden kann.

Wirtschaftsforum: Wofür steht Lucaffé noch?

Gian Luca Venturelli: Neben dem gesunden Röstverfahren, das den Kaffee mit Luft und bei niedrigen Temperaturen röstet, legen wir viel Wert darauf, alles rund um den Kaffee umweltfreundlich, gesund und nachhaltig zu gestalten, und einen qualitativ hochwertigen Kaffee zu gewährleisten. Von unserer optischen Sortiermaschine wird zum Beispiel viel Kaffee aussortiert, der als Düngemittel genutzt werden kann. Wir lassen unseren Kaffee außerdem in der Verpackung reifen und nicht im Silo, wo ihm Bakterien und Feuchtigkeit schaden können. Er hat dadurch eine viel längere Haltbarkeit. Unser nächster Schritt wird sein, den Kaffee nicht mehr in Beuteln, sondern in Dosen abzufüllen. Das ist zwar teurer, aber das Metall schützt ihn besser und ist nach Glas das am besten recycelbare Material.

Wirtschaftsforum: Wissen Ihre Kunden diese Bemühungen zu schätzen?

Gian Luca Venturelli: Ja, wir verzeichnen seit 25 Jahren ein stetiges Wachstum und bekommen sehr positives Feedback. Unsere Kunden kommen überwiegend aus dem Bereich Horeca. Sie möchten Qualität. Glücklicherweise geht es ihnen in diesem Jahr wieder besser, da sich viele auf Online- und Außer-Haus-Verkauf umgestellt haben. 2020 war unser Umsatz erstmals rückläufig, um 10%. Er liegt jetzt bei etwa 13 Millionen EUR. Davon entfallen 98% auf den weltweiten Export. Der Januar lief aber gut. Wir investieren auch wieder, aktuell in einen Kaffee-Megastore am Gardasee.

Wirtschaftsforum: Ihre Firma lebt offenbar nicht nur vom Kaffee, sondern auch von Innovationen ...

Gian Luca Venturelli: Richtig. Wir forschen viel und erlangen immer mehr Patente. In ein paar Monaten werden wir die ersten Pads in Dosen auf den Markt bringen. Wir haben ein Verfahren entwickelt, das den Kaffee nach Öffnung der Dose zehn bis 15 Tage frisch hält. Im Horeca-Bereich werden bisher täglich 25 bis 30 Pads weggeschmissen. Wir werden auch Kaffeedosen fertigen, um komplett auf Beutel verzichten zu können, und weitere Patente für Kaffeemaschinen anmelden, die Pads automatisch ausstoßen. Wir haben auch ein Patent für sehr kleine Einzelportionen von 5,5 mg. Dazu haben wir eine passende Maschine entwickelt. Mit dieser ‘Piccola Piccola’ wollen wir demnächst an Großkonzerne herantreten. In diesem Jahr wurden wir übrigens vom Register der italienischen Exzellenzen als ‘Eccellenza Italiana 2020/2021’ ausgezeichnet.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihnen intern wichtig?

Gian Luca Venturelli: Wir sind ein Familienunternehmen mit 35 Mitarbeitern. Ich wünsche mir, dass wir als Team noch mehr zusammenwachsen. Sobald es wieder möglich ist, würde ich deshalb gern gemeinsame Reisen oder Veranstaltungen organisieren.

Wirtschaftsforum: Was ist es, abgesehen von der Leidenschaft für Kaffee, das Sie auch nach 25 Jahren noch so motiviert?

Gian Luca Venturelli: In meiner Welt lernt man jeden Tag etwas Neues. Und damit erfindet man wieder etwas Neues. Auf diese Weise möchte ich die Qualität und Bekömmlichkeit unseres Kaffees immer weiter erhöhen und ihn immer gesünder machen. Es gibt sehr viel zu erfinden. Das lässt mich nicht müde werden.

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