Groß mit Süßem

Interview mit Dipl.-Ing. Volker Günnel, Direktor Vertrieb und Marketing der CHOCOTECH GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Günnel, CHOCOTECH blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück. Was waren besondere Meilensteine in dieser langen Zeit?

Volker Günnel: Gegründet wurde das Unternehmen 1920 von der Familie Lauenstein. Damals stellte man Verpackungsmaschinen für Pralinen und Schokolade her und entwickelte die weltweit erste kontinuierliche Schokoladentemperiermaschine. Zu DDR-Zeiten wurde das Unternehmen verstaatlicht und Teil des NAGEMA-Verbundes. Auch in dieser Zeit wurde von Wernigerode aus der internationale Süßwarenmarkt beliefert. Nach der Wende übernahm Helmut Sollich das Unternehmen von der Treuhand und etablierte eine neue Firmenstätte auf der grünen Wiese. Im Zuge der stetigen Weiterentwicklung wurde 1999 mit der Candy Division ein zukunftsweisender Schwerpunkt im Portfolio gesetzt – weg von der Schokolade, hin zum Süßwarenbereich.

Seitdem sind Maschinen für Bonbons, Karamellen, Kaubonbons und Gelee-Artikel international gefragte Kernprodukte.

Wirtschaftsforum: Wie stellt sich die heutige Situation nach 100 Jahren dar?

Volker Günnel: Wir beschäftigen 200 Mitarbeiter und sind ein Unternehmen der Sollich-Gruppe, die sich an zwei Standorten auf zwei unterschiedliche Produktportfolios konzentriert. Dank wertvoller Synergien können wir Turnkey-Lösungen für Prozessanlagen aus einer Hand liefern, zum Beispiel für Riegelanlagen von der Rohstoffaufbereitung bis zum fertigen Endprodukt, und uns damit vom Markt abheben. 90 bis 95% des Umsatzes entfallen auf den Export. Die Maschinen sind weltweit gefragt; in den letzten Jahren vor allem in den USA, aber auch in Polen, Südamerika und einigen afrikanischen Ländern.

Wirtschaftsforum: Was ist das Besondere an den CHOCOTECH-Maschinen?

Volker Günnel: Als Sondermaschinenbauer bieten wir Standardanlagen sowie individuelle kunden- und prozessorientierte Lösungen mit unseren Anlagen und erfüllen kundenspezifische Wünsche und Anpassungen, um unsere Kunden bei der Umsetzung ihrer Prozesse und damit ihrem Erfolg zu unterstützen. Dafür ist es essenziell, dem Kunden zuzuhören und ihn zu verstehen. Für die Entwicklung steht uns ein 900 m2 großes Labor zur Verfügung. Wir beschäftigen uns mit Neuentwicklungen von Maschinen, effizienteren und innovativeren Prozessen sowie der Umsetzung von handwerklichen Herstellungsverfahren auf einen industriellen Prozess.

Wirtschaftsforum: Verbraucher von heute sind gesundheitsbewusst, kritisch und hinterfragen Inhaltsstoffe oder Herkunft eines Produktes. CHOCOTECH liefert Maschinen für Süßwaren. Wie sieht die Marktnachfrage aus?

Volker Günnel: Obwohl Zucker oft in der Kritik steht, spüren wir keinen rückläufigen Trend. Versuche, Zucker zu ersetzen, sind oft gescheitert. Dass sich der Markt weiterhin dynamisch entwickelt, liegt nicht zuletzt an den weltweit wachsenden Vertriebsnetzen. Bei CHOCOTECH sind vor allem Anlagen für Gelee-Artikel gefragt, gefolgt von Riegeln, also Candy-, Protein- oder Cerealien-Riegeln, und Kaubonbons.

Wirtschaftsforum: Wächst CHOCOTECH mit dem Markt?

Volker Günnel: Voraussetzung für weiteres Wachstum sind Innovatíon und Fortschritt, aber auch entsprechend qualifizierte Mitarbeiter; diese zu finden, ist eine Herausforderung. Altersbedingt werden in den nächsten Jahren Mitarbeiter ausscheiden. Sie müssen nicht nur ersetzt werden, mit ihnen geht auch wichtiges Know-how verloren. Um das Know-how auf hohem Niveau zu halten, ist eine frühzeitige, gezielte Personalplanung wichtig. Als Unternehmen, das aus einer sehr traditionellen Branche kommt, müssen wir beim Thema Recruiting umdenken und uns neuen Ansätzen öffnen. Wir müssen und wollen als modernes Unternehmen und Arbeitgeber wahrgenommen werden und werden neue Plattformen bespielen, um eine größere Reichweite zu generieren und Aktualität auszustrahlen.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielen dabei Digitalisierung und KI?

Volker Günnel: Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels spielen digitale Prozesse in vieler Hinsicht eine große Rolle. Die voll automatisierten, PLC-gesteuerten Prozessanlagen haben zum Beispiel einfach und logisch zu bedienende Benutzeroberflächen, bei denen die Prozesssteuerung und Prozessüberwachung durch unsere Software übernommen wird. Es gibt keinen Zweifel daran, dass sich die KI kontinuierlich weiterentwickeln wird.

Wirtschaftsforum: Welche weiteren Herausforderungen sehen Sie und wie sieht die Strategie für morgen aus?

Volker Günnel: Wir nehmen das Thema Nachhaltigkeit sehr ernst. Deshalb werden energieoptimierte Anlagen und Prozesse, wie wir sie schon entwickelt und auch über Patente geschüzt haben, weiterhin eine zentrale Herausforderung sein. Mit unserem patentierten ECOGRAV® Verwiegesystem mit bis zu 50% Energieeinsparung, haben wir bereits weltweit überzeugende Maßstäbe gesetzt. Um Marktführer in unserem Segment zu bleiben, werden wir uns kontinuierlich weiterentwickeln, Innovationen voranbringen, neue Technologien und Bedienplattformen auf den Markt bringen und dabei ‘out-of-the-box’ denken. Kunden erwarten von uns regelmäßig Neuheiten; diesen Wunsch möchten wir, wie bisher, weiterhin gern erfüllen.

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