Mit Sicherheit pumpen

Interview mit Jörg Bornemann, Geschäftsführer und Alexander Hammer, Vertriebsleiter der DICKOW PUMPEN GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Bornemann, Herr Hammer, DICKOW PUMPEN hat eine lange Geschichte und zwei Weltkriege überstanden. Welche Meilensteine waren auf dem Weg zum heutigen Unternehmen besonders wichtig?

Jörg Bornemann: Das Familienunternehmen wurde 1910 von Karl Dickow in der heute zu Tschechien gehörenden Stadt Gablonz gegründet. Nachdem anfangs Wasserleitungen und Heizungsanlagen hergestellt worden waren, konzentrierte man sich ab 1920 – das Unternehmen war mittlerweile in Görlitz ansässig – auf automatische Viehtränkebecken und patentierte Kreiselpumpen. Nach Ende des 2. Weltkriegs konnte ein kleiner Teil der Maschinen und Anlagen in den Westen und damit vor der Enteignung gerettet werden. In Waldkraiburg begann Carl Dickow 1946 mit dem Wiederaufbau der Firma. Zwei Jahre später haben wir unseren heutigen Firmensitz bezogen.

Hier sind wir zum Vorreiter im Bereich hermetisch dichter magnetgekuppelter Pumpen geworden, die in anspruchsvollen Bereichen eingesetzt werden, zum Beispiel dort, wo Explosionsgefahr besteht oder giftige Stoffe verwendet werden. Die Hälfte unseres Umsatzes, der derzeit bei über 30 Millionen EUR liegt, erwirtschaften wir außerhalb der DACH-Region, vor allem im europäischen Wirtschaftsraum, in den USA und in Asien.

Wirtschaftsforum: Ist das Unternehmen immer noch in der Hand der Familie Dickow?

Jörg Bornemann: Nicht direkt, die Firma wurde Ende 2021 in die Astrid-Dickow-Stiftung überführt. Diese wurde von den beiden Töchtern von Astrid Dickow gegründet, die selbst keine Nachfahren haben. Als Mitglieder des Stiftungsrats sind sie weiterhin mit der Firma verbunden. Die Überführung in die Stiftung war ein wichtiger Schritt für die Zukunft, denn damit konnte der Fortbestand der Firma gesichert werden.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Produktportfolio aus?

Alexander Hammer: Wir bieten ein umfangreiches Sortiment an Hochleistungspumpen für verschiedenste Anwendungen, insbesondere in der Chemie- und Petrochemie, aber auch in anderen Industrien, der Luftfahrt, der Marine, im Bereich Öl und Gas sowie in Tanklagern und auch im Bereich der erneuerbaren Energien und Umwelttechnik. Unser Portfolio umfasst zum Beispiel Tauchpumpen für Tankläger und Spezialpumpen für den Offshore-Einsatz sowie Hochtemperaturpumpen, die für Anwendungen bei bis zu 500 °C geeignet sind. Diese Thermalölpumpen sind unsere neuesten Entwicklungen. Wir sind spezialisiert auf Kleinstserien und erfüllen unseren Kunden sehr individuelle Wünsche. Unsere Pumpen sind extrem zuverlässig, sie zeichnen sich durch Prozesssicherheit und lange Wartungsintervalle aus – sie benötigen wenig bis keine Wartung. Das ist in der Industrie extrem wichtig.

Wirtschaftsforum: Gibt es Produkte, mit denen sich DICKOW am Markt besonders hervorhebt?

Jörg Bornemann: Die Magnetpumpe ist eines unserer Steckenpferde. Hier haben wir bereits in den 1980er-Jahren Pionierarbeit geleistet. In der Magnettechnologie sind wir über die DACH-Region hinaus Marktführer.

Wirtschaftsforum: Welche Entwicklung sehen Sie im Bereich der Pumpen?

Alexander Hammer: Die Entwicklung geht in der Industrie in Richtung Green Technology. In diesem Zusammenhang sind unsere Pumpen extrem wichtig. Es gibt heute kaum noch Wertschöpfungsketten, in denen keine Pumpen laufen. Immer wichtiger wird dabei der Sicherheitsaspekt. Die technischen Regelwerke, die zu beachten sind, werden immer komplexer.

Jörg Bornemann: Unsere Pumpen sind flexibel und für moderne Anwendungen geeignet. So ermöglichen sie Anschlüsse verschiedener Geräte und liefern die dafür notwendige Sensorik. Eine übergeordnete Cloud-Infrastruktur haben wir aber nicht, dafür sind wir zu klein. Außerdem erwarten wir, dass es in der Zukunft eine übergeordnete Struktur geben wird, die für die gesamte Industrie ähnlich ist.

Wirtschaftsforum: Und wie modern sind Sie im Vertrieb?

Alexander Hammer: Wir setzen nach wie vor auf die Teilnahme an Messen. Seit Corona nutzen wir aber auch verstärkt soziale Medien wie YouTube oder LinkedIn. Unsere eigene App mit Augmented Reality, DICKOW AR, bietet Einblicke in unsere innovative Magnet- und Pumpentechnik. Auf unserer Website können sich die Kunden außerdem auf einem digitalen Messestand über unser Angebot informieren und Ersatzteile über unseren eigenen Webshop beziehen. Daneben befindet sich nun auch auf jeder ausgelieferten DICKOW Pumpe ein QR-Code und ermöglicht es den Nutzern, mit einem Smartphone oder Tablet schnell auf digitale Inhalte und Services zuzugreifen. Dieses Angebot werden wir Schritt für Schritt ausbauen und haben dahingehend zahlreiche Ideen.

Wirtschaftsforum: Wie sehr spüren Sie den Fachkräftemangel und wie begegnen Sie dem Problem?

Jörg Bornemann: Aktuell haben wir nicht nur einen Fachkräfte-, sondern einen Arbeitskräftemangel. Wir setzen deshalb auf die eigene Ausbildung. Rund 20 Auszubildende sind immer im Unternehmen tätig. Viele Mitarbeiter sind schon seit Jahrzehnten, teils bis zu 45 Jahre, bei uns. Heute ist die Situation aber eine andere als früher. So lange Betriebszugehörigkeiten wird es zukünftig nicht mehr geben. Die Wechselbereitschaft ist heute einfach größer. Neue Arbeitskräfte rekrutieren wir nicht nur über klassische Kanäle und Social Media-Kanäle. Sie kommen oft aufgrund von Empfehlungen unserer Mitarbeiter, die in diesem Fall von einer Prämie profitieren. Insgesamt versuchen wir unseren Mitarbeitern eine berufliche Heimat im Sinne einer Familiengesellschaft zu bieten, in der sie sich wohlfühlen können. Wir bieten hierzu, neben übertariflicher Vergütung und flexibler Arbeitszeitgestaltung, sehr viele Annehmlichkeiten an.

Wirtschaftsforum: Verraten Sie uns zum Schluss noch, was Ihr persönlicher Antrieb für Ihre Arbeit ist?

Jörg Bornemann: Ich bin seit 2017 als erster familienfremder Geschäftsführer im Unternehmen. Zuvor war ich lange in unterschiedlichen Industrieunternehmen tätig, auch als selbstständiger Berater. Hierbei habe ich auch vor über 20 Jahren das Unternehmen DICKOW kennengelernt. Begonnen habe ich meine berufliche Tätigkeit in einer Big Five Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. In den bisherigen sieben Jahren bei DICKOW habe ich das Unternehmen und seine Mitarbeiter kennen- und lieben gelernt. Sie sind hoch spezialisiert und die Stütze des Unternehmens. Sie arbeiten teilweise schon seit Generationen bei uns und haben eine sichere Zukunft in unserem Unternehmen verdient. Nach dem Übergang in die Stiftung möchte ich das Unternehmen mit unserem Führungsteam so gut auf die Zukunft vorbereiten, dass es dauerhaft bestehen kann. DICKOW soll außerdem flexibler und digitaler werden.

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