„Wir rücken den Fahrer ins Zentrum unseres Handelns!“

Interview mit Martin Führer, Geschäftsführer der Holmer Maschinenbau GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Führer, seit 50 Jahren tritt die Holmer Maschinenbau GmbH als starker Partner für die Landwirtschaft auf – in welchem Segment engagieren Sie sich genau?

Martin Führer: Unser Kernmarkt sind Landmaschinen zum Roden und Verladen von Rüben in allen Ausprägungen sowie Feldlogistikfahrzeuge, mit denen zum Beispiel Gülle auf die Äcker ausgebracht oder Landarbeiter bei der Ernte unterstützt werden, indem sie die Feldfrüchte von der Erntemaschine zum Feldrand transportieren. Hier bieten wir eine universelle Maschine mit verschiedensten Anbaugeräten für unterschiedliche Anwendungsfelder an.

Wirtschaftsforum: Welchen Stellenwert nimmt die Digitalisierung bei Ihren Landmaschinen heute ein?

Martin Führer: Unsere Produkte sind inzwischen so ausgestattet, dass der Fahrer seine Kabine nicht mehr verlassen muss, sondern über verschiedene Kamerasysteme, Bildschirme und Steuerpaneele stets den Überblick behalten und das Gerät effizient steuern kann. Darüber hinaus sind unsere Maschinen mit unserer Servicezentrale vernetzt, sodass wir die Fahrer bei sämtlichen Einstellungen jederzeit remote unterstützen und ihnen erforderlichenfalls entsprechende Bedien-empfehlungen geben können. Natürlich werden auch sämtliche Telematikdaten zentral erfasst und lassen sich anschließend problemlos in jedes gängige Farmmanagementsystem überführen. Dort können sämtliche relevante Auswertungen erfolgen.

Wirtschaftsforum: Welche Innovationen stehen bei Holmer Maschinenbau derzeit im Zentrum der Aufmerksamkeit?

Martin Führer: Auch die marktüblichen Farmmanagementsysteme werden beständig weiterentwickelt, sodass wir mit unseren Lösungen natürlich stets Schritt halten müssen. Darüber hinaus sind unsere Maschinen aufgrund ihrer umfassenden Funktionalität insgesamt sehr komplex – gleichzeitig stehen unseren Kunden immer weniger Fachkräfte mit einer tiefgreifenden Ausbildung zur Verfügung, sodass sie zunehmend auch Fachfremde in ihren Betrieben einsetzen müssen. In diesem Zuge ist nicht nur eine möglichst leichte Bedienbarkeit unserer Maschinen unerlässlich – auch etwaige Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten müssen sich einfach und stringent umsetzen lassen. Vor diesem Hintergrund haben wir zusammen mit unserem Partner synthavo eine App mit einer bildbasierten Ersatzteilerkennung entwickelt. Unsere Kunden können den Bereich der Maschine fotografieren, in welchem eine Komponente getauscht werden muss – eine KI-gestützte Fotoerkennung identifiziert anschließend das gewünschte Bauteil. Mit einem weiteren Klick kann das Produkt dann in den Warenkorb gelegt und online bestellt werden.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt der Fahrer bei der Weiterentwicklung Ihrer Produkte?

Martin Führer: Grundsätzlich wollen wir den Fahrer bei all unseren Landmaschinen in den Mittelpunkt rücken – das beginnt bei möglichst einfach ausgelegten Bedienelementen in der Kabine und einem gewissen Wohlfühlfaktor, dem wir etwa mit einer ergonomisch optimierten Armlehne, einer Fußbodenheizung sowie induktivem Laden des Mobiltelefons Rechnung tragen wollen – schließlich verbringen die Fahrer in der Rodezeit viele Stunden in der Maschine. Gleichzeitig möchten wir sie zielgerichtet bei ihrer Tätigkeit entlasten, etwa mithilfe einer umfassenden Sensorik, dank der sich die Maschine anhand des Verlaufs der Rübenreihen selbst steuert, sodass sich der Fahrer ganz auf die Einstellungen des Roders konzentrieren kann.

Wirtschaftsforum: Das Thema Nachhaltigkeit steht auch in der Landwirtschaft seit einigen Jahren ganz weit oben auf der Agenda. Welche Ambitionen verfolgt Holmer Maschinenbau an dieser Stelle?

Martin Führer: Wir haben klar den Anspruch, als Unternehmen in unserem Segment nicht nur die Innovations-, sondern auch die Nachhaltigkeitsführerschaft innezuhaben und uns diese Marktpositionierung auch perspektivisch zu bewahren. Aus dem wirtschaftlichen Blickwinkel spielt hierbei die Total Cost of Ownership für unsere Kunden eine tragende Rolle, in der sich unter anderem die Energiekosten, der Kraftstoffverbrauch sowie der Servicebedarf niederschlagen. Grundsätzlich bieten wir von allen Anbietern die sparsamsten Dieselmotoren an und setzen schon bei der Entwicklung unserer Maschinen auf eine möglichst große Wartungsarmut. Darüber hinaus spielt die Reinigungsqualität unserer Maschinen eine wichtige Rolle – denn wenn in den Verarbeitungsprozess der Zuckerrüben in der Zuckerfabrik schließlich Erde eingebracht wird, muss diese gesondert und entsprechend aufwendig entsorgt werden. Auch hier setzen wir auf eine verlässliche Qualität, mit der wir dieses Problem so weit wie möglich eliminieren.

Wirtschaftsforum: Wie wird sich Holmer Maschinenbau als Unternehmen in den nächsten Jahren verändern?

Martin Führer: Unsere Vision ist klar: Wir sind in unserem Segment einer der führenden Anbieter auf dem Weltmarkt, und das wollen wir durch unsere Innovationsfreude und nachhaltigen Produkte auch bleiben. Darüber hinaus vollziehen wir derzeit ganz bewusst eine Weiterentwicklung vom Landmaschinenhersteller zum Full Service-Lösungsanbieter – in diesem Zuge möchten wir unseren Kunden nicht mehr nur die entsprechenden Maschinen liefern, sondern ihnen von der Finanzierung bis hin zur Betreuung ihrer Landmaschinenausstattung ein Peace-of-Mind-Paket aus einer Hand anbieten: Hinter diesem Ziel steht ein tiefgreifender Transformationsprozess, an dessen Ende wir unseren Kunden nicht mehr eine Maschine, sondern einen Hektar gerodete Rüben verkaufen werden. Damit nehmen wir unseren Partnern ein hohes Maß an Komplexität in ihren Betrieben ab, die wir stattdessen in unser Unternehmen integrieren. Das damit verbundene Risiko können wir dank unserer gewachsenen Fachexpertise und langjährigen Erfahrung gut abbilden, was uns die Möglichkeit eröffnet, vollumfänglich von den damit einhergehenden Marktchancen zu profitieren.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Anlagen- und Maschinenbau

Die Zukunft des Lagerwesens

Interview mit Ing. Alfred Altmann, Geschäftsführer der SIBA System Integration GmbH

Die Zukunft des Lagerwesens

Seit mehr als zwei Jahrzehnten steht die SIBA System Integration GmbH mit ihrem Fokus auf vollautomatische Hochregallager an der Spitze der Zeit. Doch in einer Ära der Globalisierung und der…

Mit Swiss Made, Digitalisierung und Komplettlösungen zum Erfolg

Interview mit Stefan Matti, CEO und Inhaber der Leutenegger + Frei AG

Mit Swiss Made, Digitalisierung und Komplettlösungen zum Erfolg

In unserem exklusiven Interview mit Stefan Matti, der gemeinsam mit seiner Frau Sandra im Jahr 2023 das Ruder bei dem Schweizer Hersteller von Industrieanlagen mit Kernkompetenzen in den Bereichen Oberflächentechnik…

„Wir gestalten das  Nervensystem der Fabrik!“

Interview mit Dr. Daniel Tomic, Geschäftsführer der Tomic TEC GmbH

„Wir gestalten das Nervensystem der Fabrik!“

Seit beinahe 50 Jahren engagiert sich die Tomic TEC GmbH als Systemlieferant für Produktionsanlagen, die vornehmlich in der Automobilindustrie zum Einsatz kommen. Wie das Unternehmen dabei an der ökologischen und…

Spannendes aus der Region Landkreis Regensburg

Ökologisch, schnell und umweltfreundlich

Interview mit Bernhard Föckersperger, CPO und Leiter Planung und Geschäftsprozesse der Walter Föckersperger GmbH

Ökologisch, schnell und umweltfreundlich

Normalerweise werden Kabel und Rohre in offener Grabenbauweise verlegt, was sehr kosten- und zeitaufwendig ist. Ökologischer, schneller und umweltfreundlicher geht’s mit den innovativen Lösungen der Walter Föckersperger GmbH. Das inhabergeführte…

Professioneller Partner und Emotionenerwecker

Interview mit Wolfgang Brunner, Geschäftsführer der Appia Contract GmbH

Professioneller Partner und Emotionenerwecker

Mehr als ein Ort zum Schlafen sind sie schon lange: Moderne Hotels sind im Idealfall ein Zuhause auf Zeit, ein Platz zum Wohlfühlen, Entspannen und Sich-verwöhnen-Lassen. Und die Ansprüche der…

Ein Unternehmen für alle Fälle

Interview mit Christian Rieder, Geschäftsführer der Ludwig Rieder GmbH & Co. KG

Ein Unternehmen für alle Fälle

Seit mehr als 140 Jahren meistert die Ludwig Rieder GmbH aus Bayerbach alle Herausforderungen. Kriege und Krisen wurden überstanden, man blieb bei der Stange und entwickelte sich zum größten Gebäudeinstallationsunternehmen…

Das könnte Sie auch interessieren

Einfach den besseren Antrieb finden

Interview mit Dr. Hagen Adam, Geschäftsführer der AVL Commercial Driveline & Tractor Engineering GmbH

Einfach den besseren Antrieb finden

Die Erwartungen an neue Motoren und Antriebssysteme sind nicht nur mit Forderungen an höhere Leistungsfähigkeit verknüpft, auch der Nachhaltigkeitsgedanke und Umweltschutz spielen eine zunehmend größere Rolle. Doch Antriebssysteme gibt es…

Weltweit auf Achse

Interview mit Peter Illig, Prokura der NAF Neunkirchener Achsenfabrik AG

Weltweit auf Achse

Wenn man vor lauter Wald keine Bäume mehr sieht, müssen moderne Forstmaschinen her. Sie sind extrem robust und leistungsfähig und arbeiten auch auf schwierigstem Gelände so schonend wie möglich. Eine…

Meister werden heißt Arbeitsplätze schaffen

Interview mit Frank Bartsch, Geschäftsführer der WABCOWÜRTH Workshop Services GmbH

Meister werden heißt Arbeitsplätze schaffen

Die auf Diagnoselösungen und Klimaservicegeräte für Nutzfahrzeuge spezialisierte WABCOWÜRTH Workshop Services GmbH aus Künzelsau vereint zwei starke Namen in sich – und hat sich innerhalb von zehn Jahren selbst zu…

TOP