Wenn man süß und sauer kann

Interview mit Harald Doppler, Geschäftsführer der S. Spitz GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Doppler, die S. Spitz GmbH wurde 1857 gegründet. Was hat das Unternehmen rückblickend besonders geprägt?

Harald Doppler: Wir verbinden mit Tradition vor allem Erfahrung. In den vergangenen Jahrzehnten hat Spitz den Fokus auf den Aufbau einer großen Diversität gelegt. Bereits nach dem Krieg hat die Eigentümerfamilie begonnen, neben der ursprünglichen Kernkategorie Spirituosen weitere Kategorien zu etablieren; der Wunsch nach einer größeren Diversität liegt damit in der Spitz-DNA. Heute haben wir drei Produktionsstandorte und global betrachtet gibt es nirgendwo sonst eine so große Vielfalt an Kategorien und Produkten.

Daneben hat das rasche Erkennen unterschiedlicher Businessmodelle unsere Entwicklung begünstigt. Spitz startete mit dem klassischen Retailgeschäft und ist heute zu 90% im Private Label-Bereich tätig. Daneben wurde rasch das B2B-Geschäft aufgebaut, um für andere Markenartikler zu produzieren und zu co-packen. Als dritter Meilenstein ist das Brand Business hervorzuheben; es gibt heute unter anderem einen Honigstandort und einen Mineralwasserstandort in Gastein.

Wirtschaftsforum: Wie lässt sich das Portfolio beschreiben?

Harald Doppler: Wir entwickeln und produzieren Getränke, Süß- und Backwaren, süße und saure Produkte, sind nicht Innovationstreiber, können aber unsere Partner bei Innovationen unterstützen.

Wirtschaftsforum: Diversität, Businessmodelle, Brand Business – gibt es neben diesen drei Schwerpunkten weitere Fokus-themen?

Harald Doppler: Das Thema Nachhaltigkeit, Klimaschutz. Wir arbeiten seit 20 Jahren mit einem eigenen Biomassekraftwerk. Da dies nicht immer wirtschaftlich war, wurden wir dafür oft belächelt. Jetzt hat sich das Blatt gewendet und viele ziehen nach. Nachhaltigkeit bleibt für viele eine Worthülse. Uns ist es wichtig, dass Nachhaltigkeit wirklich gelebt und in alle unternehmerischen Entscheidungen einbezogen wird; dadurch wollen wir uns differenzieren. Unser langfristiges Ziel lautet Klimaneutralität.

Wirtschaftsforum: Wie lässt sich die Unternehmensentwicklung der vergangenen Jahre in Zahlen ausdrücken?

Harald Doppler: Die Spitz-Gruppe beschäftigt rund 800 Mitarbeiter und setzt etwa 300 Millionen EUR um. Durch den Aufbau der Diversitäten gab es vor allem in den ersten Jahrzehnten massive Umsatzsteigerungen. Jetzt liegt der strategische Fokus eher auf Wertzuwachs und Klimaschutz. Wir gehen von einem organischen Wachstum in vernünftigem Maß von 5% jährlich aus.

Wirtschaftsforum: Wie beurteilen Sie Ihre Rolle im Unternehmen?

Harald Doppler: Ich war von 2010 bis 2018 im Unternehmen tätig und bin im Mai 2022 zurückgekommen, weil mein Herz immer für Spitz geschlagen hat. Als sehr pragmatisches Familienunternehmen setzen wir auf flache Hierarchien; deshalb bin ich sowohl strategisch als auch operativ tätig. Wichtig ist der 2022 eingeleitete Veränderungsprozess und damit verbunden eine neu aufgestellte Organisation. Wir wollen weg vom Denken in Kategorien hin zu mehr Kundenorientierung. Inzwischen gibt es dedicated teams für bestimmte Kundengruppen, zudem haben wir die Unternehmenswerte überarbeitet. Werte wie Menschlichkeit, Lösungsorientierung, Verantwortung und Vertrauen sollen operativ umgesetzt werden.

Wirtschaftsforum: 2022 wurde im Unternehmen ein grundlegender Veränderungsprozess eingeläutet. Gibt es besondere Pläne, Ziele oder auch Wünsche für die nächsten Jahre?

Harald Doppler: Das Thema Nachhaltigkeit wird für uns weiter sehr stark im Fokus stehen. Wir agieren auf einem sehr kompetitiven Markt und es wäre schön, wenn Kunden erkennen würden, was ein Unternehmen im Bereich Klimaschutz tatsächlich leistet. Es gibt den Spruch ‘America innovates. China imitates. Europe regulates’. Regulierungen, die sich fortlaufend ändern, stellen die europäische Wettbewerbsfähigkeit auf den Prüfstand und sind für uns eine der größten Herausforderungen überhaupt. Diese Änderungen, mit denen oft Preiserhöhungen verbunden sind, werden von der EU nicht an die Kunden kommuniziert. Mein Wunsch an die EU wäre deshalb, vorsichtiger mit Regulierungen umzugehen und an die Umsetzung zu denken.

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