Gemüsezüchtung im Wandel der Zeit
Interview mit Kerstin Sobottka, Geschäftsführerin der Rijk Zwaan Welver GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Sobottka, können Sie uns einen Überblick über die Struktur und Geschichte von Rijk Zwaan geben?
Kerstin Sobottka: Rijk Zwaan wurde 1924 in den Niederlanden gegründet und hat sich seitdem zu einem der führenden Unternehmen in der Gemüsezüchtung entwickelt. Das Unternehmen ist weltweit tätig und hat über 30 Tochtergesellschaften in verschiedenen Ländern. Unsere Struktur ist darauf ausgelegt, lokale Märkte und spezifische Bedürfnisse zu bedienen, während wir gleichzeitig von den Vorteilen einer globalen Organisation profitieren. In Welver arbeiten wir eng mit unseren Kollegen in den Niederlanden und anderen internationalen Standorten zusammen, um innovative Sorten zu entwickeln, die den Anforderungen der Verbraucher gerecht werden.
Wirtschaftsforum: Was hat Sie zu Rijk Zwaan geführt?
Kerstin Sobottka: Ich habe viele Jahre in der Saatgutzüchtungsbranche gearbeitet, unter anderem bei großen Unternehmen wie Monsanto und Syngenta. Nach meiner Rückkehr nach Europa suchte ich eine Möglichkeit, meine Erfahrungen in einem Unternehmen einzubringen, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Rijk Zwaan hat mir die Chance gegeben, neue Ideen zu entwickeln und das Team zu unterstützen. Das passt sehr gut zu meinem Führungsstil, der auf Respekt, Ehrlichkeit und Teamarbeit basiert.
Wirtschaftsforum: Wie positioniert sich Rijk Zwaan im Vergleich zu anderen großen Firmen in der Branche?
Kerstin Sobottka: Weltweit gehören wir zu den Top 4 der Gemüsezüchtungsunternehmen. Mit global etwa 4.000 Mitarbeitern und 140 Mitarbeitern in Welver sind wir in der Lage, innovative Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln. Unsere Züchtungsstation in Marne ist die einzige weltweit für Kohl und spielt eine zentrale Rolle in unserer Produktentwicklung.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielen die Forschung und Entwicklung bei Rijk Zwaan?
Kerstin Sobottka: Forschung und Entwicklung sind das Herzstück unseres Unternehmens. Wir investieren viel in die Züchtung neuer Sorten und arbeiten eng mit unseren Partnern zusammen, um sicherzustellen, dass unsere Produkte den Anforderungen des Marktes gerecht werden. Dabei legen wir großen Wert auf Geschmack, Ertrag und Resistenz gegen Krankheiten.
Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie mit den Herausforderungen des Klimawandels um?
Kerstin Sobottka: Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind. Wir passen unsere Züchtungsstrategien an die sich verändernden klimatischen Bedingungen an. Zum Beispiel verschiebt sich der Anbau von Gemüse zunehmend nach Norden, was neue Möglichkeiten für den Gemüseanbau in Regionen wie Skandinavien eröffnet. Gleichzeitig arbeiten wir daran, Sorten zu entwickeln, die gegen extreme Wetterbedingungen resistent sind.
Wirtschaftsforum: Welche neuen Produkte präsentieren Sie?
Kerstin Sobottka: Wir haben einige spannende Neuheiten in unserem Sortiment, darunter den violetten Blumenkohl, der gesund und optisch ansprechend ist, sowie die neue Paprika ‘Tatayoyo’, die einen tropischen Geschmack hat. Zudem präsentieren wir unsere Premium-Cherrytomaten, die für ihren hervorragenden Geschmack bekannt und bisher Marktführer im Cocktail-Tomaten-Segment sind, insbesondere mit der Sorte Brioso.
In den letzten Jahren hat der Jordan-Virus die Tomatenbestände weltweit stark beeinträchtigt, und wir haben schnell resistente Sorten entwickelt. Wir sind überzeugt, dass die Verbraucher bereit sind, für qualitativ hochwertige Produkte zu zahlen, insbesondere wenn sie sowohl guten Geschmack als auch hohe Qualität bieten.
Wirtschaftsforum: Gibt es spezielle Initiativen, um jüngere Verbraucher für Gemüse zu begeistern?
Kerstin Sobottka: Wir haben die „Veggies First“-Kampagne ins Leben gerufen, um den Gemüseverbrauch zu fördern. Wir bieten Rezepte und Ideen an, um Gemüse schmackhaft und attraktiv zu machen. Zudem nutzen wir Social Media, um jüngere Zielgruppen anzusprechen und sie zu ermutigen, mehr Gemüse zu konsumieren.
Wirtschaftsforum: Wie sieht die Zukunft für Rijk Zwaan aus?
Kerstin Sobottka: Unsere Ziele sind klar: Wir möchten Mehrwert in der gesamten Wertschöpfungskette schaffen und den Konsum von frischem Gemüse weiter steigern.
Wir müssen uns auf die Bedürfnisse der kommenden Generationen einstellen und herausfinden, wie wir sie dazu bringen können, gesunde Ernährung zu schätzen. Auch die Reduzierung von chemischen Pflanzenschutzmitteln bleibt ein zentrales Thema für uns.