Automatisierung – individuell und nachhaltig

Interview mit Dipl. Ing. Andreas Kleimann, Geschäftsführer der Hirata Engineering Europe GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Kleimann, was sind heute die wichtigsten Säulen des Geschäfts von Hirata?

Andreas Kleimann: Unsere drei Säulen sind Montageanlagen, Powertrains und Paletiersysteme. Dabei macht der Bereich Powertrain rund 50% unseres Geschäftes aus. Hier sind wir mit unseren Systemen schon seit vielen Jahren führend am Markt. Auch unser Mutterkonzern ist hier sehr stark, vor allem rund um die Themen, Batterie, Batteriezellen und elektrische Antriebsmodule. Wir investieren zurzeit in diesen Bereich, haben zum Beispiel Lösungen entwickelt, um Palettierer mit Flurförderfahrzeugen auffüllen zu können. Vor allem das Thema E-Mobilität erfordert neue Entwicklungen.

Die Paletiersysteme machen ungefähr 40% unseres Umsatzvolumens aus. Aktuell werden viele Produktionsanlagen aus China nach Deutschland, respektive Europa, zurückgeholt, da die Lieferketten stark gestört waren und auch immer noch sind. Das Problem sind hier allerdings die hohen Lohnkosten. Deshalb müssen die Systeme automatisiert und mit Flurförderfahrzeugen bestückt werden. Wir haben hier verschiedene Innovationen in der Pipeline, die wir voraussichtlich im Jahr 2025 auf den Markt bringen werden.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für Hirata?

Andreas Kleimann: Das Thema wird für unsere Kunden immer wichtiger und damit auch für uns, gerade im Bereich der Powertrains. Wir haben die ISO 14001 Zertifizierung und achten auf unseren CO2-Ausstoß in der Fertigung. Gerade dies ist ein für die Kunden wichtiger Aspekt. In unseren Anlagen sind sehr viele elektrische Antriebe verbaut. Pneumatik benötigt viel Energie und die Anlagen werden vollelektrisch betrieben. Mit unserer Hirata Öko-Serie versuchen wir, in der Antriebstechnik Gleichstrom anstelle von Wechselstrom einzusetzen.

Wirtschaftsforum: Inwieweit ist die Digitalisierung ein Treiber von Innovationen und Nachhaltigkeit?

Andreas Kleimann: Vor allem im Anlagenbereich spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Wir bauen die Anlagen digital auf und nehmen sie virtuell in Betrieb. So erkennen wir Störfaktoren, sparen Ressourcen und reduzieren Lieferzeiten. CAD und Virtual Reality sind hier wichtige Themen, ebenso wie die Schnittstellen zu unseren Kunden. Die haben ja eigene Systeme und Lösungen im Einsatz, die die Rahmenbedingungen vorgeben.

Wirtschaftsforum: Was sind Ihre wichtigsten Zielgruppen und Märkte?

Andreas Kleimann: Wir sind vor allem im Automobilbereich stark aufgestellt. Hier zählen namhafte Anbieter der Europäische Automobilindustrie zu unseren Kunden. Wir konzentrieren uns auf Europa. Global sind wir auch im Bereich der Medizintechnik tätig. Wichtige Märkte in Europa sind für uns aktuell Deutschland, Tschechien und Kroatien. In Tschechien und Kroatien sehen wir für die kommenden Jahre noch vielversprechende Perspektiven. Auch Deutschland wird aufgrund des Technologievorsprungs wichtig bleiben. White Spots auf unserer Hirata-Karte sind noch Länder in Südeuropa, wie Italien, Spanien und auch Frankreich.

Wirtschaftsforum: Was unterscheidet Hirata und Ihre Lösungen von anderen Anbietern?

Andreas Kleimann: Wir setzen innovative Technik ein und können ein großes Feld bedienen. Dank unseres Netzwerkes an Niederlassungen sind wir in der Lage, Projekte und Großanlagen weltweit zu betreuen und Support zu liefern. Unsere Technik ist solide, stabil und von hoher Qualität. Unsere Systeme halten lange, verschleißen nur gering und benötigen wenig Wartung.

Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für das Jahr 2023 vorgenommen?

Andreas Kleimann: Der Markt wird auch im nächsten Jahr noch schwierig bleiben. Wir erwarten eine kleine Rezession und die Lieferketten werden weiterhin problematisch sein. Deshalb suchen wir nach alternativen Lösungen und Produkten für unsere Anlagen. Produktseitig sind elektrische Antriebe, 24-V Antriebe, die automatisierte Bestückung sowie der CO2-Footprint der Anlagen wichtige Themen für uns. https://hirata-ecoele.com/en/

Wirtschaftsforum: Haben Sie eine Vision für Hirata?

Andreas Kleimann: Alle zwei bis drei Jahre wird ein Ranking der Automobilbranche veröffentlicht. In zehn Jahren möchten wir hier unter den ersten 50 Firmen sein. Quantitativ möchten wir in diesem Zeitraum sowohl die Anzahl unserer Mitarbeiter also auch unseren Umsatz verdoppeln. Ein großer Teil des Wachstums wird aus dem Bereich der Elektromobilität kommen. Hier wird bis 2030 viel investiert werden. Auch im Bereich der Batterietechnik erwarten wir Innovationen. Man wird weg von den Lithium-Batterien gehen. Wir blicken also, trotz des herausfordernden Umfelds, insgesamt zuversichtlich in die Zukunft.

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