Das Beste für Ihr Vermögen

Interview mit Dr. Robert Löw, Vorstandsvorsitzender der Liechtensteinischen Landesbank (Österreich) AG

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Löw, was sind Ihre wichtigsten Geschäftsbereiche?

Dr. Robert Löw: Die drei Säulen unseres Geschäfts sind Fonds, Anlageimmobilien für Investoren und die klassische Vermögensverwaltung und -beratung.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit im Anlagebereich?

Dr. Robert Löw: Wir haben schon vor längerer Zeit unsere Beratung und den Großteil unserer Produkte auf Nachhaltigkeit umgestellt. Wir erfüllen alle relevanten ESG-Kriterien. Vor Kurzem haben wir zwei neue Impact-Fonds lanciert, einen Anleihen- und Aktien-Fonds, die uns auf Knopfdruck den nachhaltigen Fußabdruck des Fonds liefern, zu allen drei Ebenen – Ecology, Social und Governance.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit insgesamt für Ihr Geschäft und für Ihren Markt?

Dr. Robert Löw: Nachhaltigkeit ist ein Generationenthema. Definitiv erleben wir dadurch eine Veränderung am Markt. Wir als Bank beschäftigen uns intensiv mit diesem Thema. Wir möchten für unsere Produkte bis 2026 eine Emissionen-Senkung von rund 30% erreichen. Als Bank möchten wir bis 2040 CO2-neutral werden, und zwar mit Netto-Null-Emissionen; also ohne Kompensation durch Zertifikate. Mit Zertifikaten sind wir bereits seit 2021 klimaneutral. Wir haben uns verschiedenen Initiativen angeschlossen und sind für unsere nachhaltige Anlageberatung im Bankentest Fuchsbriefe unter 76 Banken in den deutschsprachigen Ländern Europas mit der Note ‘Sehr gut’ ausgezeichnet worden.

Wirtschaftsforum: Wie beeinflusst die aktuelle Situation rund um den Ukrainekrieg und die daraus entstandenen wirtschaftlichen Herausforderungen Ihr Geschäft?

Dr. Robert Löw: Wir erleben jetzt einen Paradigmenwechsel. Die Zinsen steigen und die Anleihen fallen massiv. Deshalb haben wir die Total Return 2.0 Investmentstrategie entwickelt, haben die klassischen Anleihen durch alternative Investmentanlagen ersetzt. Dies sind Investmentformen, die nicht mit Aktien korrelieren, wie zum Beispiel Rohstoff- oder Trendfolge-Strategien sowie strukturierte Produkte. Diese Lösungen haben sich im vergangenen Jahr schon bei fallenden Anleihen bewährt, und auch dieses Jahr ist dies eine gute Strategie. Wir verzeichnen bereits eine hohe Nachfrage. Was Immobilien betrifft, so haben sie von Natur aus einen Vorteil bei einer hohen Inflation. Über die Indexierung bei Mietverträgen gleichen sie das Inflationsrisiko aus oder federn es zumindest ab. Das macht die Anlageklasse interessant, aber aktuell ist auch dieser Markt aufgrund der steigenden Zinsen herausfordernd.

Wirtschaftsforum: Was macht die LLB so nachhaltig erfolgreich in der dynamischen Finanzlandschaft?

Dr. Robert Löw: Mit einem verwalteten Geschäftsvolumen von 30 Milliarden EUR sind wir die führende Vermögensverwaltungsbank in Österreich. Wir sind, bei aller Nutzung der modernen Technologien, immer noch ein People’s Business. Wir legen großen Wert auf einen hohen Dienstleistungsgrad und investieren deshalb konsequent in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Entsprechend können wir kompetent maßgeschneidert beraten. Eine maßgeschneiderte Beratung ist nicht digital möglich. Sie wird immer persönlich sein. Nur so kann man auf den Menschen und seine Bedürfnisse eingehen und die bestmögliche Lösung finden. Gerade in der klassischen Vermögensberatung ist der persönliche Ansatz nach wie vor wichtig. Die Zukunft wird hybrid sein, also digital-persönlich. Bei der Erbengeneration erleben wir einen Shift von analog zu digital, von Old Economy zur Tech-Aktie – aber auch hier mit dem Wunsch nach persönlicher Beratung. Nicht zuletzt gibt es bei uns keine ‘Waren von der Stange’. Wir beraten individuell und ganzheitlich. Bei uns geht es nicht um Produkte, sondern um Themen und Lösungen, wie zum Beispiel eine perspektivische Anlageentwicklung oder aber die Vermögensstrukturierung und -übergabe.

Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Themen für das Jahr 2023?

Dr. Robert Löw: Die Themen leiten wir aus unserer Strategie ‘Act 26’ ab, Act steht für ‘Accelerate and Transform’. Wachstum, Effizienz und Nachhaltigkeit sind wichtige Eckpfeiler unserer Strategie. Um unsere Effizienz zu steigern, werden wir verstärkt neue Technologien nutzen, vor allem, um unsere Standardprozesse zu optimieren. Dem Thema Nachhaltigkeit stellen wir uns in unserer Verantwortung als Wirtschaftsunternehmen, aber auch mit unseren Anlagelösungen. Wir möchten organisch, aber auch anorganisch wachsen. Daher sind wir wie bisher offen für Banken und Kapitalanlagegesellschaften, die zu uns passen. Wir setzen also auf beschleunigtes und transformiertes Wachstum.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Finanzen

„Es gibt fast nichts, wofür es kein Förderprogramm gibt!“

Interview mit Doris Woll, Vorstandsvorsitzende und Michael Schmidt, Prokurist Vertriebsmanagement sowie Markus Allgayer, Abteilungsleiter Vertriebsmanagement Wohnbau der Saarländischen Investitionskreditbank AG

„Es gibt fast nichts, wofür es kein Förderprogramm gibt!“

Das veränderte Zinsumfeld stellt viele Kapitalnachfrager vor lange nicht gekannte Herausforderungen – im Wohnungsbausegment wie in der Privatwirtschaft. Die Saarländische Investitionskreditbank hat sich eine konsequente Unterstützung der Marktteilnehmer im kleinsten…

Schöne Zähne sollte sich jeder leisten können!

Schöne Zähne sollte sich jeder leisten können!

Vor 15 Jahren gründete Maximilian Waizmann gemeinsam mit seiner Frau die Versicherungsmakler Experten GmbH und das Portal zahnzusatzversicherung-experten.de. In einem Interview betont er die Wichtigkeit von Zahnzusatzversicherungen und die Expertise…

Klein und fein

Interview mit Bernd Hoffmann, Geschäftsführer der RSB Retail + Service Bank GmbH

Klein und fein

Die Zentralregulierung ist ein Abrechnungssystem für den Zahlungsverkehr zwischen Lieferanten und Mitgliedern von Einkaufsverbänden – im Idealfall eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Die RSB Retail + Service Bank GmbH aus…

Spannendes aus der Region Wien

Sonnenblumenöl aus der Ukraine: vom Feld direkt auf den Teller

Interview mit Hans Karall, Geschäftsführer der Vimeksim International GmbH

Sonnenblumenöl aus der Ukraine: vom Feld direkt auf den Teller

Bisher hat sich die ursprünglich in der Ukraine gegründete Vimeksim International GmbH vornehmlich in der Urproduktion von Agrarrohstoffen engagiert. Vor einem Jahr brachte das Unternehmen unter der Marke Vieno schließlich…

Shared Value: Gemeinsame Werte für Ihre Gesundheit

Interview mit Dr. Christian Woergetter, MES, Managing Director der Chiesi Pharmaceuticals GmbH

Shared Value: Gemeinsame Werte für Ihre Gesundheit

Die Entwicklung und Herstellung von Medikamenten in Europa sind im globalen Vergleich eine Herausforderung. Mehr und mehr Unternehmen verlegen ihre Produktion ins nicht-europäische Ausland. Die Chiesi Pharmaceuticals GmbH aus Wien,…

HR neu gedacht

Interview mit Mark Pollok, CEO der Trenkwalder Group AG

HR neu gedacht

Der Fachkräftemangel stellt viele Unternehmen vor ernsthafte Probleme. Auch Personaldienstleister müssen über reine Zeitarbeit hinausdenken, weil sie das Problem nicht an der Wurzel packt. Dass sie die wirklichen Bedarfe ihrer…

Das könnte Sie auch interessieren

„Unsere Branche ist spannender als ihr Ruf“

Interview mit Dr. Robert Löw, Vorstandsvorsitzender der Liechtensteinischen Landesbank (Österreich) AG

„Unsere Branche ist spannender als ihr Ruf“

Tradition und Kompetenz sind eine gute Basis, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen – besonders wenn es um Geld geht. Die Liechtensteinische Landesbank ist das älteste Finanzinstitut im Fürstentum…

Der nächste Coup

Interview mit Peter Böhler, Vorstandsmitglied der Bankhaus Schelhammer & Schattera Aktiengesellschaft

Der nächste Coup

Nach Gründung der von Beginn an äußerst erfolgreichen Direktbank DADAT vor gut drei Jahren hat die Grawe Bankengruppe, zu der auch das alteingesessene Bankhaus Schelhammer & Schattera gehört, einen neuen…

Regionale Nähe und Nachhaltigkeit

Interview mit Alexander Seiler, Vorstandsdirektor der VKB-Bank

Regionale Nähe und Nachhaltigkeit

Die Corona-Krise hat viele Unternehmen wirtschaftlich bis ins Mark erschüttert. Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 kommt den Banken im Rahmen der Krise deshalb eine noch größere Bedeutung zu…

TOP