Ein Name, ein Programm

Interview mit Hendrik Stähler, Geschäftsführer der Grün GmbH Spezialmaschinenfabrik

Wirtschaftsforum: Herr Stähler, Sie sind seit 2018 für die Grün GmbH tätig und damit in einer Zeit zum Unternehmen gekommen, die von Corona und aktuell dem Ukrainekrieg geprägt ist. Was hat für Sie die jüngere Entwicklung des Unternehmens geprägt?

Hendrik Stähler: Eine Zäsur war die Übernahme des Unternehmens durch die Familie Vogelsang 1987, der der Wandel vom Handwerksbetrieb zum Industrieunternehmen folgte. Damit einher gingen in den folgenden Jahren Sortimentserweiterungen und -bereinigungen. So trennte man sich vom Behälterbau, Werkzeugbau und der externen Lohnfertigung. Auf der anderen Seite wurde die Entwicklungsarbeit seit Ende der 1990er-/Anfang 2000er-Jahre intensiviert. Durch Beteiligungserwerbe wurde der Bereich Straßenmarkiertechnik erweitert und die Wasserhochdrucktechnik kam hinzu. Zusammen mit den Straßenbaumaschinen bilden diese die übergeordnete Sparte ‘Straße’. Das Grün-Portfolio ist damit sehr dynamisch, ein wichtiges Charakteristikum.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die heutige Unternehmensstruktur aus?

Hendrik Stähler: Grün ist eine Gruppe mit zwei Tochterunternehmen. Es gibt einen weiteren Standort in Kellinghusen nahe Hamburg, wo man sich auf die Markiertechnik konzentriert. Seit den 2000er-Jahren ist Grün rasant gewachsen, sodass wir heute mit 120 Mitarbeitern 25 Millionen EUR umsetzen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht das Portfolio nach den Bereinigungen und Erweiterungen heute aus?

Hendrik Stähler: Zur Gruppe gehören drei operative Gesellschaften, welche die sechs Geschäftsfelder Dachdeckergeräte und Bautechnik, Absturzsicherung und Dachsicherheit, Straßenbaumaschinen, Steuer- und Regelungstechnik sowie Straßenmarkierungen und Wasserhochdrucktechnik abdecken. Vor zwei, drei Jahren haben wir begonnen, die Manpower in der Konstruktion und Entwicklung aufzustocken. Die ehemals zentrale Konstruktionsabteilung wurde seither sukzessive dezentralisiert, sodass heute jeder Geschäftsbereich einen eigenen Ansprechpartner hat, um Entwicklungsthemen zu forcieren.

Wirtschaftsforum: An welchen Entwicklungsthemen arbeitet Grün aktuell?

Hendrik Stähler: Neben Entwicklungen, die durch Kundenfeedback angeregt wurden, gibt es größere Projekte wie eines für autonom fahrende Baumaschinen, an dem wir gemeinsam mit der TU München arbeiten. Ein weiteres großes Zukunftsthema ist die Antriebselektrifizierung der Anlagen. Die bisherigen Verbrennungsmotoren werden zunehmend durch Elektroantriebe ersetzt. Auch die Brennstoffzellentechnologie kann dabei zukünftig eine Rolle spielen. Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, insgesamt grüner zu werden.

Wirtschaftsforum: Grün hat sich damit erfolgreich mit dem Markt mitentwickelt und als zuverlässiger Partner in den verschiedenen Bereichen etabliert. Gibt es besondere Faktoren, die diese Entwicklung angetrieben haben?

Hendrik Stähler: Das sind in erster Linie die Mitarbeiter. Wir haben aufgrund unserer ausgeprägten Diversifikation Mitarbeiter mit enormem Know-how. Sie denken und agieren in Zusammenhängen, schauen über den Tellerrand hinaus und sind auch innerhalb unseres breiten Sortiments flexibel einsetzbar. Für uns ist klar, dass man nur als Team funktionieren kann; das merken wir immer wieder.

Wirtschaftsforum: Sind diese Überzeugungen auch Teil der Unternehmenskultur?

Hendrik Stähler: Ja. Wir leben zwar im Zeitalter der Digitalisierung, dennoch steht der Mensch weiter im Mittelpunkt. Arbeits- und Tarifverträge regeln viel, aber nicht alles. Uns ist wichtig, ein offenes Ohr für die Mitarbeiter zu haben. Wir haben kurze Wege, flache Hierarchien, bieten Raum für Ideen und ein familiäres Umfeld und haben Mut, uns an neue Themen heranzuwagen. Dass wir in diesem Sommer eine Kollegin nach 41 Jahren Betriebszugehörigkeit in den Ruhestand verabschiedet haben und ein großer Teil der aktuellen Belegschaft langjährig bei uns beschäftigt ist, bestätigt uns darin, diese Kultur weiter zu leben. Dass es uns öfter gelingt, Vakanzen durch Empfehlungen aus der Belegschaft zu schließen, spricht für sich.

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