„Tradition mit Dynamik verbinden“
Interview mit Marc Wenzelmann, Geschäftsführer der GravoPrintec Schilderfabrik GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Wenzelmann, erzählen Sie uns doch zunächst von den Anfängen des Unternehmens.
Marc Wenzelmann: Die Geschichte von GravoPrintec beginnt mit meinem Opa und seinem Bruder, die 1969 das Fuhrunternehmen ihres Vaters übernommen und sich dann der Schilderherstellung gewidmet haben. Sie besaßen die erste CNC-gesteuerte Maschine in der Region. Mein Vater hat 1980 den Siebdruck eingeführt, welcher bei Serienschildern gegenüber gravierten Schildern eine große Kostenreduzierung bedeutete. Das Unternehmen hatte sich bis dahin mehrmals räumlich vergrößert. Als mein Großvater ausgeschieden ist, hat mein Vater nach einiger Zeit beschlossen, mit einem neuen Unternehmen zu beginnen. So wurde das Unternehmen 1998 aufgespalten und mein Vater ist mit tatkräftiger Unterstützung meiner Mutter und einem kleinen Personalstamm an unseren jetzigen Standort gezogen. Durch mutige Entscheidungen und indem er auf neue Technologien gesetzt hat, hat er einen guten Kundenstamm aufgebaut und weiter in Maschinen und Anlagen investiert. Die Personaldecke hat sich von acht auf heute 25 Mitarbeiter erhöht.
Wirtschaftsforum: Was hat sich seit Ihrem Einstieg ins Unternehmen getan?
Marc Wenzelmann: Ich bin 2007 in unser Familienunternehmen eingetreten. 2009 haben wir in der Wirtschaftskrise in einem weiteren mutigen Schritt beschlossen, die Aluminiumbearbeitung in Form von Zerspanungsteilen auszubauen. Wir haben dann stark in unseren Maschinenpark investiert und die komplette Programmierung auf 3D-Basis umgestellt. Aufgrund mannloser Maschinenlaufzeiten hat sich der Maschinenpark in dieser Zeit verdoppelt. Vor zwei Jahren haben wir im Zuge einer notwendigen Dachsanierung eine Photovoltaikanlage installiert. Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Anliegen. Wir versuchen zum Beispiel auch, Verpackungen wiederzuverwerten, indem wir sie kleinhäckseln und als Füllmaterial verwenden. Die Abwärme der Maschinen speisen wir wieder in unser Heizsystem ein. Aktuell erweitern wir unsere Produktionsfläche. Wir haben außerdem bereits Projekte in einem neuen Segment, der Gehäusebearbeitung, abgewickelt und wollen dieses nun intensiv ausbauen.
Wirtschaftsforum: GravoPrintec bietet weit mehr als nur Schilder. Was gehört noch zu Ihren Kernkompetenzen?
Marc Wenzelmann: Unser Ursprung sind Industrie-Typenschilder für Maschinen und Anlagen. Ein weiteres Geschäftsfeld sind Front- und Rückblenden aus Aluminium und Kunststoffen für Bediengeräte. Außerdem fertigen wir Schilderrohlinge, zum Beispiel Stanzteile. Unser viertes Standbein sind Zerspanungsteile aus Aluminium und Kunststoff. Sie werden viel im Sondermaschinenbau sowie der Medizin- und Veranstaltungstechnik und auch der Beförderungsindustrie eingesetzt. Diesen Bereich wollen wir vermehrt bedienen, denn in vielen Geschäftsfeldern werden immer noch Teile auf konventionellen Maschinen mit aufwendigen Spannungen hergestellt. Der Vorteil unserer Anlagen ist, dass wir bei flachen Teilen kaum Rüstzeit benötigen, dadurch nur geringe Rüstkosten anfallen und wir sehr flexibel sind. Unser über die Jahre entwickeltes System ermöglicht bei allen Verfahren eine optimale Nutzung des Materials, sodass kaum Abfall anfällt. In unserem neuen Segment Gehäusebearbeitung fertigen wir Produkte, die vor allem in der Elektronikindustrie, aber auch der Roboterbedienung verwendet werden. Dieser Bereich hat großes Potenzial.
Wirtschaftsforum: Wie machen Sie potenzielle Kunden auf Ihr breites Angebot aufmerksam?
Marc Wenzelmann: Im vergangenen Jahr haben wir unseren Webauftritt inklusive Social Media komplett überarbeitet und einen neuen Unternehmensfilm produziert, um zu zeigen, was sich bei uns mittlerweile getan hat. Das hat hohe Wellen geschlagen. Wir haben dadurch nicht nur neue Kunden gewonnen, sondern auch viele positive Rückmeldungen und Aufträge für weitere Produkte von unseren Bestandskunden erhalten.
Wirtschaftsforum: Welche Faktoren sind Ihrer Meinung nach ausschlaggebend für den Erfolg des Unternehmens?
Marc Wenzelmann: Wir haben immer zur richtigen Zeit auf die richtigen Investitionen gesetzt, sind mutige Schritte gegangen und haben uns dem Neuen nicht verschlossen. Das hat auch dazu geführt, dass wir im letzten Jahr mit unseren Medizintechnikkunden noch engere Partnerschaften aufgebaut haben und dadurch pandemiebedingt freie Kapazitäten mit der Montage von Komponenten für Beatmungsgeräte ausfüllen konnten. Wir waren in der Lage, unseren Kunden innerhalb kürzester Zeit Kapazitäten in diesem Bereich zur Verfügung zu stellen – eine klassische Win-win-Situation. Das Team zieht hervorragend mit. Uns ist es wichtig, offen zu kommunizieren, den Mitarbeitern das Gefühl zu geben eingebunden zu sein und sie regelmäßig zu schulen.
Wirtschaftsforum: Was bedeutet es für Sie, heute gemeinsam mit Ihrem Vater die Verantwortung für das Familienunternehmen zu tragen?
Marc Wenzelmann: Das, was mein Opa, der leider im letzten Jahr verstorben ist, und vor allem mein Vater aufgebaut haben, voranzutreiben, ist für mich eine große Motivation. Ich möchte die Tradition unseres Unternehmens mit neuer Dynamik verbinden. Das impliziert, Vorreiter zu sein in dem, was wir tun, und offen zu sein für Neues.