Es saugt und bläst ... der starmix

Interview mit Roman Gorovoy, Geschäftsführer der ELECTROSTAR GmbH

Manchmal braucht es einfach den richtigen Riecher – oder das richtige Bauchgefühl, wie im Fall von Roman Gorovoy, Geschäftsführer von ELECTROSTAR, und seinem Vater. Mit zwölf Jahren war der in Moskau geborene Roman Gorovoy nach Deutschland gekommen, wo er das Internat in Salem besuchte. Dort lernte er den Sohn des ehemaligen Inhabers von ELECTROSTAR kennen.

2003 ist sein Vater bei der Firma als Finanzinvestor eingestiegen; zwei Jahre später übernahm er die Mehrheit und die Geschäftsführung. „Ich kam damals frisch von der Uni und bin mit 24 Jahren Generalbevollmächtigter geworden“, erzählt Roman Gorovoy und erklärt: „ELECTROSTAR war unser erstes Investment im Ausland. Es war ein reines Bauchgefühl. Wir wollten den ehemaligen Inhaber unterstützen. Es wurde ein harter und steiniger Weg, aber auch eine tolle Schule.“

Am Anfang stand die Sanierung des Unternehmens, dann wurden neue Märkte in Osteuropa erschlossen und ein Vertrieb in Russland aufgebaut. So konnten Roman Gorovoy und sein Vater das Unternehmen innerhalb von drei Jahren wieder auf Erfolgskurs bringen.

„2005 hatten wir einen Umsatz von 20 Millionen EUR, 2007 waren es 25 Millionen EUR, und wir haben unsere ersten Gewinne eingefahren“, berichtet der Geschäftsführer. Die Finanzkrise führte jedoch zu einem Rückschlag. Abermals wurde vieles auf den Prüfstand gestellt und in die Gebäudeinfrastruktur investiert, um dem Kostendruck standhalten zu können.

Ab 2013 ist das Unternehmen konstant, teils fast dreistellig, gewachsen, auf einen Jahresumsatz von 44 Millionen EUR. Innovationen zum Saugen und Reinigen 80% des Umsatzes entfallen auf Sauger und Reinigungsgeräte wie Handwerkerstaubsauger, Kehrmaschinen und Industriestaubsauger.

„Die Handwerkerstaubsauger für das Absaugen von Stäuben auf Baustellen sind unsere Hauptumsatzbringer. Sie verfügen über eine innovative Filterreinigungstechnik und zeichnen sich durch außerordentlich gute Leistung und Qualität made in Germany aus“, betont Roman Gorovoy.

Er hebt außerdem hervor: „Im Vergleich zu Wettbewerbern in diesem Bereich sind wir relativ klein, aber dadurch deutlich flexibler. Wir können gezielter auf Kundenanforderungen reagieren.“ Eine Neuentwicklung im Bereich Batterietechnik, ein 36-Volt-Akku, wird im ersten Quartal 2021 auf den Markt kommen. Für das zweite Halbjahr ist eine neue Profilinie im Bereich der Kehrmaschinen geplant. Während zu Beginn der Corona-Pandemie in diesen Sparten aufgetretene Lieferschwierigkeiten überwunden sind, hat die Krise immer noch Auswirkungen auf das in Deutschland sehr starke Geschäft von ELECTROSTAR mit Hände- und Haartrocknern, berichtet Roman Gorovoy: „Es gibt Auflagen, die absolut unbegründet sind, etwa, dass Haartrockner im öffentlichen Bereich nicht zu benutzen sind. Dagegen gehen wir rechtlich vor. Auch heißt es, Händetrockner sollen angeblich die Tröpfchen verteilen. Das ist aber kompletter Unsinn. Die meisten Händetrockner sind mit HEPA-Filtern ausgestattet und reinigen die Luft sogar.“ Um die Ausfälle zu kompensieren, wird ELECTROSTAR Desinfektionslösungen auf den Markt bringen.

Die Zukunft ist digital

„Unser Anspruch ist, Best-in-Class-Produkte in jedem Segment zu produzieren“, so der Geschäftsführer. Für die Zukunft ist weiteres Wachstum geplant; 2020 soll die 50-Millionen-Marke geknackt werden. Des Weiteren stehen die Flexibilisierung und Digitalisierung der Firma auf dem Plan. Dazu werden neue, unterstützende IT-Systeme eingeführt und ein breites Programm an Qualifikationsmaßnahmen für die 200 Mitarbeiter erstellt. Im digitalen Vertrieb werde man sich komplett neu aufstellen.

„Corona hat uns da einen richtigen Push gegeben, da die klassischen Vertriebskanäle nicht mehr funktionieren“, sagt Roman Gorovoy. Für das Marketing, das bisher zu einem großen Teil über Messen erfolgte, sei das eine Herausforderung. Das Unternehmen reagiert darauf, indem es den B2B-Vertrieb digital aufsetzt, aktiver auf Social-Media-Kanälen agiert und die eigene Webseite umbaut.

Roman Gorovoy blickt mit Zuversicht auf die kommenden Herausforderungen: „Wir haben eine Mannschaft, die krisenerprobt ist. Deshalb können wir uns gut an neue Krisenbedingungen anpassen. Neue Wege zu gehen und aus der Krise zu lernen, ist der Schlüssel für weiteren Erfolg. Hier wird sich in Zukunft die Spreu vom Weizen trennen.“

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