Auf der Suche nach den besten Kekszutaten in der Schweiz

Interview mit Alexis Richard, Geschäftsführer von Biscuits Agathe

Wirtschaftsforum: Herr Richard, im Zentrum des Marketingauftritts Ihres Unternehmens steht eine Frau namens Agathe, die sich aufmacht zu einer Reise durch die Schweiz. Welche Geschichte möchten Sie mit dieser Figur erzählen?

Alexis Richard: Die Agathe aus unserem Firmennamen geht auf eine historische Person zurück, die als ‘Tante Agathe’ zu einem Sinnbild für Schweizer Qualität in der Lebensmittelproduktion wurde: Als Ehefrau des französischen Botschafters in Bern war sie bekannt für ihre Biskuits und Kekse, die sie ihren Gästen anbot. Daraus entstand 1954 unser Unternehmen, das wir heute mit denselben Werten wie damals fortführen möchten: Kreativität, Genuss, Lokalität und Nachhaltigkeit. Als ich vor zwei Jahren in die Geschäftsführung eintrat, war Biscuits Agathe bereit für eine strategische Neuausrichtung, die sich auch in unserer Außendarstellung niederschlagen soll: Unsere Produkte sind seit fast 70 Jahren erstklassig – ich finde nur, dass wir unsere Überzeugungen mithilfe einer umfassenden Geschichte noch viel besser erzählen können. Unsere Agathe, die die ganze Schweiz bereist, um die besten Zutaten zu finden, ist dafür ein hervorragendes Sinnbild.

Wirtschaftsforum: Sie möchten die Zutatenstruktur Ihrer Produkte ja auch tatsächlich verändern.

Alexis Richard: Das stimmt, aber nicht im Sinne einer weiteren Optimierung unserer Kekse, sondern vielmehr, um unseren Nachhaltigkeitszielen noch besser Rechnung tragen zu können. Die entsprechenden Anforderungen der Konsumentinnen sind in den letzten Jahren um ein Vielfaches gestiegen, was unser Unternehmen ausdrücklich begrüßt. Ich bin überzeugt, dass die Kreislaufwirtschaft eine fundamentale Transformation bedeutet, der früher oder später alle Unternehmen gerecht werden müssen. Wir möchten unsere Standards schon heute nachweisen können und durchlaufen deshalb gerade den Prozess zum Erwerb einer B-Corp-Zertifizierung. Natürlich schätzen wir das Vertrauen unserer Kundinnen – doch wir möchten, dass sie unsere Angaben auch unabhängig überprüfen können.

Wirtschaftsforum: Ihre Ansprüche an Ihre Vorprodukte gehen über die reinen Nachhaltigkeitsziele noch hinaus. Dabei betonen Sie gerne die ’Swissness‘ Ihrer Biskuits und Kekse. Was ist an Ihrem Unternehmen typisch schweizerisch?

Alexis Richard: So ziemlich alles. Schon heute produzieren wir die schweizerischsten Guetzli der ganzen Eidgenossenschaft, wobei 80% unserer Zutaten aus dem Inland stammen. Wir unternehmen derzeit große Anstrengungen, um bald die magische Zahl von 100% zu erreichen. Damit möchte unser Unternehmen ausländische Produkte keinesfalls abwerten – doch die große räumliche Nähe zu den Herstellern unserer Vorprodukte bringt neben offensichtlichen Nachhaltigkeitsvorteilen auch die Stärkung lokaler Wertschöpfungsketten mit sich, was nicht nur in Zeiten der Supply Chain-Krisen eine große Verlässlichkeit bietet.

Wirtschaftsforum: Wo genau liegen die Herausforderungen bei der Umstellung Ihres Vorprodukt-Bezugs?

Alexis Richard: Bei unserer Unternehmensgröße müssen wir unsere qualitativen und quantitativen Anforderungen unter einen Hut bringen, ohne Abstriche bei unseren Ansprüchen an Nachhaltigkeit und Produktgüte machen zu müssen. Ferner möchten wir auch bei der Organisation unserer Logistik unseren Werten Rechnung tragen. Mit einem unserer Lieferanten konnten wir beispielsweise eine Lieferkette etablieren, bei der die gesamte Transportverpackung stets wiederverwendet wird. Auch bei der Nachverfolgbarkeit der Produkte durch unsere Kunden möchten wir noch transparenter werden. Unser langfristiges Ziel ist ein QR-Code, mit dem die Verbraucherin alles von der Milch bis zum Mehl in unseren Produkten zu den jeweiligen Ursprungsorten zurückverfolgen kann.

Wirtschaftsforum: Hinter dem Anspruch an Swissness steckt auch die hohe Wertschätzung, die Schweizer Qualität in der ganzen Welt erfährt. Welchen Herausforderungen begegnen Sie bei diesem besonderen Qualitätsversprechen?

Alexis Richard: Kekse herzustellen, ist nicht schwer – aber richtig schmackhafte Kekse zu backen, ist eine ganz andere Hausnummer. An den Rezepten unserer zehn verschiedenen Produktreihen wurde deshalb auch lange getüftelt, wobei auch leichte Veränderungen der Zutatenliste bestimmte Anpassungen nach sich ziehen. Wir nutzen beispielsweise ausschließlich natürliche Butter anstelle des industriell gefertigten Pendants – schließlich sollen unsere Kekse schmecken, als kämen sie gerade aus dem heimischen Ofen, wie damals bei Madame Agathe. In naher Zukunft möchten wir auch über die Schweiz hinaus wachsen und unsere Produkte auf dem deutschen Markt anbieten. Das hohe Qualitätsbewusstsein der deutschen Konsumenten ist schließlich wie gemacht für unsere eigenen Ansprüche.

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