„Am Arlberg geht man nicht einkaufen, sondern strolzen!“

Interview mit Olivia Strolz, Geschäftsführerin der Strolz GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Strolz, Sie betreiben Ihr exklusives Sport- und Modehaus in Lech am Arlberg inzwischen in 4. Generation – mit welchen Produkten überzeugen Sie Ihre Kunden?

Olivia Strolz: Wir bieten ein breites Sortiment rund um die Themenfelder Wintersport und -fashion an. Unser Herzstück ist der Strolz-Skischuh, den wir nach einem kürzlich vollzogenen Herstellerwechsel nun in wesentlich kürzeren Zyklen weiterentwickeln können. Ferner bieten wir inzwischen auch einen geschäumten Schuh an, der sich perfekt an den Fuß seiner Trägerin anpasst und somit auch bestens für den Freeride-Bereich geeignet ist. Doch neben unserem hochwertigen Produktspektrum ist natürlich auch die besondere Atmosphäre in unserem Haus ein wichtiges Fundament für unseren nachhaltigen Erfolg – schließlich sehen wir uns als einen elementaren Teil der alpinen Gemeinschaft und wollen in diesem Zuge auch einen entscheidenden Beitrag zu einem schönen Urlaubserlebnis für unsere Gäste leisten.

Wirtschaftsforum: Wie gelingt Ihnen das?

Olivia Strolz: Unser Haus muss für alle Gäste einladend, spannend und inspirierend sein. So ist eine unserer Mitarbeiterinnen beispielsweise allein für die Begrüßung unserer Gäste zuständig; schließlich sollen sie sich vom ersten Moment an bei Strolz willkommen fühlen. Damit es immer etwas Neues zu entdecken gibt, gestalten wir unser gesamtes Interieur jedes Jahr zur Gänze um und tauschen zudem 10 bis 20% der von uns geführten Marken aus – damit stellen wir unsere Einkäufer beständig vor große Herausforderungen, da sie dauernd nach neuen unverwechselbaren Produkten Ausschau halten müssen. Uns zeichnet sicherlich aus, dass wir unser gesamtes Sortiment aufwendig kuratieren. Bei Strolz gibt es keine Corner-Shops, in denen einfach eine Marke in ihrem Komplett-Look präsentiert wird. Stattdessen stellen wir unsere Produkte aufwendig wie in einer Ausstellung zusammen, in einer individuellen Kombination, wie man sie anderswo nicht zu sehen bekommt. Denn uns ist bewusst, dass unsere Gäste vornehmlich aus europäischen Metropolen stammen – daher kennen sie auch diese Kollektionen wahrscheinlich ziemlich gut und suchen gerade das Besondere. So sind wir über die Jahrzehnte bei vielen Besuchern zu einer festen Instanz geworden: Sie wollen sich in unserem Haus inspirieren lassen, kommen auf einen Kaffee vorbei oder um unsere Mitarbeiter zu begrüßen, die sie schon lange nicht mehr gesehen haben. Inzwischen geht man in Lech auch nicht mehr einkaufen, sondern „strolzen“. Spätestens, wenn man zu einem Verb geworden ist, hat man wohl einiges richtig gemacht.

Wirtschaftsforum: Welche Perspektiven eröffnen sich dem Vorarlberger Tourismus in der Zeit nach der Coronapandemie?

Olivia Strolz: Ich vertrete an dieser Stelle eine vorsichtig optimistische Position, denn der Winter- und Bergtourismus hat sicherlich großes Potenzial und erfreut sich weiterhin einer nachhaltigen Beliebtheit. Zudem sehen wir die Möglichkeit, auch im Sommer stärker zu wachsen – ein Trend, der sich schon seit etlichen Jahren abzeichnet.

Wirtschaftsforum: Wie könnte Vorarlberg zu einer noch attraktiveren touristischen Destination werden?

Olivia Strolz: Zum einen geht es darum, die bestehenden Stärken zu bewahren. Dass ein Großteil der hiesigen Betriebe inhabergeführt ist und von hervorragenden Unternehmern geleitet wird, stellt einen riesigen Pluspunkt dar. Die Herausforderung besteht darin, für die Gäste ein noch nahtloseres Erlebnis zu schaffen: denn wenn ein Tourist heute anreist, muss er zuerst an der Rezeption im Hotel vorstellig werden und dort all seine Daten angeben, sich dann am nächsten Tag in der Skischule anmelden und das gesamte Procedere noch einmal absolvieren, bevor er sich beim Skiverleih seine Ausrüstung besorgen kann, um dann noch einmal für eine Skikarte anzustehen. Das ließe sich auf digitalem Wege bequemer umsetzen – und daran sollten wir arbeiten.

Wirtschaftsforum: Sie haben die Geschäftsführung von Strolz zwei Jahre vor Beginn der Pandemie angetreten – wie gut haben Sie die Feuertaufe überstanden?

Olivia Strolz: Auch in den schwierigsten Momenten war für mich klar, dass ich das Unternehmen nicht im 99. Jahr seines Bestehens übernommen habe, um es dann im 100. Jahr zu schließen. Deshalb haben wir die Zeit genutzt, um uns mit digitalen Prozessen schlanker aufzustellen, unsere Gesellschafterstruktur fit für die Zukunft zu machen und Filialen zu schließen, die nicht mehr profitabel gewirtschaftet haben. Somit war die Pandemie auch eine Riesenchance für uns, diese notwendige Restrukturierung erfolgreich abzuschließen. Jetzt freue ich mich darauf, die Zukunft dieses Unternehmens nachhaltig gestalten zu dürfen.

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