Ein ostdeutscher Traditionsbetrieb auf Erfolgs- und Expansionskurs

Interview mit Thomas Schulz, Geschäftsführer der Ostthüringer Nahrungsmittelwerk Gera GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schulz, Ihre Marken dürften im Markt ein wenig bekannter sein als der Name Ihres Unternehmens: die Ostthüringer Nahrungsmittelwerk Gera GmbH, kurz: Othüna. Welche Produkte gehören zu Ihrem Portfolio?

Thomas Schulz: Als traditionsreicher Hersteller von Margarine sind wir unserem Markenkern stets treu geblieben und konzentrieren uns auch weiterhin auf ein vergleichsweise kleines Produktsortiment, das wir dafür mit einer umso größeren Fachexpertise und Erfahrung bespielen. So bieten wir vornehmlich Margarinewürfel mit einem Gewicht von 250 Gramm zum Kochen, Braten und Backen an, wobei sich unsere Brands Sanna und Marina in unserem Verbreitungsgebiet einen Namen machen konnten.

Beide Varianten sind zudem als 500-Gramm-Becher als Brotaufstrich in Form von Streichmargarine erhältlich, ebenso wie unsere Marke Goldina, die gänzlich aus Raps hergestellt wird und somit vollständig laktose- und glutenfrei ist. Allein durch unsere Historie und unseren Standort bedingt genießen unsere Produkte in Ostdeutschland eine deutlich weitere Verbreitung und sind entsprechend bekannter als in den alten Bundesländern, wobei wir perspektivisch vorhaben, unsere Präsenz auch in den übrigen Regionen Deutschlands und darüber hinaus weiter auszubauen.

Wirtschaftsforum: Die Wurzeln der Othüna gehen bis ins Jahr 1902 zurück: Inwiefern spielt die lange Unternehmensgeschichte in Ihrem Tagesgeschäft weiterhin eine wichtige Rolle?

Thomas Schulz: Der Umstand, dass wir uns nach dieser langen Zeit auch heute noch erfolgreich im Markt bewegen, ist sicherlich ein Ausweis unseres Qualitätsbewusstseins, für das wir weiterhin unumwunden stehen: So bieten wir bis heute ausschließlich Margarine mit einem Fettanteil von mindestens 80% an und werden auch in Zukunft nicht auf den Streichfettmarkt ausweichen wie andere Marktteilnehmer. Gleichzeitig möchten wir den Kundinnen und Kunden unsere qualitativ hochwertige Margarine auch zu erschwinglichen Preisen anbieten, weshalb auch Preissenkungen für uns kein Tabu sind, sofern sie sich im Markt realistisch abbilden lassen; dabei würden wir zudem niemals im Rahmen versteckter Preiserhöhungen die verkaufte Produktmenge reduzieren. Diese Beständigkeit und Verlässlichkeit zeichnen unser Selbstverständnis sicherlich in besonderer Weise aus – das gilt für die Endkonsumenten wie unsere Partner im Einzelhandel und unter den Großverbrauchern.

Wirtschaftsforum: Gleichzeitig verändern sich die Präferenzen im Lebensmittelmarkt mitunter rasant. Muss sich Ihr Unternehmen darauf nicht einstellen?

Thomas Schulz: Doch, selbstverständlich! Denn gerade die jüngeren Konsumentinnen fragen bisweilen Produkte in einer anderen Ausgestaltung nach oder setzen in ihrem Verbraucherverhalten andere Schwerpunkte, die sich nicht allein in unserem Sortiment, sondern auch in unserer Kommunikation niederschlagen müssen: Dem Thema bewusste Ernährung kommt heute eine viel größere Bedeutung zu als noch vor einigen Jahren, viele Menschen ernähren sich aus einer inneren Überzeugung heraus vegan – ein Anspruch, den all unsere Produkte erfüllen und den wir in Zukunft vielleicht noch etwas deutlicher unterstreichen sollten. Ebenso ist uns aufgefallen, dass gerade jüngere Verbraucher möglichst einfache Dosierungsmöglichkeiten vorziehen, die sich zum Beispiel gut durch Squeezer-Flaschen darstellen lassen – hierin liegt für uns eine interessante Entwicklung.

Wirtschaftsforum: Auch auf gesamtwirtschaftlicher Ebene standen in den letzten Jahren mit mannigfaltigen Krisen viele Veränderungen ins Haus. Wie hat sich Ihr Unternehmen darauf eingestellt – und welche zentralen Themen bestimmen in den nächsten Jahren Ihr Handeln?

Thomas Schulz: Die Coronakrise sowie die Verwerfungen in den Lieferketten waren für uns sicherlich eine besondere Herausforderung: Mit 38 Mitarbeitern sind wir ein relativ kleines Team und entsprechend auf jeden einzelnen Menschen in unserem Unternehmen angewiesen – krankheitsbedingte Ausfälle fallen da besonders ins Gewicht. Die allgemeinen Verfügbarkeitsprobleme bei unseren Rohstoffen haben indes in der gesamten Branche zu einem Umdenken geführt: Wollte man früher so wenig Lagerbestände wie möglich halten, um entsprechend wenig Kapital binden zu müssen, wurde nun eine ausreichende Bevorratung unverzichtbar, um ordnungsgemäße Produktionsabläufe garantieren zu können. Doch damit nicht genug des Wandels, denn in den nächsten beiden Jahren wird auch das Thema Digitalisierung klar auf unserer Agenda stehen: Dies wird sich sowohl auf unsere Fertigungsprozesse als auch auf unsere Verwaltungsabläufe erstrecken und zudem in unserer Außendarstellung mit einer konsequenteren Ansprache der Verbraucherinnen einhergehen. Mit diesen Schritten sowie mit unserem hervorragenden Team in Gera ist dann der Grundstein gelegt, um unsere Marken weiter zu stärken und uns perspektivisch auch als hochwertiger deutschlandweiter Player zu etablieren.

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