Mobilität aus Leidenschaft

Interview mit Lars Gehrke, Geschäftsführer der Eisenbahngesellschaft Potsdam mbH

Schon bevor er Geschäftsführer bei der Eisenbahngesellschaft Potsdam wurde, hatte Lars Gehrke sich beruflich der Eisenbahn verschrieben. „1998 habe ich als Lokführer bei DB Regio angefangen“, erinnert er sich. 2005 kam er zur Ostdeutschen Eisenbahn, wo er sich zum Leiter des Betriebs hocharbeitete.

Im April 2016 ging er als Leiter des Bereichs Bahnprojekte zur Deutschen Eisenbahn Service AG. „Der Bereich Cargo war für mich damals der spannendste“, erzählt Lars Gehrke. „Ich habe speziell dafür eine Software eingeführt. Anfang 2017 stieg ich schließlich in die Leitung der Leitstelle des Cargo-Bereichs bei der Eisenbahngesellschaft Potsdam ein, bevor ich schließlich Geschäftsführer des Unternehmens wurde.“ Vor allem das Team und die Herausforderungen, die seine Arbeit mit sich bringt, treiben Lars Gehrke voran. „Der Güterverkehr ist einfach unglaublich spannend“, sagt er.

Mit der Entwicklung seines Unternehmens ist Lars Gehrke sehr zufrieden. „Wir sind ein reiner Traktionär bei der Eisenbahngesellschaft Potsdam. Als solcher stellen wir Personal und Züge für alles, was in Containern, Kesselwagen oder Autowagen transportiert wird. Seit 2015 konnten wir große Meilensteine verzeichnen, da sich der Bereich Cargo von der Masse her extrem entwickelt hat – von damals etwas über 20 Millionen EUR bis zu einer Erwartung von knapp 45 Millionen in 2018. Die letzten Jahre waren bezogen auf unser Unternehmenswachstum die stärksten.“

Generell befinde sich der Schienengüterverkehr im Aufschwung. „Die Trassenpreise sollen laut Beschluss der Bundesregierung gesenkt werden“, erzählt der Geschäftsführer. „Das wäre ein großer, wichtiger Schritt. Langfristig würden uns dann aber auch die Kapazitäten auf der Schiene fehlen, vor allem an den Endpunkten, also in den Terminals an den einzelnen Umschlaghubs. Diese sind jetzt schon an ihren Grenzen.“

Lars Gehrke
„Der Fachkräftemangel ist bei uns allgegenwärtig. Daher setzten wir sehr stark auf Ausbildung.“ Lars GehrkeGeschäftsführer

Besonders wichtig für das 147 Mann starke Team ist die Nachwuchsarbeit. „Der Fachkräftemangel ist bei uns allgegenwärtig“, so Lars Gehrke. „Deshalb setzen wir sehr stark auf Ausbildung. So bieten wir Jugendlichen die klassische Eisenbahnerbetriebsausbildung und darüber hinaus geförderte Maßnahmen, in deren Rahmen sie über den zweiten Bildungsweg innerhalb von zehn Monaten eine Ausbildung absolvieren können.“

Regional Verwurzelt

Die größten Stärken des Unternehmens sind für den Geschäftsführer die Kundennähe, gute Preise und Flexibilität. „Wir können auf Kundenwünsche relativ flexibel reagieren, das ist ein großer Vorteil. Durch unsere Verwurzelung in der Region haben wir außerdem immer die richtigen Ansprechpartner, also Projektleiter, an den Standorten unserer Kunden“, sagt Lars Gehrke, der auch immer wieder selbst im Führerhaus einer der Lokomotiven sitzt, um seine Lizenz als Lokführer zu erhalten.

„Derzeit sind bei uns dauerhaft 33 Maschinen im Einsatz“, sagt Lars Gehrke. „Der ursprüngliche Grundgedanke der Gesellschafter war es, zunächst mit gebrauchten Maschinen zu starten. Damit fahren wir derzeit noch 95%. Unsere älteste Lokomotive ist mittlerweile über 50 Jahre alt.“

Nostalgie, die ihren Preis hat, wie der Geschäftsführer betont: „Die alten Maschinen sind natürlich sehr pflegeintensiv. Gerade haben wir eine neue Maschine vom Typ Siemens Vectron und drei Neubauloks vom Typ Siemens Smatron gekauft , um unseren Fuhrpark zu verjüngen.“

Für die Zukunft setzt Lars Gehrke auf gemäßigtes Wachstum. „Was die finanzielle Entwicklung betrifft, soll es so weitergehen wie bisher. In den nächsten ein bis zwei Jahren werden wir uns allerdings konsolidieren, weil ich der Meinung bin, dass zu viel Wachstum nicht gut ist. Zudem ist es uns wichtig, immer die Unternehmenskultur im Auge zu behalten und zu pflegen. Wir bemerken jetzt tatsächlich einen Wandel. Unser großer Vorteil sind die Gesellschafter und das Persönliche in unserem Unternehmen. Mit zunehmendem Wachstum wird das natürlich schwieriger. Langfristig müssen wir einen Weg finden, uns Zeit für die Mitarbeiter zu nehmen, ohne dabei die Führung des Unternehmens zu vernachlässigen.“

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