„Unsere Systemrelevanz ist ein echter Wettbewerbsvorteil“

Interview mit Andreas Künzel, Betriebsleiter der Dasko GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Künzel, Ihr Logistikunternehmen hat sich auf eine dezidierte Marktnische spezialisiert. Wo genau liegt Ihre Kernkompetenz?

Andreas Künzel: Das Leistungsspektrum der Dasko GmbH als Teil der Dasko-Gruppe umfasst den Transport von Tiefkühlwaren an die Verteilerzentren einer Vielzahl großer, namhafter Verbraucherketten und bildet dabei auch sämtliche Lagerleistungen ab, die in diesem Zuge anfallen: vom Umschlag über die Kommissionierung und Konfektionierung bis hin zur Containerentladung. Ein zentrales Wertversprechen, das wir unseren Kunden an dieser Stelle bieten, liegt in unserem modularen Ansatz, in dessen Rahmen wir viele Leistungen umsetzen können, zu denen größere Player aufgrund entsprechender Automatisierungstendenzen gar nicht mehr in der Lage sind. Unsere Mitarbeitenden können hingegen auch auf der Palettenebene weiterhin problemlos eingreifen. Für die Durchführung unserer temperaturgeführten Transporte setzen wir derweil 43 Zugmaschinen ein und verfügen ferner über entsprechende Kühlhäuser, um die Ware unserer Partner sicher lagern zu können.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich diese klare Marktausrichtung in Ihrer Unternehmensgeschichte ergeben?

Andreas Künzel: 2023 wird die Dasko-Gruppe bereits 110 Jahre alt, und schon zu ihrer Gründungszeit hat sie sich in der Lebensmittellogistik engagiert – damals aber noch mit Pferdekutschen als Fortbewegungsmittel und lebenden Tieren als Fracht. Nachdem Dasko viele Jahrzehnte lang nur im angestammten Heimatmarkt, den Niederlanden, tätig war, folgte 1970 schließlich der erste grenzüberschreitende Transport ins Ausland, bevor wir in den späten 1990er-Jahren im Zuge der damals vorherrschenden Problematik beim Viehtransport – Stichwort: BSE, Maul- und Klauen-Seuche und Vogelgrippe – den Umstieg auf den stark wachsenden Tiefkühlmarkt vollzogen. Nachdem im Jahre 2004 mit der Dasko GmbH eine deutsche Niederlassung gegründet wurde, folgte 2013 zudem die Eröffnung unseres Standorts in Polen in der Nähe von Poznań, wodurch wir nun in mehreren Ländern im Herzen Europas grenzüberschreitende Logistiklösungen anbieten können. Um unsere Kompetenz in der Lebensmittelindustrie auch unabhängig nachzuweisen, verfügen wir zudem über die entsprechende IFS-Zertifizierung und Bio-Zertifizierung.

Wirtschaftsforum: Wie haben sich die Verwerfungen der Coronapandemie auf Ihr Alltagsgeschäft ausgewirkt?

Andreas Künzel: Bis 2020 haben wir im Rahmen unserer Unternehmenstätigkeit auch hängendes Fleisch nach Italien transportiert. Da unsere Fahrer in den ersten Wochen der Pandemie aufgrund der schrecklichen Ereignisse in der Lombardei aber gar nicht mehr bis zu unseren Kunden vordringen konnten, mussten wir diese Sparte dauerhaft einstellen. Da die Lagerung und der Transport haltbarer Lebensmittel aber den Kern unseres Tätigkeitsspektrums ausmachen, blieben wir als systemrelevanter Betrieb von den weiteren, wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie jedoch weitgehend verschont. So mussten wir weder staatliche Finanzhilfen in Anspruch nehmen noch Kurzarbeit anordnen. Die Arbeitsplätze unserer 70 Mitarbeitenden waren zu jedem Zeitpunkt gesichert. Aus dieser Systemrelevanz ergibt sich inzwischen auch auf dem Arbeitsmarkt ein wichtiger Wettbewerbsvorteil: Denn viele Lkw-Fahrer sind aus anderen Branchen zu uns gewechselt, nachdem sie dort mitunter mehrmalig von Kurzarbeit betroffen waren.

Wirtschaftsforum: Als Logistikdienstleister, der gekühlte Produkte transportiert, betrifft Sie das Thema Nachhaltigkeit gleich unter mehreren Gesichtspunkten. Welche Ambitionen verfolgt Dasko an dieser Stelle?

Andreas Künzel: Um unseren Energieverbrauch so weit wie möglich zu reduzieren, investieren wir jedes Jahr in neue, moderne Lkw, sodass keine unserer Zugmaschinen älter als sechs Jahre wird und wir stets auf die energieeffizientesten Fahrzeuge zugreifen können. Ebenso haben wir kürzlich über eine Million EUR in eine neue Kälteanlage investiert, um auch unseren Stromverbrauch weiter zu reduzieren, während wir unsere hauseigene Photovoltaikanlage zudem um neue Module erweitern möchten. Gerne würden wir von den politischen Entscheidungsträgern aber stärkere Signale zu den perspektivischen Entwicklungen im Energiemarkt erhalten, um auch unseren Kunden die nötige Preisstabilität gewährleisten zu können. Auch wenn 2023 für alle ein besonders ambitioniertes Geschäftsjahr werden wird, sind wir voller Zuversicht, dass wir mit unseren tollen Mitarbeitern und Geschäftspartnern gut durch diese Zeit kommen werden.

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