Wohlfühlen im Schuh: Der Komfort liegt im Detail

Interview mit Franziska Seibel, Geschäftsführerin und Michael Fischer, Geschäftsführer der Josef Seibel Schuhfabrik GmbH

Es war im Jahr 1886, als die Brüder Carl-August und Anton Seibel ihre erste Stanzmaschine kauften und sie in der Scheune ihres Elternhauses aufstellten. Sie legten damit den Grundstein für die erste Schuhfabrik in Hauenstein.

Nachdem diese zwei Weltkriege und die Wirtschaftskrise überstanden hatte, übernahm Josef Seibel Junior die Firma und leitete maßgebliche Veränderungen ein. Seine Enkelin Franziska Seibel, die sich heute mit ihrem Mann Michael Fischer und ihrem Vater Carl-August Seibel die Geschäftsführung teilt, erzählt: „Er begann in den 1960er-Jahren mit der Internationalisierung, sowohl in der Produktion als auch in der Beschaffung, und ließ in Ungarn produzieren. Dann folgte die Globalisierung mit der Ausweitung des Vertriebsnetzes.“

Heute produziert Josef Seibel in Hauenstein Muster und Kleinserien, darüber hinaus in Ungarn, Indien und China. Eine weitere Fabrik in Kenia wird als Sozialprojekt betrieben, wie Michael Fischer berichtet: „Dort werden Schuhe aus Materialien aus der Region für die Menschen in der Region produziert, und auch die Gewinne bleiben vollständig im Land. Dieses Projekt ist für uns eine Herzensangelegenheit.“

In Hauenstein, wo einst über 30 Schuhfabriken ansässig waren, ist Josef Seibel heute das letzte Unternehmen seiner Art. 210 Mitarbeiter sind in der Zentrale beschäftigt, weltweit sind es rund 500. Josef Seibel erwirtschaftet einen Jahresumsatz von circa 100 Millionen EUR.

Komfortschuh mit Extras

Das Produktportfolio ist breit gefächert. Es reicht von Langschaftstiefeln über Sandalen bis zu Sneakern. Verwendet wird neben etwas Textil ausschließlich Leder. „Wir fertigen eher ein Nischenprodukt, mit Handnaht und handwerklichen Details“, so Michael Fischer. „Unser Portfolio ist sehr viel jünger und moderner geworden, wir haben viele Schuhe im Bereich Freizeit und Trekking“, ergänzt Franziska Seibel.

Dabei wird stets Wert auf Bequemlichkeit gelegt. Fast alle Schuhe sind mit auswechselbarem Fußbett ausgestattet. Auch Überweiten und Übergrößen sind erhältlich. „Gekauft werden unsere Schuhe in der Regel von Menschen zwischen 40 und 65 Jahren“, berichtet Franziska Seibel.

Neben dem Schuhfachhandel als größtem Absatzkanal erfolgt der Vertrieb über eigene Filialen und den Webshop sowie über fremde Plattformen. Josef Seibel liefert in über 40 Länder, darunter die USA und Kanada. In den USA, Kanada und UK erfolgt der Verkauf über eigene Vertriebsgesellschaften, sonst meist über Partner.

Bekenntnis zum Standort

Seit 137 Jahren befindet sich der Unternehmenssitz am gleichen Standort – wo im Sinne der Nachhaltigkeit geplant und produziert wird. Neben den Produkten, die in Hauenstein schon jetzt ‘made in Germanyʼ hergestellt werden, wird es dort in Kürze eine weitere Linie geben, eine Tieffußbett-Sandale, von der sich Michael Fischer viel verspricht. „Ich befürchte, dass sie so erfolgreich wird, dass die Nachfrage größer sein wird als unsere Kapazitäten“, sagt er etwas scherzhaft, aber aus gutem Grund.

Denn in Hauenstein – wo umweltfreundlich mit Solarstrom und kurzen Wegen produziert wird – sind lediglich 30 Mitarbeiter in der Produktion tätig. Das neue Produkt ist auch als Bekenntnis zum Standort zu verstehen. Den beiden Geschäftsführern ist es wichtig zu betonen, dass das Schuhleder ein Abfallprodukt aus der Fleischproduktion ist. Zudem kommt es fast ausschließlich aus Leather Working Group-zertifizierten Gerbereien.

Bewährte Handwerkskunst

Im Familienunternehmen ist man froh, dass Entscheidungen schnell und ohne einen Investor getroffen werden können. Nahbarkeit ist der Familie wichtig. „Wir und auch mein Vater als Eigentümer sind immer ansprechbar“, betont Franziska Seibel. Einen wesentlichen Grund dafür, dass Josef Seibel schon seit fast 140 Jahren erfolgreich am Markt ist, sieht sie in der traditionellen Handwerkskunst, mit der die Schuhe bis heute und auch zukünftig gefertigt werden.

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