„Wir brauchen Planungssicherheit“

Interview mit Ralf S. Schmidt, Geschäftsführer der Weiss Unternehmensgruppe GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Schmidt, wie setzt sich die Weiss Unternehmensgruppe zusammen?

Ralf S. Schmidt: Der Ursprung der Gruppe war die Gründung der Firma DEWE Brünofix 1905. Sie ist im Bereich der chemischen Metalloberflächenbehandlung tätig und bietet dafür als Systemanbieter chemische Produkte, Behandlungsanlagen und Lohndienstleistungen an. Später kamen weitere Unternehmen hinzu, allen voran die Weiss Umformwerkzeuge GmbH, heute Weiss Forming Tools. Sie wurde in den 1960er-Jahren von meinem Großvater gegründet und ist Spezialanbieter für hochwertige Umformwerkzeuge. Eine Abspaltung davon ist die Weiss Medizintechnik GmbH, die sich als Spezialanbieter im Bereich Zahnmedizin und Ophthalmologie etabliert hat. Seit 2020 gehört auch die Preiss Anlagenbau GmbH zur Gruppe. Sie stellt unter anderem Dosier- und Behandlungsanlagen für die Oberflächentechnik her. Im gleichen Zeitraum haben wir mit der ELZI Entsorgungslogistik ein Unternehmen übernommen, das im Bereich der Entsorgung tätig ist.

Wirtschaftsforum: Was hat es mit dieser Firma auf sich?

Ralf S. Schmidt: Die ELZI Entsorgungslogistik GmbH ist für Entsorgung und Logistik von gefährlichen Abfällen zuständig. Synergien ergeben sich insbesondere bei der Chemieproduktion, aber auch mit allen anderen Firmen der Gruppe. Die Entscheidung, ELZI in unserer Gruppe aufzunehmen war für uns perspektivisch gesehen enorm wichtig. Das Thema Nachhaltigkeit wird jetzt elementar für die Kunden. Es geht um die Nachhaltigkeit der Anlagen und damit um das Energiesparen und den CO2-Fußabdruck.

Wirtschaftsforum: Wie weit sind Sie selbst als Unternehmensgruppe in Bezug auf Nachhaltigkeit?

Ralf S. Schmidt: Wir sind seit Jahren bestrebt, unseren Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß deutlich zu senken. Allein in diesem Jahr haben wir, auch durch den Einsatz von Photovoltaik, im Vergleich zu 2021 einen Rückgang um 5% erreicht. Wir setzen dieses Bestreben weiter fort und werden im Zuge der Installation einer automatisierten Anlage bei Weiss Forming Tools die Klimatisierung komplett auf Erdwärme umstellen. All unsere Zukunftsentscheidungen werden unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit getroffen. Wir halten auf unseren Grünflächen auch Schafe. Außerdem sind wir Mitglied im Umweltpakt Bayern und gehen damit über das gesetzlich vorgegebene Maß hinaus.

Wirtschaftsforum: Gibt es im technischen Bereich neue Entwicklungen?

Ralf S. Schmidt: Mit dem technischen Brünieren haben wir ein Verfahren entwickelt, das für die Energie- und Mobilitätswende wichtig ist. Durch die spürbare Verbesserung der Einlaufeigenschaften wird eine Effizienzsteigerung erreicht. Hier arbeiten wir mit Entwicklungspartnern aus der Großindustrie zusammen. Ein Verfahren zur zerstörungsfreien Prüfung der Beschaffenheit von Metalloberflächen haben wir bereits patentieren lassen. Es arbeitet mit einem Rasterelektronenmikroskop und ist zum Beispiel gut für den Einsatz von großen Anlagenteilen geeignet. Außerdem haben wir ein Verfahren entwickelt, mit dem unverbrauchte Rohstoffe, die sich bei der Oberflächenbehandlung mit Chemikalien noch im gebrauchten Bad befinden, herausgelöst und wiederverwertet werden können, also wieder in die Kreislaufwirtschaft einfließen.

Wirtschaftsforum: Womit hebt sich die Weiss Unternehmensgruppe im Wettbewerb ab?

Ralf S. Schmidt: In all unseren Bereichen haben wir mindestens 20, teils über 50 Jahre Erfahrung. Jede unserer Firmen ist Spezialanbieter in einer Nische im hochwertigen Bereich. Ein solches Nischen-Know-how kann kaum ein Unternehmen bieten. Die Zusammensetzung unserer Gruppe bringt zudem hohe Synergieeffekte mit sich. Diese Kombination ist fast einmalig.

Wirtschaftsforum: Welche Themen werden Sie in naher Zukunft beschäftigen?

Ralf S. Schmidt: Unsere größte Sorge ist die Energiepolitik. Sie macht uns zum Spielball. Wir sorgen uns um die Versorgungssicherheit und die Kosten. Was wir brauchen, sind Planungssicherheit und vernünftige Rahmenbedingungen für die Produktion. Unsere Vision ist, unser Leistungsangebot noch zu erweitern, die Kapazitäten zu vergrößern und uns trotz der Deindustrialisierungsbemühungen der Politik langfristig zukunftsfähig aufzustellen.

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