Wirtschaftsforum: Herr Schmitz, Sie sind Geschäftsführer eines mittelständischen Familienunternehmens mit beeindruckender Geschichte. Vorfahren der Gründer- und Gesellschafterfamilie begannen bereits im 16. Jahrhundert mit dem Schmiedehandwerk. Was sind für Sie die wesentlichen Meilensteine bis heute?
Marc Schmitz: Das Hammerwerk Erft wurde 1950 hier am Standort gegründet; damals mit sechs Mitarbeitern. Der Gründer kam aus einer Schmiededynastie und auch heute gehört einer unserer Hauptwettbewerber zur Familie. Über Jahrzehnte ist das Unternehmen organisch gewachsen – von einem Sechs-Mann-Betrieb zu einem mittelständischen Unternehmen mit heute 270 Mitarbeitern. Entscheidend für diese positive Entwicklung war unter anderem, dass in den 1970er-Jahren die Weichen in Richtung Diversifizierung gestellt wurden; man wollte nicht mehr als reine Hammerschmiede agieren, sondern mehr Wertschöpfung anbieten. Dazu zählten Wärmebehandlungen der geschmiedeten Produkte, später auch mechanische Bearbeitungen wie das Drehen, Fräsen und Bohren der Werkstücke. Auch Materialprüfungen wurden Teil des Portfolios. 2008/2009 kam es zur größten Investition in der Firmengeschichte. Durch die Installation einer 3.500 t Presse konnten völlig neue Märkte erschlossen und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden – eine Zäsur.
Wirtschaftsforum: Wie ging es danach weiter? Vor allem in Hinblick auf die Coronapandemie und den Krieg?
Marc Schmitz: Die Pandemie war schwierig für uns, vor allem in Hinblick auf die Beschaffung von Ersatzteilen, und führte zu einer Eintrübung des Auftragsbestandes. 2021 kam es zunächst zur wirtschaftlichen Erholung, bis uns die Flutkatastrophe an Erft und Ahr im Sommer 2021 direkt betraf. Wir hatten Wasser auf dem Gelände, manche Aggregate konnten monatelang nicht produzieren. Glücklicherweise konnten wir uns dank Unterstützung unserer Mitarbeiter und Geschäftspartner relativ schnell erholen, bis der Krieg in der Ukraine und damit die Energiekrise neue Herausforderungen mit sich brachten. Das Schmiedehandwerk ist sehr energieintensiv; wir haben einen entsprechend hohen Gas- und Stromverbrauch, der uns auch künftig beschäftigen wird.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit auch vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise?
Marc Schmitz: Unser Rohstoff ist Stahl, der zu 100% recyclingfähig ist. Wir kaufen ausschließlich bei Elektrostahlwerken, die Schrott unter großer Hitze schmelzen. Werden diese Anlagen mit grüner Energie betrieben, wird unser Produkt noch nachhaltiger. Unsere Produkte sind auch deshalb nachhaltig, weil sie als Vorstücke für Getriebeteile häufig in der Windkraftindustrie eingesetzt werden. Wir beschäftigen uns intensiv mit grünem Wasserstoff als Alternative zu Gas, allerdings ist das noch weit entfernte Zukunftsmusik. Für die Mengen, die wir benötigen, gibt es noch keine regenerativen Alternativen. Natürlich versuchen wir unseren CO2-Footprint zu verbessern; deshalb analysieren wir aktuell wie viel und wo wir emittieren, haben in eine PV-Anlage investiert, elektrifizieren unsere Fahrzeugflotte und optimieren unsere Schmiede und Wärmebehandlungsöfen, um energieeffizienter zu arbeiten.
Wirtschaftsforum: Was sind für Sie Gründe für den Unternehmenserfolg?
Marc Schmitz: Vor allem die Kompetenz der Mitarbeiter und damit verbunden Fleiß, Strebsamkeit, Know-how und Loyalität. Über Generationen gehen die Gesellschafter mit gutem Beispiel voran; sie hatten immer den Anspruch, nah am Kunden zu sein und langfristige Partnerschaften aufzubauen. Das wird sich künftig nicht ändern. Wir wollen in Wachstumsbranchen der Industriepartner schlechthin für technisch anspruchsvolle Produkte und ein stabiler Arbeitgeber in der Region sein.
Hammerwerk Erft G. Diederichs
GmbH & Co. KG
Ernst-Diederichs-Straße 1
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Deutschland
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