Ohne gute Arbeitgebermarke keine nachhaltige Mitarbeiterstrategie

Matthias Jablonski, Vorstand kiwiko eG

Herr Jablonski, Sie sind Vorstand des IT-Expertennetzwerkes kiwiko eG, wie und warum kam es zur Gründung der kiwiko?

Die kiwiko eG wurde 2016 von mir und 12 Systemhäusern relativ spontan gegründet. Der Ursprung lag darin, dass es zwar schon IT- und Systemhauskooperationen gab, aber der Fokus meist auf dem Zentraleinkauf lag. Um sich unter Geschäftsführern in der IT-Branche auf Augenhöhe austauschen zu können und auch vertrieblich zu unterstützen, sahen wir damals den dringenden Bedarf, die kiwiko eG zu gründen.

Wie kann man sich ein Mitglied oder einen Partner der kiwiko vorstellen?

Das ist nicht mit einem Satz zu beantworten. Wir haben auf der einen Seite eine homogene Mitgliederstruktur, sind aber gleichzeitig auch verschieden. Es gibt Partner mit nur 5 oder 10 Mitarbeitern, die sich meist im Beratungssektor spezialisiert haben. Gleichzeitig haben wir IT-Systemhäuser, die als Firmengruppen am Markt mit deutlich über 1.000 Mitarbeitern agieren. Es gibt auch Lösungsanbieter in der kiwiko, die gleichzeitig Hersteller von Cloudprodukten oder auch klassischer Server-Hardware sind. Worin sich aber die meisten Partner einen, sind die Anforderungen an ein Unternehmensnetzwerk, bei dem man sich in geselliger Runde auf Augenhöhe austauschen kann, ohne in direkter Konkurrenz zu stehen.

Wie hat sich die Genossenschaft entwickelt und was sind aktuell Ihre wichtigsten Schwerpunkte?

In nur wenigen Jahren sind wir stark gewachsen und haben derzeit 56 Partner und Mitglieder im Verbund. Wir werden am Markt als Trusted Advisor und Kompetenznetzwerk wahrgenommen.

Im Bereich der IT-Sicherheit arbeiten wir beispielsweise unterstützend mit der Transferstelle für IT-Sicherheit im Mittelstand mit Sitz in Berlin zusammen. Hier geht es vor allem um gemeinsame Aufklärungsarbeit für mehr IT-Sicherheit im Mittelstand. In der kiwiko gibt es dazu auch eine eigene IT-Security Division, die sich vorwiegend mit Themen wie IT-Sicherheits-Analysen, IT-Security Beratung, IT-Forensik und Passwortmanagement beschäftigen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist unser internes Recruiting für unsere Partner. Wir haben dazu eine eigenes Portal mit aktuellen IT-Jobs unserer Partner ins Leben gerufen. Die Resonanz vor allem im Bereich der Akquise von Auszubildenden und Studierenden war bereits in den ersten Monaten enorm. Hinter dem Portal steht natürlich noch mehr. Ein Partner aus unserem Netzwerk ist mit dem Recruiting, der Bewerberanalyse und dem gesamten Bewerberprozess betraut. Wir sind über diverse Schnittstellen zu anderen Jobbörsen gut vernetzt und erreichen eine optimale Sichtbarkeit. Wir achten auch darauf, dass unsere Partner sich stärker mit einer nachhaltigen Mitarbeiterstrategie beschäftigen. Allein die Bewerbersuche mit ein paar Benefits wie Firmen PKW, Fahrrad, Getränkeflatrate, Fitnessstudio und Kindergarten ist lange nicht mehr ausreichend. Es geht um die Bildung einer auf die aktuellen Bedürfnisse und Anforderungen der Mitarbeiter abgestimmte Arbeitgebermarke. Wir stehen da auch im Austausch mit Personalexperten und Coaches, die unsere Partner auch sehr in diesem Bereich unterstützen.

Welche Mehrwerte bieten Sie für Partner?

Wir vernetzen vor allem Unternehmen, die sich zuvor nicht kannten. Das passiert idealerweise im Vor-Ort Austausch auf unseren Netzwerk-Events. Diese finden meist zweimal pro Jahr an unterschiedlichen Orten statt. Vor Ort gibt es dann jede Menge Impulse von externen oder auch internen Referenten. Bei unserem letzten Event im Mai 22 lag einer unserer Schwerpunkte auf dem Thema Cyberversicherungen. Hier ging es um die Beleuchtung verschiedener Aspekte aus Dienstleister- und Kundensicht. Neben den Vor-Ort Veranstaltungen gibt es regelmäßige Stammtische, sowohl online als auch vor Ort in einigen Regionen.

Wenn Kontakte zu Herstellern benötigt werden, sei es für Projekte oder auch zur Deeskalation in Konflikten, koordinieren wir das zentral aus unserem Standort in NRW. Das ist gerade für kleine Unternehmen ein riesiger Vorteil, von den Herstellern der A-Brands wie Samsung, Microsoft oder HPE auch gehört zu werden.

Darüber hinaus forcieren wir die direkte Vertriebsunterstützung der Partner untereinander. In speziell dazu eingerichteten Formaten tauschen sich die Vertriebschefs und -mitarbeiter über ihre gegenseitigen Synergiemöglichkeiten intensiv aus. Kurz nach solchen Veranstaltungen boomt der Austausch regelrecht, was uns im ursprünglichen Kern der kiwiko eG natürlich immer wieder bestätigt.

Wo liegen derzeit die Herausforderungen in der IT-Branche?

Auch wenn Hardware als solche für IT-Systemhäuser unbedeutender wird, spielen die enormen Lieferverzögerungen derzeit eine große Rolle, weshalb sich längst geplante Projekte mehrfach verschieben. Dann haben wir eine enorme Zunahme von Cybercrime, die auch kleine Mittelständler mehr und mehr betrifft und zum Handeln zwingt. Daraus resultiert ein enormer Bedarf gerade im Consultingbereich, der wiederum durch fehlende Fachkräfte nicht schnell gedeckt werden kann. Es ist also die Verkettung mehrerer Themen, wo wir wieder beim Thema Arbeitgebermarke und einer nachhaltigen Strategie für Mitarbeiter im Systemhaus sind.

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