Leicht und leistungsstark: Aluminium von der Stange
Interview mit Michael Zint, Geschäftsführer der ST Extruded Products Group (STEP-G)
Die Geschichte von STEP-G reicht mehr als 100 Jahre zurück. In seiner heutigen Form existiert das Unternehmen allerdings erst seit 2015, als die Aluminiumextrusionssparte aus dem Mischkonzern Aleris herausgelöst wurde. Inhaber ist seitdem das japanische Unternehmen Sankyo Tateyama, Inc..
„Mit rund 1.000 Mitarbeitern sind wir mit unseren Produktionsstandorten und Vertriebsniederlassungen in Belgien, China, Deutschland und Österreich sowie Vertriebsbüros in ganz Europa multinational erfolgreich vertreten, in Deutschland an den Standorten Bitterfeld, Bonn, Hettstedt, Ladenburg und Vogt. Wir sind in den letzten drei Jahren dank unserer Bemühungen stärker gewachsen als der Markt“, sagt Geschäftsführer Michael Zint.
2010 ist er ins Unternehmen eingetreten, mit der Aufgabe, die Entwicklung des Unternehmens voranzutreiben und für neue Märkte zu öffnen. „Das hat mich am meisten angesprochen. Es ging auch darum, die vorhandenen Stärken wieder in den Vordergrund zu rücken“, erklärt er.
Alles aus einer Hand
Der Aluminiumextruder STEP-G bietet alle Leistungen entlang der Wertschöpfungskette aus einer Hand: vom Gießen des Rohmaterials über das Extrudieren sowie die Verarbeitung und Bearbeitung der Oberfläche bis hin zu einbaufertigen Komponenten und Baugruppen. Den größten Anteil des Umsatzes macht die Gruppe im Transportbereich.
„Wir sind sehr stark im Automobil- und Schienenfahrzeugbereich vertreten. Neu ist die urbane Mobilität“, so der Geschäftsführer. Doch auch in vielen anderen Bereichen werden die Aluminiumbauteile verwendet – zum Beispiel für Landeklappenvorrichtungen und Tragflächen von Flugzeugen oder für Fahrzeugsicherheitssysteme. Michael Zint betont: „Wir scheuen uns vor keiner technisch komplexen He-rausforderung. Unsere Mitarbeiter haben ein sehr großes Know-how.“ Beispielsweise befindet sich im Bonner Werk eine der größten Aluminiumstrangpressen Europas.
„65% des ehemals hergestellten Aluminiums ist im Recycling-Loop, also heute noch im Umlauf. Wir verwenden sogar deutlich mehr recyceltes Material als die Branche.“ Michael ZintGeschäftsführer
In die Fertigungslinien für Einzelkomponenten und Baugruppen wurde erst jüngst investiert. „Wir haben einen Technologiesprung vom klassischen Bauteilelieferanten hin zum Lieferanten von kompletten Lösungen und fertigen Komponenten gemacht. Auch beim Schweißen haben wir unsere Kompetenzen ausgeweitet und Schweißen in hohem Grade automatisiert“, berichtet Michael Zint. STEP-G ist mit zwei Eigenmarken am Markt vertreten: RMG und BUG Aluminium-Systeme. „BUG bietet Bauteile für den Bau- und Fensterbereich aus den Materialien Holz und Aluminium sowie alles rund um die Fensterbank“, erklärt er.
Massenware aus China
Die Marktsituation ist auch von aktuellen Themen geprägt, macht Michael Zint deutlich: „Der Handelskonflikt zwischen China und den USA, aber auch der Brexit beschäftigen uns. Außerdem verzeichnen wir einen eklatanten Anstieg von Importen billiger Massenware aus China. Davon ist die gesamte Industrie betroffen. Für uns als Aluminiumextruder hat das Überkapazitäten zur Folge.“
Derzeit sei das Unternehmen damit beschäftigt, die Vorserien und Investitionen in den Bereichen E-Mobilität und Schienenfahrzeuge zu planen und umzusetzen.
Mitarbeiter mitnehmen
Das One-Stop-Shop-System, die kurze Lieferkette und immer mehr im Haus konzentrierte Kompetenzen kommen den Kunden zugute, ist Michael Zint überzeugt. Ein weiterer für die Kunden entscheidender Faktor sei das Recycling. „65% des ehemals hergestellten Aluminiums ist im Recycling-Loop, also heute noch im Umlauf. Wir verwenden sogar deutlich mehr recyceltes Material als die Branche.“
In Zukunft möchte man noch schlanker, digitaler und transparenter werden. Ziel sei es, die modernen Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu nutzen und strukturiert in der ganzen Gruppe einzuführen. „Die Herausforderung ist es, die Mitarbeiter in einer Geschwindigkeit mitzunehmen, die es ihnen ermöglicht, sich darauf einzulassen und die neuen Tools auch erlernen und anwenden zu können. Das Management muss die Kunst vollbringen, sie zu aktivieren, und das trotz einer hohen Altersstruktur innerhalb der Belegschaft. Für mich ist der Mensch wichtiger als das System“, stellt Michael Zint klar.
STEP-G setzt auf Agilität und moderne Führung, weg vom reinen Personalwesen hin zur Organisationsentwicklung. So sind auch die Mitarbeiter angehalten, den Führungskräften Feedback zu geben. „Die Zukunft bietet spannende neue Betätigungsfelder wie die urbane Mobilität wie zum Beispiel mit Air Taxis“, erklärt der Geschäftsführer. 2020 werden bereits Projekte mit neuen Innovationen im Bereich Mobilität starten.
Um entsprechende Talente anzuwerben, investiert das Unternehmen stark in die Belegschaft. „Als Arbeitgeber müssen wir attraktiv sein und mehr bieten als unsere Marktbegleiter und benachbarte Unternehmen“, betont er. STEP-G hat als globaler Partner in seinem Bereich gute Voraussetzungen, um auch diese Ziele zu erreichen.