Frühjahrsmode für Autos
Interview mit Dr. Reiner Stamm, Direktor der PPG Industries Lacke GmbH

"Die Farbe ist heute ein wichtiges Element, mit dem sich die Automobilhersteller von ihren Mitbewerbern unterscheiden können", erklärt Dr. Reiner Stamm, der als Direktor bei PPG für die deutsche Automobilindustrie zuständig ist. Ein BMW in rosa, der VW in mintgrün oder der Mercedes in blasslila – theoretisch kein Problem für PPG.
Allerdings weiß Reiner Stamm, dass derzeit die Klassiker gefragt sind: "Schwarz, Weiß und Silber waren immer schon sehr beliebt und liegen auch im Moment im Trend." Neben den Standardfarben, so Reiner Stamm, gehöre auch die Herstellung von Sonderserien für die Automobilindustrie zum Portfolio des Unternehmens.
Traditionsunternehmen mit starker Mutter
Die heutige PPG Industries Lacke GmbH ist die ehemalige Firma Wülfing Lacke, die in Wuppertal bereits seit 90 Jahren ansässig ist. Als PPG Industries Lacke GmbH produziert das Unternehmen in der Bergischen Metropole neben den Autolacken auch Lacke für die allgemeine Industrie.
Wuppertal ist die Zentrale für den Automobilbereich der PPG in Deutschland, wo das Unternehmen an insgesamt neun Standorten vertreten ist. Das Leistungsspektrum reiche von Grundierungs- und Tauchlacken über Farbgebungslacke bis zu Klarbeschichtungslacken, erläutert Reiner Stamm.
Die amerikanische Mutter mit Sitz in Pittsburgh investiere pro Jahr bis zu fünf Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Ein Teil der Entwicklung werde auch in Deutschland geleistet. "Unsere Stärken sind die Entwicklung neuer Farben und die Beratung der Kunden", unterstreicht Reiner Stamm.

„Die Farbe ist heute ein wichtiges Element, mit dem sich die Automobilhersteller von ihren Mitbewerbern unterscheiden können.“ Dr. Reiner Stamm
Umweltschutz wird ernst genommen
Dass die chemische Industrie hierzulande unter dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes ganz besonders aufmerksam beobachtet wird, ist dem PPG-Manager durchaus bewusst. "Sicherheit und Umweltschutz werden bei uns im Konzern groß geschrieben", sagt Reiner Stamm. So seien beispielsweise alle PPG-Standorte in Deutschland nach ISO 14001 zertifiziert. Hinzu kämen Zertifizierungen nach ISO 9001, ISO TS 16949 und VDA 6.1.
Reiner Stamm hält die Produktion für relativ unbedenklich, weil sie in geschlossenen Kreisläufen stattfinde und gegen Auslaufen geschützt sei. So könnten keinerlei Schadstoffe austreten, die etwa das Grundwasser gefährdeten. "Sie werden heute keine Innovationen mehr machen können, die nicht auch umweltfreundlich wären", ist Reiner Stamm überzeugt. So setzten sich derzeit zum Beispiel Farben ohne Lösungsmittel immer mehr durch.
Ehrgeizige Umsatzziele
Die amerikanische PPG Industries Inc. macht rund 70 Prozent ihres Umsatzes mit Lacken und ist im Bereich Automotive Weltmarktführer. In Deutschland zählt das Unternehmen mit einer Jahresproduktion von 5.000 t Lacken zu den drei Top-Anbietern. Das macht einen Marktanteil von immerhin 20 Prozent. Reiner Stamm sieht hier noch viel Spielraum nach oben.
Mit 280 Mitarbeitern in Wuppertal und insgesamt 900 PPG-Beschäftigten bundesweit schrieb das Unternehmen 2006 einen Umsatz von 92 Millionen Euro im deutschen Automobilmarkt. 2007 waren es bereits 100 Millionen Euro. Auf dieser Grundlage lassen sich ehrgeizige Ziele formulieren: Bis 2010 will Reiner Stamm den Marktanteil von PPG von gegenwärtig 20 Prozent auf 30 Prozent erhöhen.