„Auf Brandkatastrophen vorbereitet sein“

Interview mit Dr. Ulrich Striebl, Business Unit Director DACH, BeNeLux, Nordics der MediWound GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Striebl, wann wurde MediWound gegründet und welche Idee lag dem zugrunde?

Dr. Ulrich Striebl: Das Unternehmen MediWound wurde 2001 in Israel von einem plastischen Chirurgen gegründet. Seine Vision war, die Verbrennungschirurgie mit einem neuen enzymatischen Débridement zu revolutionieren. Nachdem zahlreiche Studien durchgeführt worden waren, wurde 2012 das Medikament NexoBrid zugelassen. Als Vertriebs- und Marketingorganisation für Europa wurde 2013 die MediWound Germany GmbH gegründet.

Wirtschaftsforum: Wofür wird dieses Medikament eingesetzt?

Dr. Ulrich Striebl: Mit NexoBrid liefern wir ein einzigartiges Medikament zur Entfernung von Verbrennungsschorf bei schwer brandverletzten Patienten. Es wird auf der Basis nachwachsender Rohstoffe, dem Stamm der Ananas, hergestellt. Daraus wird ein reines Enzym auf Bromelainbasis gewonnen. Das aufgetragene Medikament bleibt vier Stunden auf der Wunde und wird dann vom Chirurgen abgetragen. Die Wunde ist dann frei von jeglichem verbrannten Material. Es wird also ausschließlich geschädigtes Gewebe entfernt und gesundes bleibt erhalten. Das erhöht die Chance, dass die Wunde ohne weitere chirurgische Eingriffe abheilen kann. NexoBrid ist bereits europaweit etabliert.

Wirtschaftsforum: Gibt es weitere Produkte von MediWound?

Dr. Ulrich Striebl: Ja, mit EscharEx haben wir, ebenfalls auf Bromedainbasis, ein Medikament für chronische Wunden entwickelt. Es erzeugt ein sauberes Wundbett und ermöglicht so die Heilung. Hier befinden wir uns derzeit in Phase-III-Studien und rechnen für 2025 mit der Vermarktung. Wir wollen diese spezielle Enzymtechnologie noch breiter einsetzen. Es hat sich gezeigt, dass sie auch in Bereichen des kleinzelligen Karzinoms wirkt. Ein entsprechendes Medikament mit dem Namen MW005 befindet sich in der Entwicklung.

Wirtschaftsforum: Können Sie uns ein paar Zahlen zum Unternehmen nennen?

Dr. Ulrich Striebl: MediWound Germany beschäftigt 20 Mitarbeiter. Weitere 80 sind bei unserer Muttergesellschaft in Israel angestellt. NexoBrid steht für jeden Patienten weltweit zur Verfügung. In Europa liegt unser Jahresumsatz bei rund vier Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Noch eine persönliche Frage: Was ist Ihr Antrieb für Ihre Arbeit?

Dr. Ulrich Striebl: Ich bin Chemiker und seit 28 Jahren in der pharmazeutischen Industrie, immer in Bereichen, in denen es um schwerwiegende Erkrankungen geht. Meine Lebensphilosophie ist, dass man erst merkt, was alles möglich ist, wenn man es macht. Nichts ist unmöglich.

Wirtschaftsforum: Gibt es ein Thema, das Ihnen im Bereich Ihrer Tätigkeit besonders am Herzen liegt?

Dr. Ulrich Striebl: Mir ist es wichtig, das Katastrophenmanagement zu optimieren und auf Brandkatastrophen vorbereitet zu sein. Dazu kann NexoBrid einen wichtigen Beitrag leisten, zumal die Ressourcen von chirurgischen Interventionen bei großen Katastrophen begrenzt sind. Wir sind deshalb mit den entsprechenden Gremien im Gespräch. Denken wir zum Beispiel an das verheerende Brandunglück in der Diskothek in Rumänien. Viele junge Menschen sind gestorben. Aber viele konnten auch von unserem Medikament profitieren. Bei der Gasexplosion bei BASF 2016 wurden sieben Feuerwehrleute schwer verletzt. Auch sie profitierten alle von NexoBrid.

Mehr zum Thema Gesundheit, Medizin & Pharma

Sicherheit und Qualität: FD Pharma setzt auf Europa

Interview mit Christian Sarnoch Geschäftsführer FD Pharma GmbH

Sicherheit und Qualität: FD Pharma setzt auf Europa

Weltweite Krisenherde, eine mehrjährige Pandemie und mittendrin der deutsche Arzneimittelmarkt, dessen Achillesferse inzwischen die Abhängigkeit von weit entfernten Produzenten ist. Kein Wunder, dass dies nun verstärkt innovative und flexible Player…

Dem Patienten eine Stimme geben

Interview mit Elke Walther, Interimsgeschäftsführerin der Norgine GmbH

Dem Patienten eine Stimme geben

Die Welt der Medizin hat in den letzten Jahren eine revolutionäre Entwicklung erfahren, die das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Krankheiten behandeln und Heilung verstehen, grundlegend zu…

Werte wahren, Neues wagen

Interview mit Stefan Wirth, Geschäftsführer FUJIFILM medwork GmbH

Werte wahren, Neues wagen

Das Beste aus zwei Welten zu vereinen, bedeutet, neue Möglichkeiten, Chancen und Perspektiven zu haben. Genau das trifft für die FUJIFILM medwork GmbH aus Höchstadt zu. Der Anbieter von medizintechnischen…

Spannendes aus der Region Kreis Groß-Gerau

„Eines unserer Fahrzeuge ersetzt bis zu 20 Autos!“

Interview mit Andreas Hornig, Geschäftsführer der book-n-drive mobilitätssysteme GmbH

„Eines unserer Fahrzeuge ersetzt bis zu 20 Autos!“

Mobil sein, ohne sich um das ganze Drumherum eines Autos kümmern zu müssen? Schnell ein Fahrzeug bekommen, wenn das eigene zu klein oder anderweitig unterwegs ist? Die Lösung auf diese…

Grüne Textilpflege

Interview mit Alexander Seitz, Inhaber und Geschäftsführer der SEITZ GmbH

Grüne Textilpflege

Während die klassische Textilpflege weltweit teilweise noch mit umweltbelastenden Verfahren und Produkten arbeitet, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, ist die SEITZ GmbH seit Jahren in der professionellen Textilpflege Vorreiter mit…

Mehr als nur Logistik – ganzheitliches Fulfillment

Interview mit Daniel Deckers, Geschäftsführer der atrikom fulfillment Gesellschaft für Projekt- Dienstleistungen mbH

Mehr als nur Logistik – ganzheitliches Fulfillment

Die Entwicklung des E-Commerce hat in den letzten Jahren tatsächlich eine neue Dimension erreicht und wird weiterhin stark beeinflusst durch technologische Fortschritte, veränderte Verbrauchergewohnheiten und wirtschaftliche Trends. Die atrikom fulfillment…

Das könnte Sie auch interessieren

Schwäbische Präzision rettet weltweit Leben

Interview mit Florian Tyrs, Vice President Global Operations & General Manager der JOTEC GmbH

Schwäbische Präzision rettet weltweit Leben

Die auch als Hauptschlagader bezeichnete Aorta ist das größte Gefäß innerhalb des menschlichen Körpers und deshalb ganz besonders wichtig. Erkrankungen dieses Gefäßes sind deshalb überaus vorsichtig zu behandeln und erfordern…

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Interview mit Olaf Thode, Geschäftsführer der Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Die Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH blickt mit inzwischen zwei Filialen in Mittelhessen auf fast vier Jahrzehnte Erfahrung im Sanitätshausgeschäft zurück. Neben Pflegebetten und Aktivrollstühlen vertreibt das Unternehmen mit ERGOFITair…

Maßanzüge für die Analyse

Interview mit Thomas Eck und Jan Wilke, Geschäftsführer der BIT Analytical Instruments GmbH

Maßanzüge für die Analyse

Um Blutkrankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln, bedarf es hochspezialisierter Geräte. Als Entwickler und Hersteller von maßgeschneiderten In-vitro-Diagnostik-Systemen ist die BIT Analytical Instruments GmbH mit Sitz in Schwalbach bei Frankfurt…

TOP