„Am besten handeln, bevor Glatteis überhaupt entsteht“

Interview mit Paul Rosenstihl, Geschäftsführer der Küpper-Weisser GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Rosenstihl, die Küpper-Weisser GmbH hat sich als Spezialist für Enteisungslösungen einen Namen gemacht. Wodurch kann Ihr Leistungsportfolio glänzen?

Paul Rosenstihl: Wir sehen uns als Profi für Enteisungstechnologie in ganz verschiedenen Segmenten. Unsere technischen Lösungen kommen vor allem auf Straßen, Gehwegen und anderen Großflächen, etwa auf Start- und Landebahnen an Flughäfen, zum Einsatz. Dabei sind wir eng in das Portfolio unseres Mutterkonzerns Boschung eingebunden, der im Surface Condition Management, also bei der Steuerung von Oberflächenzuständen, eine ganzheitliche Philosophie verfolgt.

Wirtschaftsforum: Wie viel Hochtechnologie ist für die Enteisung von Straßen und Flugfeldflächen überhaupt erforderlich?

Paul Rosenstihl: Das Anwendungsfeld für unsere Lösungen beginnt schon bei der Erkennung der jeweiligen Fahrbahnzustände, sprich: Hat es bereits Glatteis? Fällt gerade Schnee? Unsere ausgereifte Sensorik erkennt sogar Restsalz auf den Flächen, woraufhin entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Darauf folgt die konsequente Bearbeitung der jeweiligen Fahrbahn, wofür verschiedene Lösungen zur Verfügung stehen. Teil des Portfolios unseres Mutterkonzerns Boschung ist beispielsweise auch ein Elektronikunternehmen, das stationäre Enteisungsanlagen anbietet. Deren Sprühdüsen in die eigentliche Fahrbahn eingebaut, durch welche dann eine Enteisungsflüssigkeit auf den Bodenbelag aufgebracht wird, sobald ein gefährlicher Straßenzustand erreicht wurde. Die Expertise von Küpper-Weisser erstreckt sich derweil auf die mobile Enteisung von kleinen Radwegen bis hin zu mehrspurigen Autobahnen oder komplexen Flugfeldflächen. Aufbauend auf dem Trägerfahrzeug, das wir von den einschlägigen Lkw-Herstellern zugeliefert bekommen, zeichnen wir für den Bau der Streumaschine, die auf das Fahrzeug aufgebaut wird, sowie die Installation der elektronischen Steuerung und die Sensorik für die Fahrbahnzustandserkennung verantwortlich.

Wirtschaftsforum: Wie genau wird das Streugut anschließend auf die Fahrbahn aufgebracht – und wie stellen Sie sicher, dass dieser Vorgang so umweltschonend wie möglich abläuft?

Paul Rosenstihl: Dank unserer Fahrbahnzustandserkennungssysteme können wir die Menge an Streusalz, die für die erfolgreiche Enteisung des jeweiligen Untergrundes erforderlich ist, sehr gut einschätzen und entsprechend sparsam, aber gleichzeitig effektiv ausstreuen. Um eine bestmögliche Querverteilung zu erzielen, wird das Salz über einen speziell konstruierten Teller ausgebracht und entsprechend angefeuchtet, damit es gut auf der Fahrbahn haftet und nicht weggeweht wird.

Wirtschaftsforum: Was hat sich an den Streusystemen in den letzten Jahren geändert?

Paul Rosenstihl: Vor circa zehn Jahren ist man gerade auch im Sinne des Umweltgedankens dazu übergegangen, präventiv zu streuen, um eine Vereisung der Fahrbahn möglichst vollständig zu verhindern. Ein solches präventives Bearbeiten des Straßenbelages war vormals verboten gewesen. Dies führte dann zu dem Problem, dass durch die Entstehung der glatteisverursachenden Situation bereits eine signifikante Unfallgefahr bestand, und wenn es schließlich zu einem Unfall kam, konnte das wiederum zu einem Verstopfen der Straßen führen, weshalb dann auch kein Enteisungsfahrzeug mehr zum Zielort gelangen konnte. Durch einen präventiven Ansatz kann diese Problematik jedoch gut eingedämmt werden.

Wirtschaftsforum: Welche technologischen Innovationen sind in der Zukunft zu erwarten?

Paul Rosenstihl: Derzeit erleben wir in der Lkw-Landschaft allgemein einen großen Wandel, der sich insbesondere auf neue Antriebsarten erstreckt. Sonderfahrzeuge mit geringen Stückzahlen, wie sie den Ausgangspunkt für unsere Produkte bilden, werden von den großen Automobilherstellern in der Forschung und Entwicklung zwar meist etwas hintangestellt; trotzdem werden wir jedoch auch hier in den nächsten Jahren tiefgreifende Veränderungen zu spüren bekommen. Langfristig ist auch eine deutlich weitergehende Automatisierung vorstellbar, in deren Zuge der Führer des Fahrzeugs nicht nur beim eigentlichen Fahren des Streufahrzeugs entlastet wird, sondern auch bei der Steuerung der Ausbringung des Streuguts, die ebenso weitgehend automatisch ablaufen wird. Der Person am Steuer wird dann eine primär überwachende Funktion zukommen.

Wirtschaftsforum: Werden auch Alternativen zum Streumaterial Salz erwogen?

Paul Rosenstihl: Salz ist ein natürlicher Rohstoff, der in großen Mengen in Bergwerken und im Meer vorkommt und somit unter sehr nachhaltigen Bedingungen gewonnen werden kann. Nicht zuletzt durch die gute Drainagesituation auf deutschen Straßen ist auch keine Belastung des Grundwassers durch seine Ausbringung zu befürchten – wie Sie auch sehr gut an den vielen gesunden Bäumen neben unseren Landstraßen erkennen können.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

Ein Allrounder im Fahrzeugbau und Nutzfahrzeugverkauf

Interview mit Dirk Wiese, Geschäftsführer und Daniel Moritz, IT-Vertriebsleiter der Wiese GmbH & Co. KG Fahrzeugbau und Nutzfahrzeuge

Ein Allrounder im Fahrzeugbau und Nutzfahrzeugverkauf

Die Wiese Gruppe hat sich als ein bedeutender Akteur im Bereich des Sonderfahrzeugbaus und dem Verkauf und Vermietung von Nutzfahrzeugen etabliert. Mit einer breiten Palette an Dienstleistungen, die von der…

Pionier der mobilen Freiheit

Interview mit Patrick Sauer, Geschäftsführer der TISCHER GmbH Freizeitfahrzeuge

Pionier der mobilen Freiheit

Camping steht für Freiheit, Flexibilität und Naturverbundenheit – doch wer die Unabhängigkeit maximieren möchte, setzt auf Absetzkabinen. Diese besondere Form des Reisemobils verbindet den Komfort eines voll ausgestatteten mobilen Zuhauses…

Wenn der Boden glatt werden soll

Interview mit Erik van Ham, stellvertretender Direktor der Van Eerd Groep B.V.

Wenn der Boden glatt werden soll

Im Straßen- wie im Schienenbau sind große Erdbewegungen nötig. Zudem muss in vielen Fällen der Boden für die neue Straße oder die neue Gleisstrecke in großem Stil stabilisiert werden. Und…

Spannendes aus der Region Schwarzwald-Baar-Kreis

Wasser: eine Kostbarkeit

Interview mit Michael Dold, Geschäftsführer der aquavilla GmbH

Wasser: eine Kostbarkeit

In einer Zeit, in der Wasser als kostbare Ressource immer knapper wird, zeigt die aquavilla GmbH aus St. Georgen im Schwarzwald, wie verantwortungsvolle Wasserversorgung gestaltet werden kann. Mit einem klaren…

MAIT verbindet Welten: Menschen, Technologie, Services

Interview mit Stefan Niehusmann, CEO und Carolina Jansen, Head of Marketing & Leadmanagement DACH der MAIT

MAIT verbindet Welten: Menschen, Technologie, Services

Mit dem klaren Auftrag „Zukunft machen“ hat sich MAIT in den letzten Jahren zu einem der führenden mittelständischen IT-Beratungs- und Systemintegrationsunternehmen entwickelt. Dabei setzt das Unternehmen nicht nur auf ganzheitliche…

Spanntechnik neu definiert

Interview mit Klaus Nann, Geschäftsführer der Simon Nann GmbH & Co. KG

Spanntechnik neu definiert

Die Simon Nann GmbH & Co. KG entwickelt präzise Spannmittel für die Werkstückspannung – von einfachen Zangen bis hin zu komplexen Systemen. Geschäftsführer Klaus Nann spricht im Interview über die…

Das könnte Sie auch interessieren

Olivenöl mit Herzblut

Interview mit Andreas Knauß, Geschäftsführer der LAKUDIA GmbH

Olivenöl mit Herzblut

Was mit einem Urlaub in Griechenland begann, entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen Unternehmergeschichte: Die LAKUDIA GmbH vereint schwäbischen Unternehmergeist mit der Leidenschaft für Olivenöl allerhöchster Qualität, das schon lange im…

Globaler geht es nicht

Interview mit Erik van Os, Country Head Germany und Gianfranco Maraffio, Vorstand der TMF Deutschland AG

Globaler geht es nicht

Die TMF Group bietet ihre Management-, Accounting- und Payroll-Dienstleistungen in über 80 Ländern an und kann ihre Kunden damit nicht nur geografisch umfassend unterstützen. Erik van Os und Gianfranco Maraffio,…

Ein Blick hinter die Fassade

Interview mit Matthias Schur, Geschäftsführer der Siegfried Schur Baubetrieb GmbH

Ein Blick hinter die Fassade

Wie in vielen Teilen Deutschlands steht auch die Baubranche in Sachsen vor erheblichen Herausforderungen. Lange war sie Motor der Konjunktur, jetzt wird sie durch hohe Zinsen, steigende Material- und Energiekosten…

TOP