Sanft anfahren, ohne dass das Licht ausgeht

Interview mit Dipl.-Ing. Michael Kleiböhmer, Geschäftsführer der IGEL® Electric GmbH

IGEL® Electric entstand 2001 durch einen Management-Buy-out einer Abteilung der Fanal-Gruppe mit Sitz in Wuppertal. Die Erfahrungen der Spezialisten für elektrische Antriebstechnik reichen über 100 Jahre zurück. 2004 begann das noch junge Unternehmen, das internationale Geschäft aufzubauen, vor allem im Mittleren Osten.

„Da die Region ein Riesenmarkt für Mittelspannungs-Sanftanlasser für Motoren und große Kühlanlagen war, wurde dort auch gleich eine Niederlassung gegründet“, erzählt Dipl.-Ing. Michael Kleiböhmer, seit 2016 Geschäftsführer bei IGEL® Electric.

Mehrwert durch breite Aufstellung

Vor Kurzem hat IGEL® Electric mit Solcon Industries, dem führenden Spezialisten für Leistungselektronik, fusioniert. „Wir ergänzen uns auf dem Markt, besonders im Bereich unserer Schwerpunkte. Die Fusion kommt unseren Kunden zugute, da wir nun viel besser lokal aufgestellt sind“, erläutert Michael Kleiböhmer.

Die besondere Stärke seines Unternehmens sieht der Geschäftsführer in der breiten Aufstellung. „Wir sind nicht nur Verkäufer eines Produkts, sondern Technologiepartner mit umfassendem Know-how unter anderem in der Netzberechnung und -auslegung. Wir bringen den Mehrwert an den Kunden. Er erhält eine für seine Anforderungen optimierte Antriebslösung aus einer Hand“, sagt Michael Kleiböhmer.

Kernkompetenz: Stromversorgung sichern vSeine Stärken zeigte IGEL® Electric zum Beispiel im Gasspeicher in Rheden bei Bremen: Gemeinsam mit der Firma Messer haben die Dortmunder zwei Anlage für die Luftzerlegungsanlagen ausgelegt. Michael Kleiböhmer erklärt: „In dem Gasspeicher muss das Gas mit Stickstoff gemischt werden, damit es in den Haushalten eingesetzt werden kann. Es handelt sich nicht um eine Industrieanlage, sondern um zwei Hallen auf dem Land, wo es keine starke Stromleitung gibt. Die Herausforderung bestand darin, die großen Antriebe ans Netz zu bringen, ohne dass in den Häusern in der Nähe kurz das Licht ausgeht.“

Die Lösung lag in den innovativen, von IGEL® Electric entwickelten IGBT-basierten Sanftanlassern ISA-TS: Durch den redundanten Aufbau beider Systeme ist die größte Verfügbarkeit der Anlagen gewährleistet. Auch in den Niederlanden hat das Unternehmen in einer neuen großen Schrott-Schredderanlage ein innovatives System aus der Kombination von elektronischen Sanftanlassern mit Anlaufkondensator installiert, das es überhaupt erst ermöglichte, die Motoren zu starten.

Auch in Zukunft ist mit weiteren Innovationen zu rechnen. Denn der Anspruch des Dortmunder Unternehmens an sich selbst, aktuelle technologische Grenzen immer wieder zu überwinden, ist alles andere als bescheiden.

Standard, manufactured to order, engineered to order

Mit seinem Angebot bedient IGEL® Electric OEMs in den Märkten Westeuropa, Korea und Japan. „Dort wollen wir präsent sein und mit den Kunden aus diesen Regionen in die Welt hineingehen“, so der Geschäftsführer. Die Kunden sind zum Beispiel im Bereich Wasser und Abwasser tätig.

„Hier wird immer mehr investiert. Auch in der Industrie, etwa der Chemieindustrie, werden unsere Produkte verwendet. Klassische Anwendungen sind Pumpen, Lüfter und Kompressoren.“ Verkauft werden Standardprodukte, aber auch ‘manufactured to order’ – also nach Kundenanfrage gefertigte Produkte – sowie ‘engineered to order’: „Wir optimieren unsere Anlagen auf die Anforderungen, die dort benötigt werden. Durch unsere ganzheitliche Betrachtungsweise bieten wir einen deutlichen Mehrwert“, so Michael Kleiböhmer.

Bekannt geworden sei man über die klassischen Mittelspannungs-Sanftanlasser. „Hier bieten wir alles im Bereich von 2,4 KV bis 13,8 KV, also die gesamte Produktpalette.“

Made in EU

Die Kerntechnologien werden komplett bei IGEL® Electric entwickelt. In anderen Bereichen wie der Montage arbeitet das Unternehmen mit zertifizierten Partnern zusammen, auch mit Fertigungspartnern im europäischen Raum. „Wir produzieren ausschließlich in Deutschland beziehungsweise in der EU“, hebt Michael Kleiböhmer hervor. Die Gruppe beschäftigt 80 bis 100 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz der Gruppe beträgt 30 Millionen EUR, davon entfallen zehn Millionen EUR auf IGEL® Electric.

Nach Ansicht des Geschäftsführers zeichnet sich das Unternehmen neben der regionalen Produktion auch dadurch besonders aus, dass es die komplette Palette in der Niederspannung und Mittelspannung abdeckt. „Dazu kommt unser Fachwissen. Wir haben viel Know-how, sind Spezialisten im Systemengineering und verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz.“

Global Player mit Perspektiven

IGEL® Electric steht mit seinem Fachwissen aus über 100 Jahren insbesondere für eines: für Qualität. „Meine Definition von Qualität ist, dass der Kunde zurückkommt und nicht das Produkt“, sagt Michael Kleiböhmer. Der Ingenieur, der sich vor seiner Tätigkeit bei IGEL® Electric 28 Jahre lang im Siemens-Konzern unter anderem mit Antriebstechnik, Motoren und Umrichtern beschäftigte hat, erklärt, was ihn im Januar 2016 zum Wechsel seines Arbeitgebers bewogen hat: „IGEL® Electric ist eine kleinere Firma. Das hat den Vorteil, dass man als Geschäftsführer in alle Themen eingebunden ist, von der Strategie über die Technologie bis zu den Systemen.“

In der Fusion mit Solcon Industries sieht er nun weitere Perspektiven für das Unternehmen. „Dadurch haben wir eine neue Präsenz auf dem Markt. Mittlerweile sind wir zum globalen Player geworden. Davon versprechen wir uns ein anderes Wachstumsgefüge. Unsere Erwartung ist, stärker zu wachsen als der Markt.“

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