Die nachhaltigen Pioniere der Biomasse

Interview mit Markus Hargassner, Geschäftsführer der HARGASSNER Ges mbH

Wirtschaftsforum: Herr Hargassner, beschreiben Sie uns doch bitte die Idee Ihres Vaters, die zur Gründung der Firma HARGASSNER führte.

Markus Hargassner: Unser Unternehmen verdankt seine Existenz gewissermaßen einem Zufall. Beim Bau unseres neuen Hauses in den frühen 1980er-Jahren hat mein Vater meiner Mutter eine Heizungsanlage versprochen, bei der der Brennstoff nicht mehr ständig nachgelegt werden muss. So entwickelte er unsere erste Hackschnitzelheizung. Ein bekannter Heizungsbauer aus seinem Freundeskreis hat diese Heizung dann verkauft und so entstand die Geschäftsidee. Das Holz der Brennstoff ist, lag ebenfalls auf der Hand. Mein Vater kommt aus einer Forstwirtschaft und hatte schon immer eine besondere Beziehung zu Holz.

Wirtschaftsforum: Sind Sie ausschließlich am Firmensitz in Weng präsent oder haben Sie weitere Niederlassungen?

Markus Hargassner: Gebaut werden unsere Heizungen alle hier in Weng. Darüber hinaus haben wir weitere Vertriebsniederlassungen, unter anderem in Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz, England, Skandinavien, Argentinien, Kanada, Japan und Neuseeland.

Wirtschaftsforum: Und welche Produkte bieten Sie Ihren Kunden?

Markus Hargassner: Wir bedienen den gesamten Markt an Holzheizungen und ganz besonders automatische Holzheizungen. Sehr stark verankert sind wir bei den Hackgut-Heizungen, die vor allem in landwirtschaftlichen Betrieben und zum Teil auch in öffentlichen Gebäuden eingesetzt werden. Später kamen dann Pelletheizungen für Privathäuser hinzu. Diese Sparte haben wir von Anfang an sehr forciert und weitestmöglich automatisiert, damit der gleiche Bedienkomfort wie bei einer Öl- oder Gasheizung gegebenen ist. Dabei reicht unser Spektrum von kleinen Heizungen für Einfamilienhäuser bis zu großen Anlagen für Schulen oder Gewerbebetriebe. Anfang 2020 haben wir mit der Firma GILLES einen Marktbegleiter für Industrieheizungen mit einer Leistung bis zu 2,5 MW übernommen und können dieses Segment nun noch besser bedienen.

Wirtschaftsforum: Was macht Holz nach Ihrer Meinung so attraktiv als Brennstoff?

Markus Hargassner: Mit Holz sind Sie unabhängig. Und es gibt ja auch einen Trend weg vom Öl. Nehmen Sie als Beispiel Deutschland. Über das ganze Land hinweg gibt es ein dichtes Netz von Pelletanbietern und in vielen Fällen werden diese Pellets auch in der Region hergestellt, so dass auch lange Transportwege entfallen.

Wirtschaftsforum: Was macht das Unternehmen HARGASSNER über die Jahre hinweg eigentlich so erfolgreich?

Markus Hargassner: Zunächst einmal möchte ich die gute Beratung unserer Kunden nennen. Außerdem haben wir eine ganz große Innovationsabteilung. 10% unserer Mitarbeiter sind ausschließlich in Forschung und Entwicklung tätig. Sie arbeiten permanent an der Weiterentwicklung unserer Produkte. Dazu gehört auch die Suche nach noch größerer Effizienz unserer jetzt schon sehr sauberen Anlagen. Wir sehen uns deshalb auch als Pioniere der Biomasse. Stark sind wir auch bei der Umstellung von Ölheizungen auf Pelletsystemen. Dort können wir den vorhandenen Lagerraum für das Heizöl 1 zu 1 als Pelletlagerraum nutzen. Da wir der Nachfrage kaum Herr werden, erweitern wir gerade das Unternehmen und verdoppeln die Produktionskapazitäten. Dafür investieren wir 20 Millionen EUR.

Wirtschaftsforum: Wie sieht es mit Subventionen für Ihre Heizungsanlagen aus?

Markus Hargassner: Sehr gut. In Deutschland werden bis zu 45% der Kosten einer Pelletheizung vom Staat unterstützt. Das beflügelt den Absatz natürlich enorm.

Wirtschaftsforum: Viele Branchen beschäftigen sich intensiv mit der Digitalisierung. Ist das für Ihr Unternehmen auch ein Thema?

Markus Hargassner: Für uns ist das sogar ein sehr wichtiges Thema. Schon vor Jahren haben wir die Bedienung der Heizanlagen mittels einer App sehr stark forciert. Unsere Anlagen werden immer digitaler und ein großes Team unserer Belegschaft treibt dieses Thema voran. Zu unserem Serviceangebot gehört deshalb auch der Zugriff auf die Heizanlage via Fernwartung. Außerdem nutzen wir aktuell auch die Strukturen unseres Seminarzentrums HARGASSNER Energy World, zum Beispiel für Webinare.

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