Schöne Schuhwelten: die neue Strategie zum Glück

Interview mit Frank Beermann und Oleg Shpigel, Geschäftsführer der Gebrüder Götz GmbH & Co. KG

Das Traditionsunternehmen gebrüder götz hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Angefangen als Schuhgroßhändler widmete sich das Unternehmen im Lauf seiner Geschichte zunehmend dem Endkundengeschäft. 1959 brachte es seinen ersten Katalog heraus. 1994 wurde das Ladengeschäft in Würzburg vom Großhandelsgeschäft zum Modehaus für Endverbraucher.

„Bis vor zwei Jahren betrieb gebrüder götz ein Multi-Channel-Geschäft. Dann wurde das Unternehmen umstrukturiert und das Modehaus verkauft. Unser neues Geschäftsmodell ist ausschließlich auf den E-Commerce gerichtet“, berichtet Geschäftsführer Frank Beermann.

Am Katalog hält das Unternehmen weiterhin fest – er hat aber nunmehr den Charakter eines Magazins. „Unser Kerngeschäft besteht heute aus Schuhen und Textilien im Verhältnis 80 zu 20“, so der Geschäftsführer. „Wir wollen den Schuh durch Bekleidung in Szene setzen. Er wird damit zum i-Tüpfelchen auf dem Outfit“, erklärt er weiter.

Die strategische Ausrichtung auf den E-Commerce begann bereits vor Corona. „Sie entpuppte sich angesichts der Pandemie umso mehr als Glück für uns“, erzählt Geschäftsführer Oleg Shpigel, der ebenso wie Frank Beermann zwei Jahre lang die Restrukturierung begleitet hat, bevor beide Ende März 2021 die Geschäftsführung übernommen haben.

„Für das Modehaus, das weiterhin unter dem Namen gebrüder götz läuft, war die Corona-Zeit natürlich schwierig. Wir pflegen weiterhin gute Beziehungen und haben die Kollegen so gut es ging unterstützt“, ergänzt Frank Beermann.

Neue Positionierung

Bisher hat sich gebrüder götz als Familienausstatter positioniert. „Ein Kernpunkt unserer neuen Strategie ist, uns mehr auf die Kundinnen zu fokussieren – die aber auch für ihre Familie einkaufen. Unsere neue Positionierung lautet: „Wir wollen Glücksmomente schenken. Unser Sortiment steht deshalb unter dem Motto ʻGlücklich steht dir gutʼ“, sagt Oleg Shpigel und fügt hinzu: „Das gibt auch unseren Mitarbeitern einen tieferen Sinn in ihrer Arbeit.“

Während das Geschäft früher auf Bedarfsdeckung ausgerichtet war, möchte man jetzt Begierden wecken, macht Frank Beermann deutlich. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Trends und grenzen niemanden aus. Jede Kundin soll sich bei uns gut beraten fühlen und sich in unserer Kleidung wohlfühlen“, betont er. Bei den Kundinnen kommt das gut an.

„Unsere Retourenquoten sinken; das spricht für Zufriedenheit“, sagt Frank Beermann. „Mit der neuen Positionierung erreichen wir viele neue E-Commerce-Kunden, halten aber auch unsere Stammkunden, die unsere Angebote ebenfalls gut annehmen“, berichtet Oleg Shpigel. Die ʻDurchschnittskundinʼ ist um die 50 Jahre alt. „Das beginnt aber schon bei unter 30, und wir haben auch viele über 65-jährige Kundinnen“, erklärt er.

Boots im Trend

Die Trends in der Schuhwelt sind auch durch die Pandemie beeinflusst. Frank Beermann berichtet, was angesagt ist: „Die sehr gepflegte Galanterie ist rückläufig. Im Trend sind derbere Schuhe wie Combat Boots, Schnürboots oder Chelsea Boots in verschiedenen Höhen, flankiert von sportiven Landschaftsstiefeln. Der Sneaker ist ein Dauerbrenner. Farblich bewegt sich viel im Bereich der Pastell- und Weißtöne bis hin zu dunklen Nuss- und Maronetönen.“

Zum Thema Nachhaltigkeit seien zwar viele verschiedene Angebote auf dem Markt. Eine Revolution sieht Frank Beermann hier aber (noch) nicht. Wir nehmen das auf, was den Kundinnen wichtig ist, und bringen zum Beispiel Technologien für lederfreie Produkte in ein neues, junges Umfeld.“

Mit Start-up-Mentalität in die Zukunft

Die Geschäftsführer von gebrüder götz sind überzeugt, dass der ECommerce-Trend anhalten wird. „Vielleicht nicht in der Beschleunigung, die wir durch Corona erlebt haben. Das Multi-Channel-Denken ist heute aber bei allen Kunden präsent“, so Oleg Shpigel. Das Unternehmen ist in Deutschland und Österreich mit dem Shop gebrüder götz und in Deutschland zudem mit markenschuhe.de vertreten.

„Mit markenschuhe.de wollen wir uns mehr im gehobenen Segment positionieren. Bei gebrüder götz sind wir breiter aufgestellt und stellen das Emotionale in den Vordergrund“, erklärt er. Eine Ausweitung auf weitere Länder stehe derzeit nicht im Vordergrund. „Für uns ist es jetzt wichtig, uns richtig und innovativ aufzustellen. Dazu brauchen wir zunächst einmal vor allem den deutschen Markt.“

Oleg Shpigel und Frank Beermann ist es wichtig, im Unternehmen eine Start-up-Mentalität aufzubauen. „Wir sind offen für Vorschläge aus dem Team, gehen kollegial miteinander um und packen auch selbst mit an. Jetzt geht es darum, gemeinsam die Transformation umzusetzen. Wir haben noch einen spannenden Weg vor uns“, so Frank Beermann.

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