Heiß und haftend: Ein Programm, das verbindet
Interview mit Bert Gausepohl und Jan Hunke, Geschäftsführender Gesellschafter der Bühnen GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Gausepohl, Herr Hunke, Ihr Unternehmen hatte gerade einen runden Geburtstag ...
Bert Gausepohl: Richtig, Bühnen ist im August 2022 100 Jahre alt geworden. Heinrich Bühnen hatte das Unternehmen in Bremen als Maschinenbauunternehmen gegründet. Sein Sohn Heinz hat dann Nagel- und Klammergeräte wie pneumatische Nagler mit aufgenommen. Sie werden vor allem auf dem Bau und in der Möbelindustrie verwendet. Dafür ging man eine Kooperation mit der US-Firma SENCO ein.
Jan Hunke: Danach kamen neue Felder hinzu. Eine neue Sparte wurden die Klebesysteme mit Schmelzklebstoffen und Klebepistolen. Heinz Bühnen führte die erste Stick-Pistole in den deutschen Markt ein, etwas später folgte der Klebe-Colt. Dazu liefern wir die entsprechenden Schmelzklebstoffe. Seit den 2000er-Jahren liegt der Fokus ausschließlich auf Schmelzklebstoffen und den dazugehörigen Auftragssystemen
Wirtschaftsforum: Wie ist Bühnen heute aufgestellt – ist das Unternehmen auch im Ausland vertreten?
Bert Gausepohl: 2008 haben wir eine polnische Tochter gegründet und 2015 einen polnischen Wettbewerber gekauft. Danach haben wir in Österreich akquiriert. Eine US-amerikanische Tochter haben wir 2014 verkauft. Wir sind weltweit aktiv. BÜHNEN beschäftigt heute rund 100 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 40 Millionen EUR. Unser ganzheitliches Geschäftsmodell ist einmalig, damit sind wir Marktführer.
Wirtschaftsforum: Wie viele Produktgruppen haben Sie heute?
Jan Hunke: Wir haben zwei Standbeine: Schmelzklebstoffe und Auftragsgeräte. Schmelzklebstoffe müssen auf etwa 180 °C erhitzt werden. Dafür bieten wir die entsprechenden Gerätschaften. Mit ihnen machen wir 30% unseres Umsatzes, mit den Klebstoffen 70%. Wichtig – und das bietet sonst niemand in dieser Form – ist das Zusammenspiel der Produkte als ‘Rundum-sorglos-Paket’. Die meisten Kunden kaufen bei uns die Klebstoffe und die Geräte.
Bert Gausepohl: Bei den Großgeräten bieten wir drei Serien, die 4000-er, 5000-er und 6000-er Serie. Wir haben über 3.900 verschiedene Schmelzklebstoffe analysiert und bieten dadurch eine extrem breite Palette an Produkten an. Kleben ist kein banaler Prozess. Der Kunde hat bei uns eine riesige Auswahl. Wir haben die Expertise und können ihn dahingehend beraten, welches Produkt für ihn das richtige ist. Wir bedienen jede Industrie mit ihren jeweils ganz unterschiedlichen Anforderungen.
Wirtschaftsforum: Wie nachhaltig ist das Kleben mit Ihren Klebstoffen?
Jan Hunke: Der grüne Gedanke ist bei uns immer präsent. Wir achten darauf bei den Inhaltsstoffen und den Prozessen. So bieten wir Niedrigtemperatur-Schmelzklebstoffe, die weniger stark erhitzt werden müssen, und haben eine neue ökologische Serie eingeführt: Unsere nature-Schmelzklebstoffe basieren zu bis zu 50% auf nachwachsenden Rohstoffen. Dabei ist der Klebstoff qualitativ genauso gut wie konventionelle Produkte. Am besten ist ressourcenschonender Einsatz von Schmelzklebstoffen. Das ist auch für unsere Kunden zunehmend wichtiger und wir unterstützen unsere Kunden mit unserer Komplettlösung hierbei bestmöglich.
Wirtschaftsforum: Wie lange sind Sie schon im Unternehmen, und welche Erfolgsfaktoren konnten Sie während Ihrer Zeit bei Bühnen ausmachen?
Bert Gausepohl: Ich bin schon seit 2008 dabei und seit 2014 Geschäftsführer. Unsere größte Stärke ist, dass wir flexibel auf den Markt reagieren. Wir bleiben nicht bei dem, was wir gemacht haben, sondern haben offene Augen für neue Entwicklungen. Die Schmelzklebstoffe sind allerdings bei uns gesetzt.
Jan Hunke: 2018 bin ich als Geschäftsführer neben Herrn Gausepohl ins Unternehmen eingestiegen. Bei Bühnen gab es schon eine Fehlerkultur, bevor es das Wort gab. Wir haben den Mut, uns auf neues Terrain zu begeben, wir wagen etwas. Der Teamgeist und Spirit im Unternehmen ist etwas Besonderes.
Wirtschaftsforum: Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Was erwarten und planen Sie für die nächsten Jahre?
Bert Gausepohl: Für 2023 steht die weitere Internationalisierung auf dem Programm, wir wollen den Fußabdruck in Slowenien und England stärken und wir sind weiterhin an Akquisitionen interessiert. Wir werden ein CRM-System einführen. In diesem Jahr wird auch ein neues Gerät der HB 4000-Serie mit neuen technischen Eigenschaften, unter anderem einer integrierten Auftragskon-trolle, auf den Markt kommen. Die Intelligenz der Geräte werden wir noch stärker mit den Klebstoffen verbinden und damit unser Geschäftsmodell zusätzlich unterstützen. Unsere Vision ist, bis 2030 den Umsatz auf 70 Millionen EUR zu erhöhen.
Jan Hunke: Wir haben einen guten Rückhalt durch die Eigentümerfamilie. Das Unternehmen ist in den Händen der 3. und 4. Generation, und wir sind nah an der Familie. Das ist ein starkes Fundament und gibt auch den Mitarbeitern Sicherheit.