Die Welt neu entdecken

Interview mit Stefan Christner, Geschäftsführer der bimobil - von Liebe GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Christner, Individualreisen im Wohnmobil boomen; das Van-Life liegt im Trend, steht für Freiheit und Naturverbundenheit, die gerade in Corona-Zeiten so wertvoll geworden sind. Wie erleben Sie als Spezialist für hochwertige Reisemobile diese Entwicklung?

Stefan Christner: Mein Onkel hat das Unternehmen vor über 44 Jahren gegründet; seitdem ist es langsam aber stetig gewachsen. Schon vor Corona hatten wir einen deutlichen Anstieg der Nachfrage, in der Corona-Zeit ist diese dann explodiert. Individuell im eigenen Fahrzeug zu reisen, bleibt alternativlos. Allerdings sind durch den Boom die Stellplätze in Zentraleuropa immer voller geworden, sodass viele ins ferne Ausland ausweichen, um ihre Vorstellung des individuellen, naturnahen Reisens verwirklichen zu können. In genau diesem Bereich spielen wir mit unseren Allrad-Fahrzeugen ganz vorne mit.

Wirtschaftsforum: bimobil ist demnach proportional zum Markt gewachsen und hat seine Nische gefunden. Wie hat sich das Portfolio im Laufe der Zeit verändert?

Stefan Christner: Hier in der Halle steht ein Oldtimer, der um die 30 Jahre alt ist und an dem man hervorragend unsere DNA ablesen kann.

Mein Onkel, der damals sein Hobby zum Beruf gemacht hat, begann zu der Zeit wie so viele mit dem Ausbau von VW-Bussen, nahm dann Pick-up-Systeme ins Angebot auf und vertrieb diese Pick-up-Fahrgestelle mit Wohnkabine unter dem Namen husky. Den husky gibt es heute noch. Später kamen Wohn- und Reisemobile dazu, basierend auf dem Peugeot Boxer und Fiat Ducato. Sehr früh haben wir dann Allrad-Fahrzeuge ins Portfolio aufgenommen, die heute unser Markenzeichen sind und 99% der Produktion ausmachen.

Wirtschaftsforum: Wie ist bimobil aufgestellt, um die explodierende Nachfrage bedienen zu können?

Stefan Christner: Jedes bimobil wird in Oberpframmen gebaut, hier ist auch der Hauptvertrieb ansässig; zudem haben wir einen Händler in Norddeutschland und einen weiteren in der Schweiz. Als Familienunternehmen mit über 80 Mitarbeitern fertigen wir individuell und nach sehr hohen Qualitätsvorgaben; auf große Stückzahlen kommen wir daher nicht. Aktuell verkaufen wir mehr Fahrzeuge, als wir produzieren können; die Vorlaufzeit liegt momentan bei circa drei Jahren. 
 

Wirtschaftsforum: Wie stellt sich das Portfolio genau dar?

Stefan Christner: Neben den Pick-up-Modellen husky liegt unsere Kernkompetenz mit den Modellen Mercedes Sprinter und Iveco Daily klar in der Transportergröße. Schwerpunkte bilden die 7,5-Tonner, die mit einem Führerschein der Klasse 3 gefahren werden können. Wir haben immer schon einen Fokus auf Allrad-Lkw gelegt, jetzt allerdings noch stärker. Vor 14 Tagen haben wir einen 15-Tonner in Betrieb genommen, den EX 540, der als Testfahrzeug und Sonderbau gefertigt wird. Der Trend geht eindeutig zu immer größeren, autarken Fahrzeugen mit immer mehr Technik. Ein gut ausgestattetes Fahrzeug von uns braucht das ganze Jahr über keine Steckdose mehr.

Wirtschaftsforum: Sie agieren auf einem Wachstumsmarkt, gleichzeitig gibt es immer mehr Wettbewerber. Wodurch setzt sich bimobil vom Markt ab?

Stefan Christner: Unser Vorteil ist, dass wir sehr viel individueller arbeiten können als die Volumenhersteller und Top-Qualität zu einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis liefern. Wir haben eine Stückzahl, die viele Grundrissvariationen und eine große Modellvielfalt im Vergleich zu den vielen kleinen Individualherstellern erlaubt. Unsere Grundrisse funktionieren so gut, dass sie oft kopiert werden.

Wirtschaftsforum: Sie sind seit 2003 im Unternehmen tätig und seit 2017 gemeinsam mit ihrer Frau Geschäftsführer. Wo liegt für Sie der besondere Reiz der Arbeit und wo die Zukunft von bimobil?

Stefan Christner: Als jemand, der sehr gerne die Welt bereist, liegt für mich der besondere Reiz natürlich in den Produkten. Sie zu gestalten, eigene Ideen auszuprobieren, das macht großen Spaß. Nicht zuletzt haben wir hier ein sehr gutes Betriebsklima mit engen, persönlichen Kontakten. Wir wollen Kunden nicht nur hervorragende Fahrzeuge für außergewöhnliche Fernreisen bieten, sondern Gesamtpakete inklusive Fahrertrainings, Notfallmedizin-Kurse und der Zusammenarbeit mit dem Reiseanbieter Allrad Osten. Sie sind essenziell für jeden, der die Welt auf eigene Faust entdecken will.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

„Wir gestalten das  Nervensystem der Fabrik!“

Interview mit Dr. Daniel Tomic, Geschäftsführer der Tomic TEC GmbH

„Wir gestalten das Nervensystem der Fabrik!“

Seit beinahe 50 Jahren engagiert sich die Tomic TEC GmbH als Systemlieferant für Produktionsanlagen, die vornehmlich in der Automobilindustrie zum Einsatz kommen. Wie das Unternehmen dabei an der ökologischen und…

Unterwegs zu Hause

Interview mit Sandra Tüter, Geschäftsführerin der SOMA Caravaning Center Bremen

Unterwegs zu Hause

Die Pandemie hat dem Markt für mobiles Reisen einen nachhaltigen Impuls gegeben. Ursprünglich von der Angst vor Ansteckung getrieben, haben inzwischen viele Menschen die Vorteile und den Reiz des mobilen…

„Bei der Circular Economy liegt Europa sehr weit vorn!“

Interview mit Martin Aeschlimann, General Manager Engineering Plastics der Asahi Kasei Europe GmbH

„Bei der Circular Economy liegt Europa sehr weit vorn!“

Der über 50.000 Mitarbeiter starke japanische Weltkonzern Asahi Kasei setzt mit seiner „Materials“-Sparte in seiner europäischen Niederlassung in Düsseldorf auf wichtige Innovationen, aus denen sich mitunter auch neue Ansätze für…

Spannendes aus der Region Landkreis Ebersberg

Pionier der digitalen Realität

Interview mit Steffen Dilger, Vice President Sales der Hexagon Manufacturing Intelligence Division

Pionier der digitalen Realität

Als integraler Bestandteil von Hexagon, einem weltweit führenden Anbieter von Sensor-, Software- und autonomen Lösungen, hat sich die Hexagon Manufacturing Intelligence Division zu einem Vorreiter der digitalen Realität entwickelt. Steffen…

Zufriedene Kunden sind die beste Empfehlung

Interview mit Stefan Bock, Geschäftsführender Gesellschafter der TEKTURA Wohnbau GmbH

Zufriedene Kunden sind die beste Empfehlung

Den Anspruch an seine Arbeit formuliert Stefan Bock, Geschäftsführender Gesellschafter der TEKTURA Wohnbau GmbH, in wenigen Worten: „Mir gefällt es, wenn die Käufer zufrieden sind, ohne Ärger einziehen können und…

Innovative Wärmepumpen der neuesten Generation

Interview mit Florian Heckmeier, Geschäftsführer der Heckmeier Gebäudetechnik GmbH

Innovative Wärmepumpen der neuesten Generation

Ob privat oder gewerblich: Jeder Auftraggeber wünscht sich rund um die Gebäudetechnik einen zuverlässigen und kompetenten Partner, dem er vertrauen kann und der ihn umfassend berät. Genau dieser Partner ist…

Das könnte Sie auch interessieren

„Die Kunden werden von E-Mobilität begeistert sein“

Interview mit Christian Kleinhans, Senior Vice President, Group Business Development der Valmet Automotive Gruppe

„Die Kunden werden von E-Mobilität begeistert sein“

Bei der Valmet Automotive Gruppe dreht sich heute schon alles um das Auto von morgen. Als Systemlieferant und Auftragsfertiger für die Automobilindustrie hat sich die Unternehmensgruppe mit finnischer Heimat und…

Wir wollen bis 2050 klima-neutrale Transporte erreichen

Interview mit Christian Hottgenroth, Direktor Verkauf Lkw, Scania Deutschland Österreich

Wir wollen bis 2050 klima-neutrale Transporte erreichen

Der Klimawandel und die zunehmende Verknappung natürlicher Ressourcen stellen die Wirtschaft vor große Herausforderungen. Vor allem der Transport- und Logistiksektor braucht nachhaltige Mobilitätslösungen, um in Zukunft klimaneutral zu werden. Als…

Microlino: „Das coolste Kleinstauto der Welt!“

Interview mit Merlin und Oliver Ouboter, Geschäftsführer der Microlino AG

Microlino: „Das coolste Kleinstauto der Welt!“

Als eine Mischung aus Auto und Motorrad beschreiben die Hersteller ihn: den Microlino. Der sehr kleine Elektrowagen soll ab 2021 die Straßen (un)sicher machen. Mit den Entwicklern und Geschäftsführern Oliver…

TOP