Den Geist des Ortes in die Projekte integrieren
Interview mit Dipl.-Ing. (arch.) Melanie Hammer, Geschäftsführende Gesellschafterin der BHB Projektentwicklungen GmbH & Co. KG
Wirtschaftsforum: Frau Hammer, Sie haben 2014 die BHB Projektentwicklungen GmbH & Co. KG von Ihrem Vater übernommen. Was hat sich seitdem geändert?
Melanie Hammer: Die Bauträgerbranche ist normalerweise von einem Kostendruck geprägt und da bleibt keine Zeit, sich in die Objekte hineinzufühlen. Ich habe Architektur studiert und eine ganz andere Herangehensweise an die Projekte gelernt. Deshalb hat sich bei uns vor allem der Prozess des Entwerfens geändert. Ich nehme mir die Zeit, mich mit dem Grundstück, dem Ort und seiner Geschichte zu beschäftigen. Im Prinzip ist jedes Gebäude wie ein maßgeschneiderter Anzug. Wir versuchen immer, den Geist des Ortes in die Projekte zu integrieren.
Wirtschaftsforum: Haben Sie Beispiele für Projekte, die Sie auf diese Weise entwickelt haben?
Melanie Hammer: Eines meiner Lieblingsprojekte ist BEE FREE, ein Studentenwohnheim in Freising. Zusätzlich zu den modern ausgestatteten Apartments und Zweizimmerwohnungen zieht sich ein Konzept des urbanen Gärtnerns durch das gesamte Gebäude. Es gibt Hochbeete auf allen Balkonen, Claims zum Selbstanbau, Laubengänge, Gemeinschaftsgärten und ein beleuchtetes Insektenhotel. Freising ist als Universitätsstadt für seine Studiengänge Brauereiwesen, Agrikultur und Landwirtschaft bekannt, das haben wir bei der Planung berücksichtigt. Die Studenten können ihr Wissen aus dem Hörsaal direkt in die Praxis umsetzen. Bei unserem Projekt Neu-perlach in München, wo ein neues Kulturquadrat entsteht, haben wir den Fokus auf die Architektur und Freiflächen gelegt. Ein Highlight ist die edle schimmernde Fassade mit gold- und platinfarbenen Elementen. Die Balkone sind auf die Grünflächen ausgerichtet, die Gemeinschaftsterrassen ermöglichen einen fantastischen Blick auf die Alpen. Unser Projekt FUTURIA, ein neues Wohn- und Gewerbequartier in Garching, spielt mit dem Thema, wie der Mensch in Zukunft leben möchte. Inspiriert wurden wir hier von dem TU-Standort Garching. Dabei geht es sowohl um das Thema Smart Home und zukunftsweisende Technologien, die das Leben einfacher machen, aber auch um Nachhaltigkeit und das Schonen von Ressourcen. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Wir verwenden zum Beispiel den ersten komplett klimaneutralen Ziegel. Außerdem werden wir einen Sportparcours in das gesamte Gelände, inklusive der Gebäude, integrieren. Duftgärten und ein Schmetterlingshotel sprechen die Sinne an und eine dänische Firma baut für FUTURIA einen wunderschönen Spielplatz namens Fantarsia.
Wirtschaftsforum: Sie orientieren sich in der Planung sehr an den Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner. Welche Anforderungen und Trends haben Einfluss bei der Projektentwicklung?
Melanie Hammer: Bei unseren Projekten in München ist ein genereller Trend, die Wohnungen so klein wie möglich zu schneiden aufgrund des Preisdrucks. Wir haben aus diesem Grund ein Multimöbel entwickelt, dass wir in den Objekten einsetzen, sodass wir auf dieser Größe möglichst viel platzieren können. Außerdem schaffen wir entsprechende Gemeinschaftsflächen, damit die Menschen von möglichst viel Lebensqualität außerhalb der Wohnung profitieren können. Zu den Megatrends gehört natürlich auch das Thema Smart Home, das wir bei FUTURIA besonders integriert haben. Genauso wichtig ist im Gegenzug aber auch die Nachhaltigkeit. Außerdem werden gemischt genutzte Quartiere immer wichtiger.