Der Online-Kunstmarkt – vielseitig und transparent

Interview mit Sophie Neuendorf, Vice President der artnet AG

Wirtschaftsforum: Frau Neuendorf, was sind heute die wichtigsten Geschäftsbereiche der artnet AG?

Sophie Neuendorf: Am wichtigsten sind für uns unsere Datenbank und unser Marktplatz. Darüber hinaus haben wir noch eine eigene, sehr beliebte Mediensparte, die mit 158 Millionen Seitenaufrufen im Jahr 2022 über 51% des Kunstmarktes abdeckt.

Wirtschaftsforum: Was können Ihre Kunden auf Ihrem Marktplatz machen und was zeichnet ihn aus?

Sophie Neuendorf: Hier geht es um Online-Kunstauktionen – ein wichtiges Wachstumssegment im Kunstmarkt allgemein. Wir bieten absolute Transparenz. Unsere Kunden können dank unserer marktführenden Daten sofort die vergleichbaren Preise sehen. Da wir die Bilder nicht selbst in Besitz nehmen, können wir ihnen außerdem niedrigere Kommissionen anbieten als größere Häuser wie zum Beispiel Sotheby‘s oder Christie‘s.

Die Kunden bezahlen bei uns erst, wenn das Bild geliefert wurde. Wir bieten gezielt Nachkriegs-, moderne, zeitgenössische sowie ultra-zeitgenössische Kunst und Fotografie an. Bekannte und beliebte Künstler wie Andy Warhol, Keith Haring, Robert Mapplethorpe, Nan Goldin oder Richard Prince sind nur einige der Künstler, deren Werke bei uns im Marktplatz zum Kauf angeboten werden.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist die Datenbank für artnet?

Sophie Neuendorf: Die Daten sind das Herz unseres Unternehmens. Es gibt im Grunde keinen anderen Anbieter außer uns. Das heißt, wir sind die zentrale Quelle, für Auktionshäuser ebenso wie für Einrichtungen wie das FBI. Unsere Analytics sind state-of-the-art und für mobile Endgeräte optimiert. Wir arbeiten aktuell an der Einbindung künstlicher Intelligenz in Richtung Predictive Technologies, zum Beispiel für Preisschätzungen. Insgesamt ergeben sich durch unsere drei Bereiche, die Medien selbst, die Datenbank und den Marktplatz, sehr wertvolle Synergien: für uns, vor allem aber für unsere Kunden.

Wirtschaftsforum: Welche Trends sehen Sie zurzeit am Markt, bei Ihren Kunden?

Sophie Neuendorf: Kunst wird zurzeit wieder verstärkt als Anlage-, nicht nur als Liebhaberobjekt betrachtet. In inflationären Zeiten sind Kunstobjekte immer sichere Anlagen. Zudem stellen wir fest, dass jüngere Künstler im Trend sind, vermehrt auch Künstlerinnen.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden?

Sophie Neuendorf: Unser Marktplatz kommt vor allem bei jüngeren Menschen gut an. Sie fühlen sich wohl und sicher damit, online zu handeln. Deshalb haben wir auch keine Altmeister im Portfolio. Aber auch Galerien, Wealth Manager, das FBI oder UBS zählen zu unseren Kunden.

Wirtschaftsforum: Worauf fußt die Erfahrung der Familie Neuendorf im Kunstbereich?

Sophie Neuendorf: Mein Vater hat unsere Galerie vor rund 50 Jahren in Hamburg gegründet, als eine der ersten Pop Art-Ausstellungen. Er ist auch der Begründer der heutigen Art Cologne. Sein Ansatz war es immer, den Kunstmarkt effizienter, transparenter und internationaler zu machen. Der eigentliche Hintergrund für die Gründung von artnet war, Schätzpreise für Objekte zu finden, um Transparenz bei Käufen und Verkäufen herzustellen. Ich selbst verfüge ebenfalls über langjährige internationale Erfahrung, habe unter anderem beim Auktionshaus Christie‘s gearbeitet.

Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für die nächsten Monate vorgenommen?

Sophie Neuendorf: Wir werden jetzt verstärkt unseren Fokus auf den Marktplatz legen. Onlinetransaktionen werden die Zukunft sein. Deshalb werden wir unsere Website überarbeiten, die Usability verbessern und das Nutzererlebnis steigern.

Wirtschaftsforum: Sie und Ihre Brüder haben von Ihrem Vater die Leitung von artnet übernommen. Welches langfristige Ziel verfolgen Sie für das Unternehmen?

Sophie Neuendorf: Ich möchte unser Unternehmen so aufstellen, dass es in 20 Jahren noch genauso wichtig am Markt ist wie jetzt. Ich setze auf nachhaltiges und positives Wachstum im Kunstmarkt und möchte vor allem innovativ bleiben.

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