Wertschöpfung durch Wertschätzung im Zinkdruckguss

Interview mit Ulrich Schwab, Technischer Geschäftsführer der Adolf Föhl GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Ihre Unternehmenstätigkeit – die Fertigung von Zinkdruckgussteilen – ist ein sehr spitzes Marktsegment. Gleichzeitig werden Ihre Bauteile in den verschiedensten Applikationen eingesetzt. Wie sieht Ihre Produktpalette aus?

Ulrich Schwab: Tatsächlich sind wir im Alltag regelrecht von Zinkdruckgussteilen umzingelt. Das größte Anwendungsgebiet unserer Produkte ist die Automotive-Industrie, die mehr als die Hälfte unseres Umsatzes ausmacht. Dort kommen unsere technischen Bauteile in der Lenkung, im Gurtrückhaltesystem und in elektromechanischen Heckklappenöffnungen zum Einsatz. Sie wirken also eher im Verborgenen, und der normale Kunde wird sie wohl nie zu Gesicht bekommen.

Wirtschaftsforum: Wie stark ist Ihr Unternehmen angesichts seiner engen Verzahnung mit der Automobilbranche vom Wandel in der Mobilität betroffen?

Ulrich Schwab: Glücklicherweise macht es für unsere Produkte keinen Unterschied, ob das Fahrzeug, in dem sie verbaut sind, von einem Verbrennungs- oder einem Elektromotor angetrieben wird. In den Bereichen Elektromobilität und autonomes Fahren ergeben sich für unser Unternehmen sogar weitere Chancen und Möglichkeiten, zum Beispiel in der modernen Sensortechnik.

Wirtschaftsforum: In welchen weiteren Produkten können wir Zinkdruckgussteile der Adolf Föhl GmbH finden?

Ulrich Schwab: Weitere Anwendungsgebiete sind die Befestigungstechnik und der Bereich Home and Living. Wir produzieren beispielsweise Scharniere für die Möbelbeschlagindustrie, wo ein großer österreichischer Hersteller von Küchenbeschlägen zu unseren Hauptabnehmern zählt. Ebenso kommen die von uns gefertigten Bauteile in den Hochdruckreinigern von Kärcher und in den Garagentorantrieben der Elero GmbH zum Einsatz.

Wirtschaftsforum: Die Fertigung ist einer der energieintensivsten Abschnitte der Wertschöpfungskette. Wie kann Ihr Unternehmen trotzdem nachhaltig wirtschaften?

Ulrich Schwab: Das Thema Nachhaltigkeit liegt uns seit vielen Jahren besonders am Herzen. Zur Senkung des Energieverbrauchs haben wir hohe Summen in unsere technische Gebäudeausstattung investiert, während wir in der Fertigungstechnik den Energieeinsatz für manche Bauteile mithilfe zahlreicher Innovationen halbieren konnten. Zudem setzen wir mittlerweile vollständig auf Ökostrom aus Wasserkraft. Durch diese und weitere Maßnahmen ist es uns seit dem Jahr 2020 gelungen, im Rahmen der Scope-1- und Scope-2-Emissionnen zu einem CO2-neutralen Betrieb zu werden.

Wirtschaftsforum: Welche weiteren Werte charakterisieren Ihren Unternehmensalltag?

Ulrich Schwab: Wir haben einen Firmenleitspruch, den wir jeden Tag aufs Neue mit Leben füllen wollen: Wertschöpfung durch Wertschätzung". Vor einigen Jahren haben wir einen Wertekatalog erarbeitet, nach dem sich jeder Mitarbeiter von uns in allen Belangen richten soll, und diesen Kanon in sechs Begriffe gegossen: Respekt, Motivation, Ehrlichkeit, Disziplin, Geradlinigkeit und Vertrauen.

Wirtschaftsforum: Das sind sehr hohe Ansprüche. Wie gelingt es Ihnen, Ihre Mitarbeiter für diese Reise zu begeistern?

Ulrich Schwab: Am wichtigsten ist die Vorbildfunktion der allerhöchsten Führungsebene. Wir müssen jeden Tag aufs Neue zeigen, dass sich unser Verhalten ganz nach diesen Werten richtet. Wir vermitteln all unseren Mitarbeitern: Ja, wir leben in einer sich immer schneller verändernden Welt, aber trotzdem gibt es Werte, die immer gelten werden.

Wirtschaftsforum: Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die Zukunft?

Ulrich Schwab: Für uns galt in den letzten eineinhalb Jahren ein altes Motto von Winston Churchill: Never waste a good crisis. Dementsprechend haben wir während der Pandemie gewisse Veränderungen angestoßen und sondiert, wie wir uns in punkto Effizienz und Nachhaltigkeit noch weiter verbessern können. Konkrete Überlegungen gibt es bezüglich einer weiteren Optimierung unserer Werkstrukturen in Deutschland. Außerdem wollen wir, inspiriert durch unser Credo Wertschöpfung durch Wertschätzung," besonders für junge Arbeitnehmer noch attraktiver werden, um den sichtbar werdenden Problemen des nahenden Fachkräftemangels entschieden entgegenzutreten.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Logistik mit dem Händchen fürs Handling

Interview mit Linda Ismail, Geschäftsführerin der SWIFT-Logistik® GmbH

Logistik mit dem Händchen fürs Handling

Linda Ismail hat ohne Zweifel das ‘Macher-Gen’. Seit dem vergangenen Jahr Geschäftsführerin der SWIFT-Logistik® GmbH, arbeitete sie sich mit Fleiß und Energie in die Besonderheiten der Logistikbranche ein und brachte…

Behutsamer Umgang mit empfindlichen Produkten

Interview mit Jeroen Deprez, Geschäftsführender Gesellschafter und Mattias Mergaert, Leiter Sales Agro der DEPREZ CONSTRUCT NV

Behutsamer Umgang mit empfindlichen Produkten

Belgisches Knowhow, das auf der ganzen Welt gefragt ist? Was das automatische Produkthandling speziell von Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren und anderen Gemüsen betrifft, ist die DEPREZ CONSTRUCT NV eine allererste Adresse.…

Die Zukunft des Lichts

Interview mit Benjamin Penderock, COO und Prokurist der DOTLUX GmbH

Die Zukunft des Lichts

Kaum eine neue Erfindung hat eine Branche so umfassend revolutioniert wie die LED-Technologie die Beleuchtungsindustrie. Die erheblichen Vorteile in Bezug auf Energie- und Ressourceneffizienz sowie die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten, die LEDs…

Spannendes aus der Region Rems-Murr-Kreis

100 Jahre und dem Markt voraus

Interview mit Alexander Schmid, Geschäftsführer der August Schmid GmbH & Co. KG

100 Jahre und dem Markt voraus

Seit 100 Jahren am Markt und neugierig-hoffnungsvoll auf die nächsten 100 Jahre blickend – so präsentiert sich die Firma SCHMID-Donzdorf in der Nähe von Göppingen. Das Familienunternehmen, das heute in…

Sicherheit made in Germany

Interview mit Dr. Timo Stock, Geschäftsführer der Telenot Electronic GmbH

Sicherheit made in Germany

Wohnungseinbrüche haben um mehr als 20% zugenommen – so eine Pressemeldung des BMI aus dem März 2023. 2022 wurden in Deutschland 65.908 Wohnungseinbrüche erfasst – ein Anstieg von 21,5% im…

Präzise Messungen in jedem Winkel

Interview mit Torsten Wegner, Geschäftsführer der Novotechnik Messwertaufnehmer OHG

Präzise Messungen in jedem Winkel

Als mittelständisches familiengeführtes Traditionsunternehmen behauptet sich die Novotechnik Messwertaufnehmer OHG in Ostfildern im Raum Stuttgart gegen starke Wettbewerber. Ihre Produkte messen Wege und Winkel präzise und zuverlässig, auch dank eigener…

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir sind ein verlässlicher und flexibler Partner!“

Interview mit Marcel Sanders, Technisch-Kaufmännischer Direktor der GS Staalwerken Holding B.V.

„Wir sind ein verlässlicher und flexibler Partner!“

Mit diversen Produkten und Dienstleistungen haben sich die GS Staalwerken mit dem Hauptsitz in Helmond auch außerhalb der Niederlande etabliert. Dabei sieht sich das Unternehmen als One-Stop-Shop für seine Kunden.…

Swiss Quality mit Wow-Effekt

Interview mit Elio Lupica, CEO der Mikron Switzerland AG Division Tool

Swiss Quality mit Wow-Effekt

Schweizer Produkte genießen weltweit einen besonderen Ruf. Das gilt für Uhren, Schokolade, Käse – und Werkzeuge. Die Mikron Switzerland AG Division Tool macht Swiss Quality alle Ehre. Das in Agno…

Kupfer – Enabler der Energiewende

Interview mit Martin Gerlach, Vice President Sales der HME Copper Germany GmbH

Kupfer – Enabler der Energiewende

Im 17. Jahrhundert als Hammerwerk gegründet, heute, nach verschiedenen Umstrukturierungen und Übernahmen, Teil eines chinesischen Konzerns – die HME Copper Germany GmbH blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Eine Unternehmensgeschichte,…

TOP