Türen – ganz schön smart

Interview mit Christian Kunzelmann, CEO RWD Schlatter AG

Türen sind seit der ersten Stunde Kernprodukt des Unternehmens, dessen Wurzeln bis 1884 zurückreichen – und das im nächsten Jahr sein 140-jähriges Jubiläum feiern wird. 1884 gründete Theodor Schlatter eine auf Türen spezialisierte Schreinerei. 1995, über hundert Jahre und viele Türen später, schließt Schlatter sich mit der RWD Dietikon – ein ursprünglich auf Büromöbel und Trennwände spezialisiertes Unternehmen, das zudem Stahlzargen fertigte – zusammen. Um gemeinsam weiter zu wachsen, wird das seit dem Zusammenschluss 1995 als RWD Schlatter firmierende Unternehmen 2007 Teil der damaligen AFG Arbonia-Forster-Holding (heute Arbonia AG) – eine weitsichtige Entscheidung. „Durch die Zugehörigkeit zur Arbonia konnten wir konstant wachsen“, betont CEO Christian Kunzelmann. „Der Konzern investierte in den vergangenen zehn Jahren 40 Millionen CHF in die Werke der Zukunft. Für uns besonders wichtig war der Bau des neuen 5.000 m2 großen Lager- und Logistikzentrums für Rohmaterialien, in dem auch Produkte unserer Schwestergesellschaft Prüm gelagert werden. Dank des neuen Zentrums können wir Funktionstüren schweizweit innerhalb von 5 bis 15 Arbeitstagen liefern; ein Alleinstellungsmerkmal, das unsere Wettbewerbsfähigkeit steigert.“

 

Schweizweit gefragt

Damit präsentiert sich die RWD Schlatter als leistungsstarker Spezialist für Objekt- und Funktionstüren. 195 feste Mitarbeiter und sieben Lehrlinge beschäftigt das Unternehmen. Gearbeitet wird in der gesamten Schweiz, kleinere Projekte wurden auch in Süddeutschland realisiert. 600 Projekte laufen zum Teil parallel. „In Deutschland und der Schweiz gelten unterschiedliche Normen und Standards“, sagt Christian Kunzelmann. „Das erschwert es uns, auf dem deutschen Markt noch aktiver zu werden.“

Industriell und individuell

RWD Schlatter produziert zu 95% individuell. „Wir fertigen industriell, ab Losgröße 1“, so Christian Kunzelmann. „Wichtig ist, dass wir nicht nur Türblätter liefern, sondern ganze Projekte realisieren und die gesamte Wertschöpfungskette von der Entwicklung über die Produktion hin zu Montage, Wartung und Service abdecken. Für das Kantonsspital Aarau, eine der größten Baustellen in der Schweiz, sind 2.500 Türen geplant; Türblätter kombiniert mit Dienstleistungen wie Projektierung, Beratung und Montage.“ Das Produktangebot ist breit gefächert; es gibt 30 bis 40 verschiedene Türtypen, die wiederum spezielle Untergruppen haben. Dabei kann es sich um Wohnraumtüren, Objekttüren, Brandschutztüren, Schallschutztüren oder andere Türarten handeln. „Es kann sein, dass bei einem Projekt mit 100 Türen jede Tür anders ist und besondere Anforderungen mit sich bringt,“ sagt Christian Kunzelmann.

„Im letzten Jahr hatten wir ein Projekt für das Restaurant Eatrenalin im Europapark, bei dem sechs eigene Entwickler und zwei Produktmanager involviert waren.“ Eine wichtige Säule des Serviceportfolios sind Tests – Rauchschutztests, Schallschutztests oder Klimatests. Das Unternehmen ist fremdüberwacht, hat einen Klimaprüfraum, einen Dauerfunktionsprüfstand und ein zertifiziertes Schallschutzlabor. Dank dieser außergewöhnlichen Ausstattung sind viele Prüfungen im Haus möglich.

„Wir kooperieren mit der ift Rosenheim und bieten auch für externe Firmen Tests an“, so Christian Kunzelmann. „Unsere eigenentwickelten Produkte können im Haus zertifiziert werden; auch das ist ein großer Pluspunkt.“ Dank Hightech-Ausstattung und hervorragender Mitarbeiter lanciert RWD Schlatter regelmäßig Produktneuheiten, die Akzente auf dem Markt setzen. Dazu zählen unter anderem Digi-Türen, smarte Türen, die den Lebenszyklus von Türen messen, dokumentieren, steuern und automatisieren. Alle wichtigen Informationen sind jederzeit zuverlässig abrufbar, es gibt digitale Türöffner, digitale Schließpläne, Berechtigungen für Wohnungsöffnungen, für die das Unternehmen im engen Austausch mit der deutschen Wohnungswirtschaft ist. „Digitale Türen werden immer wichtiger, da sie Prozesse wie Wartungen deutlich vereinfachen“, betont Christian Kunzelmann. „Beispielhaft sind Brandschutztüren, die jährlich gewartet werden müssen. Auch für BIM sind digitale Lösungen essenziell.“

Bereit für die Zukunft

Herausforderungen wie die Digitalisierung nimmt RWD Schlatter engagiert an. Das Unternehmen ist gut aufgestellt, um auch Schwierigkeiten zu meistern – Schwierigkeiten, wie sie die Pandemie und der Krieg in der Ukraine mitbrachten. „Materialverfügbarkeiten waren infolge gestörter Lieferketten herausfordernd“, blickt Christian Kunzelmann zurück.

„Trotzdem sind wir gut durch diese Zeit gekommen, da zum Beispiel der Einkauf einen hervorragenden Job gemacht hat. Das größte Problem waren am Ende die Unsicherheiten.“ Heute stellt sich mit dem akuten Fachkräftemangel eine weitere Herausforderung. „Wir haben hier viel Akkordarbeit“, so Christian Kunzelmann. „Da es immer schwieriger wird Leute zu finden, setzen wir auf Ausbildung. Maschinenführer bilden wir zum Beispiel selbst aus.“ Auch wenn der Fachkräftemangel ein gravierendes Problem ist, will das Unternehmen weiterwachsen.

„Wir haben mit der Arbonia eine starke Mutter im Rücken, mit der wir auf Augenhöhe zusammenarbeiten und die uns mit Investitionen unterstützt, ohne die vieles nicht möglich wäre und für die wir sehr dankbar sind“, unterstreicht Christian Kunzelmann. „Wir profitieren von der Möglichkeit, selbst Produkte zu entwickeln und diese auf dem Markt zu etablieren. Das motiviert mich persönlich und auch die Mitarbeiter, die sich aktiv einbringen können.“ Mitarbeiter schätzen die sehr persönliche, familiäre Atmosphäre im Unternehmen. „Wir setzen bewusst auf flache Hierarchien und sind per Du, unabhängig von der Stellung im Unternehmen und vom ersten Tag an“, sagt Christian Kunzelmann.

„Seit dem Sommer letzten Jahres gilt das auch für die Rekrutierung. Es gibt einen lebhaften Austausch, Mitarbeiter können Verbesserungsvorschläge einbringen, für die wir immer ein offenes Ohr haben.“ Auch Christian Kunzelmann selbst schätzt dieses besondere Klima. „Ich bin seit 14 Jahren im Unternehmen, lerne jeden Tag dazu und habe Freude daran, gemeinsam mit den Mitarbeitern Neues zu entwickeln“, betont er. „Wir stehen für einzigartige Produkte und können dank umfassender Investitionen Wachstum generieren. Auch wenn dieses Wachstum mit Herausforderungen verbunden ist, nehme ich diese gerne an; man bekommt viel Positives zurück.“  

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