Analysen im Dienste von Umwelt und Mensch
Interview mit Sabrina Westphal, Geschäftsführerin der ibacon GmbH
„Wir zählen zu den wenigen Unternehmen der Branche, die noch nicht aufgekauft wurden“, sagt Sabrina Westphal, Geschäftsführerin der Ibacon GmbH. „Obwohl wir nach wie vor in Privatbesitz sind, gehören wir zu den größten Ökotox-Laboren. Die Kontakte mit unseren Auftraggebern sind sehr persönlich und unsere Arbeit zeichnet durch sehr gute Qualität aus.“
Risiken bewerten
„Wir führen Tests zur Risikobewertung für Industriechemikalien durch und schauen, welche Auswirkungen Pflanzenschutzmittel auf die Umwelt haben“, beschreibt Sabrina Westphal eine Aufgabe der ibacon GmbH. „Fragen, denen wir nachgehen, lauten zum Beispiel: ‘Wie verhalten sich die Mittel in der Umwelt?’, ‘Wie wirken sie auf Tiere, Pflanzen, Wasser und Boden?’, ‘Bleiben sie dauerhaft dort?’ oder ‘Haben sie Auswirkungen auf den Hormonhaushalt von Lebewesen?’.“
Mit den unterschiedlichsten Methoden werden die Eigenschaften der untersuchten Stoffe geprüft. Für die Zulassung von Chemikalien sind deren physikalisch-chemische Eigenschaften wichtig. Hier sind Parameter wie Schmelzpunkt, Siedepunkt und Dichte von Bedeutung. Weitere Analysen beziehen sich auf die Entflammbarkeit und Entzündlichkeit sowie auf deren Wasserlöslichkeit und Stabilität.
Biologische Abbaubarkeit
Eine weitere Fragestellung, der die Spezialisten nachgehen, ist die der biologischen Abbaubarkeit, zum Beispiel von Bestandteilen aus Waschmitteln, Shampoos, Sonnencremes oder ähnlichen Produkten. Mittels gesetzlich vorgegebener Analysen wird festgestellt, ob sich eine Chemikalie leicht in ihre Bestandteile abbaut oder wie lange sie im Ökosystem verbleibt.
Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wird eine Risikobewertung vorgenommen, die zur Zulassung des Wirkstoffs oder zur Durchführung weiterer Tests führen kann. Einen großen Raum unserer Auftragsforschung nehmen auch Pflanzenschutzmittel ein. Ökotoxikologische Versuche mit Wasserflöhen und Regenwürmern stellen fest, ob die beabsichtigte Menge eines Pflanzenschutzmittels eine unerwünschte Wirkung auf Nicht-Ziel-Organismen zeigt. Ein weiteres Tätigkeitsfeld sind Rückstandsbestimmungen. Sie geben Auskunft darüber, welche Mengen einer bestimmten Substanz in landwirtschaftlichen Erzeugnissen oder in Insekten und Bodenlebewesen zu finden sind.
1994 gegründet
Ins Leben gerufen wurde die ibacon GmbH 1994 von fünf Gesellschaftern, darunter von dem ehemaligen Geschäftsführer Dr. Ralf Petto. Von Beginn an lag der Fokus auf der Untersuchung des Umweltverhaltens von verschiedenen Substanzen nach den Prinzipien der ‘Guten Laborpraxis’.
In den folgenden Jahren erweiterte sich das Spektrum um aquatische Ökotoxikologie, analytische Chemie, biologische Abbaubarkeit sowie physikalisch-chemische Eigenschaften und Feldstudien. Mitarbeiterzahl und Laborflächen wuchsen weiter, neue Gebäude wurden angemietet. Ein Meilenstein war 2014 der Bezug eines neuen Gebäudes mit einer Nutzfläche von 5.000 m².
In den zurückliegenden Jahren verschob sich der Fokus auch immer mehr von den Pflanzenschutzmitteln hin zu Untersuchungen von Industriechemikalien und pharmazeutischen Substanzen. Heute ist die ibacon GmbH, die aktuell 160 Mitarbeiter beschäftigt, im Besitz von vier Teilhabern sowie den beiden Geschäftsführerinnen Sabrina Westphal und Dr. Melanie Lichtenberger.
Industrie und Pharmazie
„Unsere Kunden kommen überwiegend aus der Industrie und der Pharmazie und unser Einzugsgebiet ist weltweit“, beschreibt Geschäftsführerin Sabrina Westphal. „Neue Kunden sprechen wir oft über soziale Netzwerke wie LinkedIn an. Behörden haben Verzeichnisse verschiedener Anbieter ökotoxischer Untersuchungen, in denen wir gelistet sind. Zu unseren Bestandskunden halten wir intensiven Kontakt, zum Beispiel durch Besuche oder Telefonate.“
Beim Marketing geht ibacon aktuell neue Wege. So wird gerade eine neue Strategie erarbeitet, basierend auf der Frage ‘Wo wollen wir stärker werden?’. Untrennbar mit der täglichen Arbeit verbunden ist die Dokumentation der gewonnenen Ergebnisse. Sabrina Westphal; „Wir müssen alles dokumentieren, was einen großen administrativen Aufwand mit sich bringt. Deshalb sind wir dabei, diese ganzen Prozesse komplett zu digitalisieren.“
Doch nicht nur in der Digitalisierung ist die ibacon GmbH auf einem guten Weg. „In punkto Nachhaltigkeit sind wir richtig gut aufgestellt“, freut sich die Geschäftsführerin. „So beleuchten wir sämtliche Räume mit LEDs und legen einen großen Wert auf Energieeffizienz.“ Veränderungen gibt es in der Unternehmenskultur. „Wir haben einen Kulturprozess eingeleitet, der sich den Herausforderungen einer neuen und ausbalancierten Welt stellt“, sagt Sabrina Westphal. „Wir möchten offen und ehrlich miteinander umgehen und eine neue Fehlerkultur entwickeln. Fehler dürfen gemacht werden, wir reden darüber und lernen daraus. Weiter setzen wir auf Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Auch beim Thema Führung wollen wir neue Maßstäbe setzen, so dass nicht Fachlichkeit im Vordergrund steht, sondern das Fach die Führung ist.“
Darüber hinaus stehen weitere Themen für die kommenden Jahre auf der Agenda des Unternehmens, unter anderem der Ausbau der Digitalisierung, effizientere interne Abläufe und die Suche nach neuen Tätigkeitsfeldern.