Die Netzwerker

Interview mit Francesco De Lauso, Vorstandsvorsitzender der CTL Cargo Trans Logistik AG

Wirtschaftsforum: Herr De Lauso, Sie sind ein erfahrener Branchenkenner und seit Oktober 2019 bei CTL tätig. Wo liegen für Sie die Stärken des Unternehmens im Vergleich zum Wettbewerb?

Francesco De Lauso: Unsere Hub-Struktur ist einzigartig in der Branche. Wir haben sechs Standorte, über die der Stückgutversand abgewickelt wird. Das heißt, alle Stückgutsendungen unserer Partner laufen zu 100% über einen dieser Standorte. Regionale Kunden finden damit immer einen Speditionspartner in der Nähe. Dank der großen Anzahl an Partnern muss ein Spediteur nur ein kleines Gebiet bedienen, was in Zeiten von Kostenexplosion und Fachkräftemangel ein entscheidender Vorteil ist. Auch CTL selbst profitiert von der Hub-Struktur. Die sechs Standorte stärken unsere Flexibilität, um zum Beispiel auf große Mengenentwicklungen zu reagieren. Deshalb werden wir auf jeden Fall an dieser Struktur festhalten.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich die CTL in der Vergangenheit entwickelt?

Francesco De Lauso: Im nächsten Jahr feiert das Unternehmen den 30. Geburtstag; in diesen drei Jahrzehnten hat sich die Stückgutkooperation zu einem gestandenen Marktteilnehmer entwickelt. Wir geben mittelständischen Spediteuren und Logistikern die Möglichkeit, Stückgut für ihre Kunden abwickeln zu können und sorgen dafür, dass unsere Partner – das sind um die 170 – ihre Kunden bedienen können. Als Netzwerker halten wir seit Beginn an einem Ziel fest – der Vorteilsoptimierung für die Partner.

Wirtschaftsforum: Was bedeutet das konkret?

Francesco De Lauso: CTL ist nicht klassisch wirtschaftlich ausgerichtet. Wir müssen in erster Linie für eine 100%ige Netzabdeckung und eine bestmögliche Qualität sorgen. Wir müssen nur das Geld erwirtschaften, das wir brauchen, um das Netzwerk weiterzuentwickeln. Das ist für die Partner, die auch Gesellschafter sind, oberstes Ziel. Unser Ergebnis lässt sich demnach nicht an Euros ablesen, sondern am bestmöglichen Netzwerk für die Partner, damit diese ihre Ziele erreichen können. In Deutschland ist dieses Konzept einzigartig.

Wirtschaftsforum: CTL lässt sich strukturell durchaus in Zahlen ausdrücken. Wie ist die Kooperation heute aufgestellt?

Francesco De Lauso: Wir haben 200 Mitarbeiter; 150 von ihnen sind im gewerblichen Bereich tätig, 50 im kaufmännischen Bereich, vor allem in der Zentrale in Homberg Efze. Pro Jahr bewegen wir 2,7 Millionen Sendungen, die alle über einen der sechs Hubs gezogen werden. Jede Sendung nehmen wir in die Hand. In den vergangenen zwei Jahren sind wir sehr stark gewachsen und haben die Kapazitäten entsprechend erweitert. Von 2020 auf 2021 lag das Wachstum im zweistelligen Bereich; in der CTL-Historie war dies ein Rekordergebnis. Momentan erleben wir aufgrund verschiedener Faktoren wie Energiekrise, Fachkräftemangel und abflauen dem Konsumklima eine Zäsur. Wir halten die Menge deshalb konstant auf Vorjahresniveau.

Wirtschaftsforum: Was waren die Gründe für das außerordentliche Wachstum in den letzten Jahren?

Francesco De Lauso: Verantwortlich waren drei wesentliche Faktoren. Zum einen hat Corona das Privatkundengeschäft beflügelt. Im Lockdown wurde verstärkt online bestellt, damit stieg das Stückgutvolumen. Zusätzliche Partner und ein organisches Wachstum durch erfolgreiche Partner im Netzwerk erwiesen sich als weitere Booster.

Wirtschaftsforum: Gibt es für Sie darüber hinaus besondere Charakteristika, die die positive Unternehmensentwicklung begründen? Zum Beispiel eine besondere Unternehmensphilosophie?

Francesco De Lauso: Wir verstehen uns sehr stark als Dienstleister unserer Partner. Primäres Ziel ist immer, den Partner zu unterstützen. Zudem glauben wir, dass man selbst Spediteur sein muss, um mit Spediteuren auf Augenhöhe zu sprechen. Das Logistik- und Speditionsgen muss da sein. Weil man vorausschauend für Partner agieren muss, haben wir Kooperationen mit Start-ups, implementieren bei Partnern bestimmte Dinge, suchen immer wieder den Kontakt zu ihnen, zum Beispiel in Arbeitskreisen. Das Vertrauen in uns als Netzwerk ist deshalb stetig gewachsen. Unsere Partner können sich auf unsere Vision ‘Wir sind da, wo man uns braucht’ verlassen.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie selbst Ihre Rolle im Unternehmen?

Francesco De Lauso: Mit 200 Mitarbeitern an sechs Standorten sind wir einerseits Mittelständler und ich als CEO noch immer nah am Unternehmen, den Mitarbeitern und Partnern. Ich wäre auch zur Stelle, wenn es um das Be- und Entladen eines Lkw ginge. Andererseits muss ich das Unternehmen strategisch weiterentwickeln; dafür ist ein gutes Team essenziell, das ausreichend Raum hat und richtungsweisende Entscheidungen treffen kann. Ich habe alle 120 Partner persönlich getroffen; das ist mir sehr wichtig, schließlich sind die Partner unser Markt. Ich muss ein Team haben, das mir ermöglicht, eine gewisse Zeit nicht vor Ort sein zu müssen. Ich habe lange Hockey gespielt, war 20 Jahre Trainer und hatte immer Freude daran, Menschen mit Potenzial zu finden und zu fördern, zu coachen und auch loszulassen. Auch wenn ich ein Zahlenmensch bin, ist es der Mix aus Zahlen, Daten, Fakten, Prozessen und Menschen und Zielen, der hinter meinen Entscheidungen steht.

CTL Cargo Trans Logistik AG
Ludwig-Erhard-Straße 15
34576 Homberg/Efze
Deutschland
+49 5681 99230
info(at)ctl-ag.de
www.ctl-ag.de

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