„Wir tragen eine enorme Verantwortung – und werden ihr konsequent gerecht!“
Interview mit Sebastian Braun, CEO der Cheplapharm Arzneimittel GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Braun, im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen oftmals neu entwickelte Medikamente – Cheplapharm engagiert sich hingegen gerade am anderen Ende der Wertschöpfungskette. Was macht Ihre Marktpositionierung aus?
Sebastian Braun: Lange bevor ein Medikament auf den Markt kommt, fließen hohe Geldbeträge und ein enormer Aufwand in seine Entwicklung – dieses langfristige Commitment wird von den Gesetzgebern mit einem Patentschutz honoriert, der jedoch nach zehn Jahren ausläuft. Unter anderem wegen veränderter regulatorischer Rahmenbedingungen wird der Erhalt des Originalprodukts für den ursprünglichen Hersteller irgendwann zu aufwendig und wirtschaftlich nicht mehr sonderlich einträglich, weshalb es dann nicht selten attraktiv erscheint, das entsprechende Produkt an einen anderen Hersteller abzutreten. Genau an dieser Stelle kommt dann Cheplapharm ins Spiel: Wir erwerben in einem solchen Fall unter anderem die Rezeptur sowie die Namens- und Markenrechte und überführen die Herstellung des Präparats in unsere eigenen Fertigungslinien und Distributionskanäle. Davon profitieren beide Seiten: Wir sorgen dafür, dass die Verfügbarkeit eines etablierten Medikaments auf Dauer sichergestellt ist, während der ursprüngliche Hersteller den Erlös aus dem Verkauf in die Entwicklung neuer Pharmazeutika investieren kann, um den Patienten perspektivisch noch besser zu helfen.
Wirtschaftsforum: Wie attraktiv ist Ihr Geschäftsfeld im Vergleich zu den Herstellern neuer pharmazeutischer Präparate – schließlich winken die höchsten Gewinne doch bestimmt bei bahnbrechenden Neuentwicklungen?
Sebastian Braun: Für die Forschung an ganz neuen therapeutischen Ansätzen ist das Biotech-Segment zuständig, das sich hauptsächlich durch Venture Capital finanziert – ein Geschäft, das in der Tat hohe Gewinne verspricht, aber auch mit großen unternehmerischen Risiken einhergeht. Das ist nicht unsere Welt; denn wir ziehen ein berechenbareres Geschäftsmodell vor. In diesem Rahmen beschäftigen wir uns mit Produkten, die gut und gerne seit 20 Jahren am Markt bestehen. Wenn sich hierzu entsprechende Möglichkeiten ergeben, entwickeln wir diese auch konsequent weiter. Oftmals werden wir beispielsweise von Vertretern der Fachärzteschaft angesprochen, dass sich das Indikationsgebiet eines bestimmten Präparates auch auf andere Krankheitsbilder ausdehnen ließe; eine Hypothese, die wir dann gegebenenfalls mit entsprechenden klinischen Studien weiterverfolgen. Gleichsam lässt sich bisweilen auch durch eine Veränderung der Darreichungsform das Wohl der Patienten erhöhen. Doch das sind kleinteilige Schrittinnovationen und keine Raketenwissenschaft – nichtsdestotrotz aber ein sehr attraktives Geschäftsfeld. Seit 2010 konnten wir mit einer Compound Annual Growth Rate von 44% ein starkes Wachstum verzeichnen, wobei unser Jahresumsatz inzwischen deutlich über eine Milliarde Euro beträgt, womit wir zu einem der größten Pharmaunternehmen Europas und zu einem Leuchtturm im Wirtschaftsleben von Mecklenburg-Vorpommern avanciert sind. Dabei haben wir inzwischen die Verantwortung für 3.260 Arzneimittelzulassungen inne und sind in über 150 Ländern aktiv, die wir neben unserem angestammten Hauptsitz in Greifswald von weiteren Niederlassungen in der Schweiz, Russland und Japan aus betreuen.
Wirtschaftsforum: Worin liegen die Grundlagen für dieses starke Wachstum?
Sebastian Braun: Inzwischen sind wir für viele forschenden Pharmaunternehmen der Welt zu einem gefragten geworden – und von Roche über Novartis bis hin zu Eli Lilly gibt es kaum einen Player, mit dem wir noch nicht zusammengearbeitet haben. Dabei profitieren wir natürlich von den enormen Markteintrittsbarrieren, wobei wir bei mehr als einem Drittel unserer Produkte keinem direkten oder nur sehr wenigen Wettbewerber ausgesetzt sind. Diese Marktposition liegt natürlich in der enormen Verantwortung begründet, der wir im Tagesgeschäft gerecht werden müssen – schließlich handeln wir mit lebenswichtigen Medikamenten, bei denen wir uns keinerlei Qualitätsmängel erlauben dürfen. Gerade mit dem verstärkten Druck, der durch die Supply-Chain-Krise im Zuge der Corona-Pandemie zu spüren war, erhielt dieses Thema noch einmal eine besondere Aufmerksamkeit. Dabei erwies sich auch unsere strategische Entscheidung, unsere Fertigungsaktivitäten überwiegend in Europa abzubilden und nicht nach Indien oder China auszulagern, als goldrichtig. Stellen Sie sich einmal vor, ein großes Pharmaunternehmen veräußert ein Zytostatikum an einen Drittanbieter wie Cheplapharm und diesem gelänge es dann nicht, zuverlässig den Weltmarkt mit diesem Produkt zu versorgen: Sofort stünde auch die Reputation des usrprünglichen Herstellers infrage, dessen Börsenkurs könnte unter Druck geraten und die Fachgesellschaft liefe Sturm. Das darf nicht passieren
Wirtschaftsforum: Wie ist es Ihnen gelungen, sich diese Marktposition zu erarbeiten?
Sebastian Braun: Mit Klinkenputzen und arbeiten – denn der Weg dorthin war steinig. Angefangen haben wir vor 20 Jahren mit einer Rheumasalbe mit einem Jahresumsatz von 200.000 Euro, an der wir die Rechte für den deutschen Markt erwerben durften. Nachdem wir uns dort bewiesen hatten, konnten wir unser erstes Produkt für den österreichischen Markt betreuen. Irgendwann folgte dann der Schritt auf den europäischen und schließlich auf den Weltmarkt. Denn kein Pharmaunternehmen vertraut ein Produkt einem Partner an, der sich nicht jahrzehntelang im Markt bewährt und dabei bewiesen hat, dass er dieser enormen Verantwortung gerecht werden kann. Heute dürfen wir mit einer soliden Marktpositionierung die Früchte dieser harten Arbeit ernten – und treten weiterhin jeden Tag unermüdlich für eine umfassende Versorgung unserer Patienten ein.
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