Uhren für die Ewigkeit
Interview mit Carsten Meyer, Country Manager, Deutschland, Österreich und Osteuropa der BAUME & MERCIER Richemont Northern Europe GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Meyer, BAUME & MERCIER zählt zu den traditionellen Schweizer Uhrenmarken. Wo steht das Unternehmen heute?
Carsten Meyer: 1830 von den Brüdern Baume gegründet, sind wir eine Manufaktur, die seitdem durchgehend Uhren baut, sowohl mechanische als auch Quarz-Uhren, für Herren als auch für Damen. Damenuhren haben inzwischen einen Anteil von 35% an allen verkauften Modellen, sodass Frauen zu einer wichtigen Zielgruppe geworden sind. Seit den 1990er-Jahren gehören wir zur Richemont-Gruppe, einem der drei großen Namen im Luxussegment weltweit. Zu unserem Konzern gehören auch Marken wie Cartier oder Lange & Söhne.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich Baume & Mercier positioniert?
Carsten Meyer: Wir sind die Einstiegsmarke im Luxusuhrensegment. Der durchschnittliche Preis unserer Uhren liegt bei 2.600 bis 2.800 EUR, aber es gibt natürlich auch bei uns wesentlich hochpreisigere Modelle. Das griechische Phi in unserem Logo – das für Ausgewogenheit steht – verweist auf unser Credo, die bestmögliche Qualität zum bestmöglichen Preis zu liefern. Perfektion ist zu einem erschwinglichen Preis möglich.
Wirtschaftsforum: Die Luxusbranche hat trotz der anhaltenden Krise und ständig steigender Preise nicht gelitten?
Carsten Meyer: Ja, das kann man so sagen. Diesen Trend beobachten auch wir, und für dieses Jahr erwarten wir ein zweistelliges Umsatzplus. Das gilt auf jeden Fall für Europa, lässt sich aber nicht automatisch auf alle Regionen übertragen. Unsere Kunden suchen bleibende Werte und wollen ihr Geld für etwas anlegen, das langlebig ist und nicht seinen Wert verliert. Das ist ein weiterer Faktor, der neben Design, Qualität, Technik und Historie für unsere Uhren spricht.
Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihre Vertriebsstrategie aus?
Carsten Meyer: Wir verkaufen an den Facheinzelhandel. Es gibt allerdings kein typisches Weihnachtsgeschäft mehr. Wer sich heute eine neue Uhr kauft, entscheidet sich ganz bewusst zu einem bestimmten Zeitpunkt dafür und betrachtet den Kauf als Sachanlage. Der Fachhändler bietet zudem den nötigen Service, angefangen von der Fachberatung bis hin zu Reparaturen, Kürzen der Armbänder oder Wasserdichtigkeitsprüfung. Zusätzlich haben wir eine eigene Service-Abteilung in München für ganz Europa. Nicht alle Modelle sind sofort verfügbar, sondern manchmal müssen Kunden einige Monate warten, gerade wenn es sich um spezielle Uhren von 30.000 EUR handelt. Das liegt daran, dass wir nur beschränkte Produktionskapazitäten haben und auch uns die Fachkräfte fehlen.
Wirtschaftsforum: Das Modell Riviera wird in diesem Jahr besonders im Fokus stehen?
Carsten Meyer: Wir stellen im Frühjahr wieder auf der Watches + Wonders aus, für uns die wichtigste Messe für Luxusuhren. Sie findet in jedem Frühjahr in Genf statt. Ursprünglich war es eine reine Richemont-Messe, aber inzwischen kommen dort 50 Luxusuhrenhersteller zusammen. Wir stellen dort unsere Neuheiten vor. In diesem Jahr geht der Trend stark zu klassischem Design, was sich auch in den Farben und Formen zeigt. Man will wieder ‘back to the roots’. Sicherheit ist ganz wichtig, auch wenn technische Innovation gewünscht wird. Wir werden in diesem Jahr die Riviera in den Mittelpunkt stellen.
Wirtschaftsforum: Gibt es in diesem Zusammenhang spezielle Aktionen?
Carsten Meyer: 50 Jahre Riviera ist ein wichtiges Topic. Das Modell ist seit 1973 erfolgreich und vor drei Jahren haben wir sie neu gelauncht. Die DNA haben wir heute neu umgesetzt. Im Vordergrund steht das Manufaktur-Kaliber; dieses Uhrwerk wird innerhalb unserer Gruppe gefertigt, wurde aber von uns entwickelt. Es hat eine Gangreserve von 120 Stunden, also fünf Tagen, und läuft dabei mechanisch ohne Batterie. Das macht die Uhr sehr besonders. Wir unterstützen den Facheinzelhandel mit Sonderaktionen rund um die Riviera. Unsere Uhren tragen durch ihre Langlebigkeit eben auch zum Thema Nachhaltigkeit bei, denn sie schaffen Werte, die auch 100 Jahre überdauern.