Ein Tuch zum Träumen – in Schweizer Qualität

Interview mit Maximilian Gugelot, CEO und Anita Borschberg, Chief People and Communication Officer der Weseta Textil AG

Maximilian Gugelot ist seit zwei Jahren bei Weseta. „Ursprünglich komme ich aus dem Gesundheitswesen, wo ich mich sehr viel mit Prozessoptimierung beschäftigt habe“, erzählt er. „Conrad Peyer, der Eigner von Weseta, sprach mich an, ob ich nicht auch die Prozesse in seinem Unternehmen optimieren könnte. Das war für mich ein sehr spannendes Angebot, denn ich wollte eigentlich immer aus dem öffentlichen Sektor in die Privatwirtschaft.“

So arbeitete er sich in die Textilbranche ein und übernahm im Januar 2024 die Geschäftsführung von Conrad Peyer, als dieser sich aus dem Geschäft zurückzog. Auch Anita Borschberg arbeitete im Gesundheitswesen als Projektleiterin, bevor sie vor zwei Jahren zu Weseta wechselte. „Es macht mir Freude, in einem kleinen Unternehmen zu arbeiten und dort nah an den Menschen zu sein und das Unternehmen gemeinsam weiter voranzubringen“, sagt sie.

160 Jahre Weseta

1864 als erstes Industrieunternehmen am Ort gegründet, feiert Weseta in diesem Jahr sein 160-jähriges Jubiläum. Nach einem durch die Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren verursachten Einbruch erlebte das Unternehmen in den 1950er-Jahren eine Blütezeit, auf die in den 1960er-Jahren wiederum eine Krise folgte.

„Damals stellte sich Weseta von Flachgewebe, also Stoffen, auf die Herstellung von Frottier um“, berichtet der CEO. In den 1980er-Jahren gelang es Weseta als einem der ersten Unternehmen, mit ʿDreamflorʾ ein sowohl weiches als auch saugfähiges Frottiertuch zu produzieren – damals revolutionär. ʿDreamflorʾ gibt es in diesem Jahr 45 Jahre, es ist inzwischen ein Klassiker, sozusagen die Hermès-Tasche unter den Frottiers“, ergänzt Anita Borschberg lachend.

Die besonderen Eigenschaften von Dreamflor haben dem Unternehmen große Bekanntheit und eine sehr gute Marktposition verschafft. „Dazu hat aber entscheidend beigetragen, dass Conrad Peyer, der Weseta 1994 übernahm, es geschafft hat, aus einer Lohnweberei eine Marke zu machen“, ist sich Maximilian Gugelot sicher.

Erfolg durch Innovation

Dabei ruht man sich bei Weseta nicht auf dem bisher erreichten Erfolg aus, sondern entwickelt die Produkte stetig weiter. Handtücher, Bademäntel, Bad-teppiche – das Sortiment ist von erlesener Qualität. „‘Quiet Luxury’ ist ein Trend, der sich in vielen Bereichen durchgesetzt hat“, sagt Anita Borschberg. „Mit ‘Weseta Naturessa’ bringen wir ein neuartiges Tuch auf den Markt, das ganz für unaufdringlichen Luxus steht. Dafür verwenden wir eine hervorragende langstapelige Baumwolle höchster Qualität. Das Tuch ist ungefärbt, hat also die natürliche Farbe der Baumwolle. Es enthält daher keine Rückstände von Färbemitteln, was bei der Herstellung zugleich weniger Umweltbelastung und eine hohe Hautfreundlichkeit bedeutet.“

Es sind tausend Nuancen, die am Ende die Qualität des Produkts bestimmen, weiß Anita Borschberg: „Und an dieser Feinabstimmung arbeiten wir immer weiter.“ Dabei liegt das Augenmerk seit jeher auf qualitativ außerordentlich hochwertigen Produkten: So hat Weseta über lange Zeit für die Luxusmarke Christian Fischbacher gewoben, einen sehr bekannten Schweizer Hersteller luxuriöser Handtücher und Bettwäsche. „Wir haben unsere eigene Marke etabliert, sind aber auch immer noch Lohnweber für andere Hersteller“, erläutert Maximilian Gugelot.

Mit Herzblut und Leidenschaft

Weseta ist die einzige Frottierweberei in der Schweiz und beschäftigt 35 Mitarbeiter aus zehn Nationen und allen Altersstufen zwischen 20 und 70. Wie viele andere Industrien hat auch die Textilindustrie mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. „Um gute Mitarbeiter zu bekommen, ist es wichtig, anständige Löhne zu zahlen, aber vor allem auch für ein gutes Arbeitsklima zu sorgen. Ein Unternehmen, das seinen Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, sich weiterzubilden und sich mit ihren Fähigkeiten einzubringen, zieht Menschen an – eventuell auch solche aus anderen Bereichen, die sich für den Textilbereich interessieren und motiviert sind, etwas Neues zu machen.“

Es brauche aber auch das Quentchen Herzblut und Leidenschaft, um hier zu arbeiten, macht Anita Borschberg deutlich. „Wir haben unseren Sitz mitten in den Bergen, 75 Minuten von Zürich entfernt, in wunderschöner Umgebung, aber auch etwas abgeschieden – das muss man wollen.“

Qualität und Nachhaltigkeit

Für die Zukunft von Weseta ist Maximilian Gugelot und Anita Borschberg wichtig, mit stetigem Auftragsfluss für eine volle Auslastung zu sorgen und weitere Partner, eventuell auch aus anderen Bereichen, für eine Zusammenarbeit zu gewinnen – auch in den USA, Japan oder China. „Wir suchen aber auch Kooperationspartner in der Schweiz mit Fachhändlern und Webshops“, so der CEO. Wichtig sei auch, die zur Verfügung stehenden digitalen Vertriebskanäle stärker zu nutzen, insbesondere die sozialen Medien, und den Brand Weseta weiter zu stärken. Und Anita Borschberg ergänzt: „Der Luxus unserer Produkte liegt vor allem in ihrer Qualität und Nachhaltigkeit – und das in jeder Preislage. Dafür möchten wir stehen und das ist unsere Priorität.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Textilien

Weil Kleider Leute machen

Interview mit Kai-Michael Gminder, Geschäftsführer der Gustav Daiber GmbH

Weil Kleider Leute machen

Corporate Wear hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr etabliert – egal ob in Arztpraxen, Gärtnereien, professionellen Küchen oder Tischlereien. Einheitliche Arbeitskleidung sendet ein starkes Signal nach außen…

Wie man in 300 Jahren den Start-Up-Spirit nicht verliert

Interview mit Dr. Marc Schmidt, Kai Hofmeister und Sylke Mikolajczak, DELIUS GmbH & Co. KG

Wie man in 300 Jahren den Start-Up-Spirit nicht verliert

300 Jahre DELIUS: eines der 25 ältesten Familienunternehmen in Deutschland feiert in diesem Jahr drei Jahrhunderte Firmengeschichte. Die DELIUS GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Bielefeld ist ihren Wurzeln…

Kreativität als roter Faden

Interview mit Alexander Kuhn, General Manager der Brother Sewing Maschines Europe GmbH

Kreativität als roter Faden

Nähen ist in. Und hat eine lange Tradition.1790 wurde die erste per Handkurbel betriebene Nähmaschine aus Holz patentiert. Heute sind Nähmaschinen wahre Hightech-Produkte, die nicht nur nähen und sticken können,…

Spannendes aus der Region Engi (Glarus Süd)

Zum Dahinschmelzen: Das Beste aus der Bohne

Interview mit Johannes Läderach, Geschäftsführer der Läderach (Schweiz) AG

Zum Dahinschmelzen: Das Beste aus der Bohne

Schokolade macht glücklich, heißt es. Auf die Läderach (Schweiz) AG aus Ennenda und ihre Kunden trifft das in jedem Fall zu. Seit drei Generationen macht das Schweizer Familienunternehmen aus der…

Smart schlafen – mit Schweizer Präzision

Interview mit Dr. Stefan Brungs, Geschäftsführer der Hilding Anders Switzerland AG

Smart schlafen – mit Schweizer Präzision

Guter Schlaf ist nicht nur für die Schönheit wichtig, sondern vor allem für Gesundheit und Wohlbefinden. Die Bico Schweiz mit Sitz im schweizerischen Schänis bietet Menschen seit 1861 mit ihren…

Recyceltes Aluminium für eine nachhaltige Welt

Interview mit Emilio Braghi, EVP, Novelis Inc. und President Novelis Europe

Recyceltes Aluminium für eine nachhaltige Welt

Der Klimawandel bringt viele Herausforderungen mit sich. Um langfristig Ressourcen zu schonen und CO2 zu sparen, ist Recycling ein wichtiges Thema. Ein Material, das unendlich oft recycelt werden kann, ist…

Das könnte Sie auch interessieren

Echt. Nachhaltig. Leder.

Interview mit Bart Donders und Bas Bouwman, Geschäftsführende Gesellschafter von Donders 1860

Echt. Nachhaltig. Leder.

Eine Lederjacke ist mehr als nur eine Jacke. Eine Lederjacke drückt Stil, Haltung und Lebenseinstellung aus. Sie ist zeitlos, gleichzeitig elegant und sportlich. Donders 1860 aus Duiven in den Niederlanden…

Starke Modemarken unter einem Dach

Interview mit Anna-Lena Schulte-Angels, Geschäftsführerin und Raphael Heinold, Geschäftsführer sowie Mairin Wehage, Marketing & PR Manager der R.Brand Group GmbH

Starke Modemarken unter einem Dach

Die Modebranche ist ein faszinierendes Universum, das nicht nur Kleidung und Accessoires umfasst, sondern auch Trends, Kreativität und Identität verkörpert. Seit Jahrhunderten hat Mode die Art und Weise, wie Menschen…

Das tägliche Gefühl von Luxus

Interview mit Frederick Franz, General Manager der Simone Pérèle Mieder-Moden GmbH

Das tägliche Gefühl von Luxus

„Den Körper der Frau befreien und unterstützen“ – das war das Credo der Korsettschneiderin Simone Pérèle, die vor über 75 Jahren ihr eigenes Unternehmen gründete. Damit traf und trifft sie…

TOP