Unverzichtbar für stabile Lieferketten

Interview mit Jörg Nöllenburg, Geschäftsführer der Voshaar Palettenwerk GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Nöllenburg,seit der Gründung im Jahr 1905 beschäftigt sich Ihr Unternehmen mit Holz. Was waren die wichtigsten Entwicklungsschritte in diesen mehr als 100 Jahren?

Jörg Nöllenburg: Ursprünglich war das Unternehmen ein klassisches Sägewerk mit einer wasserbetriebenen Sägemühle. In den 1970er- und 1980er-Jahren erfolgte der Einstieg in die Palettenproduktion. Heute sind wir ein hochmoderner Betrieb mit einer jährlichen Fertigung von circa zwei Millionen Paletten, 40 Mitarbeitern und 24 Millionen EUR Umsatz. Um den Standort zu sichern und die wachsende Nachfrage zu bedienen, haben wir vor Kurzem in eine neue Anlage investiert. Ziel ist es, die Produktionsleistung mittelfristig auf 3 bis 3,5 Millionen Paletten zu steigern.

Wirtschaftsforum: Welche Arten von Paletten produzieren Sie hauptsächlich?

Jörg Nöllenburg: Wir bieten ein breites Sortiment an Palettentypen, darunter hitzebehandelte Chemiepaletten nach VCI-Standard, Industriepaletten, Ein- und Mehrwegpaletten sowie Sonderpaletten. Am wichtigsten sind für uns Chemiepaletten, hier fertigen wir alle Palettentypen von der CP1 bis zur CP9. Der Klassiker und unser Bestseller ist die CP1 mit 1.000 x 1.200 mm, die Paletten wurden vom Verband der chemischen Industrie entwickelt. Von der CP1 stellen wir jährlich rund 600.000 Stück her. Dahinter kommt die CP3-Palette, die stark im Containerbereich oder für Fässer verwendet wird. Wir beliefern hauptsächlich die Chemie- und die Lebensmittelindustrie. Weitere Kunden sind unter anderem Hersteller von Tiernahrung oder Torfwerke in der Umgebung. Grundsätzlich beliefern wir alle Industriezweige, die klassische Ladungsträger benötigen.

Wirtschaftsforum: Wir wirken sich die Coronapandemie und der Ukrainekrieg auf Ihr Geschäft aus?

Jörg Nöllenburg: Durch Corona gab es eine leichte Flaute in 2020, letztes Jahr sind die Holzpreise exorbitant gestiegen, da vor allem US-amerikanische Märkte mit Holz bedient wurden. Wir haben historisch noch nie dagewesene Preise für Holz bezahlt. Dieses Jahr hat sich die Holzsituation bedingt durch die geopolitische Lage noch weiter verschlechtert. Die Margen im Palettengeschäft sind zumeist sehr gering, man kann nur über große Stückzahlen existieren, der Markt insgesamt steht stark unter Druck. Für die Paletten brauchen wir ja auch Nägel, und 90% des Stahls hierfür kommt aus dem Osten. Aktuell gehen unsere Kunden fair mit uns um. Der Preis tritt oft in den Hintergrund, an erster Stelle steht für die meisten, Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Wirtschaftsforum: Wie behaupten Sie sich als Mittelständler in diesem schwierigen Umfeld?

Jörg Nöllenburg: Es gibt einige deutlich größere Wettbewerber, aber wir haben in der Branche einen ausgezeichneten Ruf für Chemiepaletten. Wir beraten unsere Kunden individuell und liefern exakt nach ihren spezifischen Anforderungen, in hoher Qualität und gefertigt nach ökologischen Kriterien.

Wirtschaftsforum: Können Sie Letzteres etwas näher erläutern?

Jörg Nöllenburg: Wir verarbeiten ausschließlich nachhaltig produziertes Holz, das nach den Standards PEFC und FSC zertifiziert ist. Unsere Paletten können mehrfach verwendet werden und am Ende ihres Lebenszyklus recycelt oder als natürlicher Brennstoff genutzt werden. Für die neue Produktionsanlage haben wir ein Blockheizkraftwerk errichtet, das den Energieverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen auf ein Drittel reduziert. Obwohl wir für die Chemieindustrie produzieren, setzen wir keine Chemie ein. Und besonders für die Lebensmittelindustrie ist es wichtig, naturbewusste, aber trotzdem getrocknete und einwandfreie Ware zur Verfügung zu stellen.

Wirtschaftsforum: Welches sind Ihre wichtigsten Auslandsmärkte?

Jörg Nöllenburg: Die Niederlande und Belgien, wir sind nah an der Grenze. Ab circa 300 km Entfernung jedoch werden die Frachtkosten zu hoch im Verhältnis zum vergleichsweise niedrigen Warenwert der Paletten.

Wirtschaftsforum: Liefern Sie direkt ab Werk in Neuenhaus?

Jörg Nöllenburg: Ja, wir haben bis zu 100.000 Paletten auf Lager, die wir sofort liefern können. Für unsere Stammkunden bevorraten wir alle benötigten Palettentypen. Gleichzeitig sind wir sehr flexibel und schnell, zum Beispiel, wenn es um den Umbau auf andere Palettentypen geht.

Wirtschaftsforum: Welche Schwerpunkte setzen Sie im laufenden Jahr?

Jörg Nöllenburg: Wir wollen die digitale Transformation vorantreiben, in der Fertigung und in der Verwaltung. In der Fertigung setzen wir auf Industrie 4.0, die neue Produktionslinie ist komplett digitalisiert. Und in der Verwaltung führen wir derzeit das papierlose Büro ein. Insgesamt soll die Automatisierung weiter ausgebaut werden, auch angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels. Durch die neue Anlage können wir einige Prozesse einsparen und schlanker werden. Unser Schwerpunkt bleibt dabei die Chemiebranche. Unsere Vision ist es, mit der CP1-Palette Marktführer in der Chemieindustrie zu werden, wir haben jetzt die Ressourcen und Kapazitäten dafür.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Kunststoff, Metall, Holz & Co.

Gemeinsam die Zukunft formen: spezifische Lösungen für Gummi-Anwendungen

Interview mit Heike Berchtold, Geschäftsführerin der Plastigum AG

Gemeinsam die Zukunft formen: spezifische Lösungen für Gummi-Anwendungen

Getreu ihrem neuen Motto ‘Gemeinsam formen’ durchläuft die Schweizer Plastigum AG derzeit einen intensiven Kulturwandel, um mit partizipativen Strukturen noch flexibler und agiler im Markt auftreten zu können. Welche Impulse…

Logistik- und Technikdienstleister mit Blick für das Ganze

Interview mit Bruno Boes, Alexander Boes und Stephanus Bernholt

Logistik- und Technikdienstleister mit Blick für das Ganze

Ein Firmengelände, größer als 350 Fußballfelder. 35.000 gelagerte Autos. 150 abgefertigte Lkw täglich. Es sind beeindruckende Zahlen, die die BTR - Transportlogistik GmbH aus Rehden kennzeichnen. Das Unternehmen ist Teil…

Ihre Supply Chain – transparent und kostenoptimiert

Interview mit Srecko Mühling, Chief Commercial Officer und Nebojsa Kolakovic, Chief Operations Officer der 4PL Central Station Deutschland GmbH

Ihre Supply Chain – transparent und kostenoptimiert

Transport- und Logistikprozesse sind in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden. Entsprechend ist es für Unternehmen, die große Mengen Waren bewegen, wichtig, einen zuverlässigen koordinierenden Partner zur Seite, gleichzeitig aber…

Spannendes aus der Region Landkreis Grafschaft Bentheim

Logistik- und Technikdienstleister mit Blick für das Ganze

Interview mit Bruno Boes, Alexander Boes und Stephanus Bernholt

Logistik- und Technikdienstleister mit Blick für das Ganze

Ein Firmengelände, größer als 350 Fußballfelder. 35.000 gelagerte Autos. 150 abgefertigte Lkw täglich. Es sind beeindruckende Zahlen, die die BTR - Transportlogistik GmbH aus Rehden kennzeichnen. Das Unternehmen ist Teil…

Lohnende Lösungen

Interview mit Simone Gövert und Jutta Kirk-Lahrmann, Geschäftsführerinnen der HANSALOG GmbH & Co. KG

Lohnende Lösungen

Bei der immer komplexer werdenden Rechtslage ist es eine Herausforderung für Arbeitgeber, bei Lohn- und Gehaltsabrechnungen den Überblick zu behalten. Als einer der führenden Anbieter von HR-Software unterstützt die HANSALOG…

Wenn wir gehen, können Ihre Gäste kommen

Interview mit Johannes Hegger, Geschäftsführer der GH HOTEL INTERIOR GROUP GMBH

Wenn wir gehen, können Ihre Gäste kommen

Die Ausstattung der Zimmer ist ein zentrales Kriterium für die Beurteilung eines Hotels. Ansprechendes und gleichzeitig funktionales Mobiliar sind wichtige Kriterien für die Gäste. Die GH HOTEL INTERIOR GROUP aus…

Das könnte Sie auch interessieren

Die Palettenprofis

Interview mit Josef Winkelheide, Geschäftsführer der Josef Winkelheide GmbH

Die Palettenprofis

Unser Wald leidet. Borkenkäfer, Stürme, Dürre- und Hitzeperioden haben ihm in den letzten Jahren zugesetzt. Die Durchforstung der Wälder ist deshalb so wichtig wie nie. Die Josef Winkelheide GmbH aus…

Leidenschaft für Holzbau und Handwerk

Interview mit Ernst Kühni, CEO der Kühni AG

Leidenschaft für Holzbau und Handwerk

Der Mut eines Einzelnen hat den Weg für einen bemerkenswerten Erfolg geebnet: Seit der Gründung unter der Leitung von Ernst Kühni hat sich die Kühni AG mit Hauptsitz in Ramsei…

„Kunden bekommen, was zu den Kindern passt!“

Interview mit Julian Richter jun., Geschäftsführender Gesellschafter der Richter Spielgeräte GmbH

„Kunden bekommen, was zu den Kindern passt!“

Das Kind mit seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten steht immer im Mittelpunkt. So lässt sich die Philosophie der Richter Spielgeräte GmbH ganz einfach beschreiben. Das Familienunternehmen aus dem oberbayerischen Frasdorf steht…

TOP