„Nachhaltigkeit ist der Treiber unseres Geschäfts“
Interview mit Anita Rosenbrock-Welter, Geschäftsführerin der VeRotool Technik GmbH
Wirtschaftsforum: Frau Rosenbrock-Welter, VeRotool ist seit über 40 Jahren ʻim Geschäftʼ. Welche Schritte, meinen Sie, waren auf dem Weg zum heutigen Unternehmen wichtig?
Anita Rosenbrock-Welter: Ursprünglich waren es zwei von meinem Schwiegervater Karl Hermann Rosenbrock 1980 und 1985 in Ratingen gegründete Firmen, aus denen später VeRotool hervorging: Die erste beschäftigte sich mit dem Vertrieb von Verschleißteilen für Baumaschinen, die zweite versorgte ausländische Baustellen, etwa in Afrika, mit Baumaschinen und Verschleißteilen. 1990 kam eine Niederlassung in Jena hinzu, die zunächst als Baumaschinenvermietung fungierte, sich nach der Wende aber auf den Vertrieb von Verschleißteilen in den neuen Bundesländern konzentrierte. Mit der Zeit kristallisierte sich heraus, dass Verschleißteile unsere wirkliche Stärke sind; in diesem Bereich wurden wir immer bekannter. Zusätzlich spielte uns die Zeit nach der Wende in die Hände: Es wurde viel gebaut und es gab einfach auch einen großen Bedarf an unseren Produkten. Inzwischen haben wir uns in der Branche, in der es durchaus große Wettbewerber gibt, einen sehr guten Ruf erarbeitet, denn wir haben ein großes Lager mit sehr vielen verschiedenen Produkten und dadurch kurze Lieferzeiten. Das ist eine unserer großen Stärken. Im Laufe der Zeit haben wir allerdings auch festgestellt, dass es einen großen Bedarf nach individuellen Produkten gibt und haben unsere eigene Fertigung mit verschiedenen CNC-Maschinen aufgebaut: In diesem Bereich haben wir unsere Produktpalette mit Serien- und Einzelfertigung für Erdbewegungsmaschinen, Kieswaschanlagen und Abbruchgeräte deutlich erweitert. Zudem verfügen wir über eine eigene Reparaturwerkstatt; wir sind sehr stark in der Aufbereitung von Baumaschinen-Anbaugeräten. Besonders in den letzten Jahren haben wir uns stark auf Betonpulverisierer, also Abbruchgeräte, konzentriert. Weil diese Geräte einen enormen Verschleiß haben, ist das eine sehr spezielle Reparatur, für die es Geschick und Kenntnis braucht.
Wirtschaftsforum: Verschleißteile, Individualfertigung und Reparatur – ein umfassendes Portfolio. Welche Bereiche sind darin Ihrer Ansicht nach für das Unternehmen die wichtigsten?
Anita Rosenbrock-Welter: Vielleicht sollte man es anders formulieren und sagen, dass die stark wachsende Recycling-Branche der hauptsächliche Treiber unseres Geschäfts ist. Diese Branche wächst gerade unendlich und wird aufgrund des Nachhaltigkeitsthemas immer wichtiger. In diesen Bereich versuchen wir noch stärker hereinzukommen; unsere hoch verschleißfesten Produkte sind dort bereits überall im Einsatz. Nachhaltigkeit spielt dabei in mehrfacher Hinsicht eine besondere Rolle für uns: zum einen durch die Anfragen der Kunden an uns, was die Neuentwicklung von Verschleißteilen für die in diesem Bereich verwendeten Maschinen betrifft – das beflügelt unser Geschäft, weil dadurch unsere Produktpalette wächst. Zum anderen agieren wir selbst nachhaltig, indem wir mit Aufarbeitung und Reparatur einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Lebensdauer von Maschinen zu verlängern.
Wirtschaftsforum: Sie haben gerade beschrieben, wie sich Ihr Unternehmen nach und nach entwickelt, sich in seinem Produktangebot verbreitert und Nischen besetzt hat – worin sehen Sie die Gründe für diese erfolgreiche Entwicklung?
Anita Rosenbrock-Welter: Wir sind mit unserer breiten Produktpalette sehr vielseitig. Wir sind lieferfähig, sehr schnell und erfahren, wir verfügen über ein in Jahrzehnten gewachsenes Know-how und – ganz wichtig – über Mitarbeiter, die unsere Produkte bestens kennen und alles in Topqualität umsetzen können. Des Weiteren haben Karl Hermann und Kai Rosenbrock, Vater und Sohn, erheblichen Anteil am Unternehmenserfolg, denn sie haben die Firma gemeinsam aufgebaut und sie durch Unternehmergeist, Geschäftssinn, Kundennähe, die Pflege persönlicher Kontakte und nicht zuletzt durch immenses Produktwissen groß gemacht.
Wirtschaftsforum: Mit guten Mitarbeitern steht und fällt in der Tat vieles. Sie haben solche. Trotzdem braucht jedes Unternehmen Nachwuchs: Wie gehen Sie mit dem Fachkräftemangel um?
Anita Rosenbrock-Welter: Im Handwerksbereich, für die Werkstatt, ist es in der Tat sehr schwierig, gute Mitarbeiter zu finden. Solche, die CNC-Maschinen bedienen können, sowie gute Schlosser und Schweißer, die mit diesen schweren Materialien umgehen können, sind rar. Bislang bilden wir noch nicht selbst aus, wollen das aber in nächster Zeit in Angriff nehmen. Tatsächlich haben wir so gut wie keine Fluktuation, was sicher auch an dem familiären Umgang liegt, den wir im Unternehmen pflegen: Wir haben sehr flache Hierarchien und ein wirklich gutes Miteinander. Wir bieten viele Zusatzleistungen wie die betriebliche Altersvorsorge, Firmenkleidung, ein schönes Umfeld, eine gute Work-Life-Balance. Wir versuchen, jeden Einzelnen mitzunehmen. Wir feiern auch gern zusammen! Und wir sind dankbar für neue Ideen. Ich glaube, unsere Mitarbeiter fühlen sich bei uns angenommen.
Wirtschaftsforum: Welche Vision haben Sie für die Zukunft von VeRotool?
Anita Rosenbrock-Welter: Aktuell sind wir dabei, den Betrieb in Sachen Energieoptimierung weiterzuentwickeln, indem wir beispielsweise bereits auf LED umgestellt sowie Hybridfahrzeuge angeschafft haben. Es wird eine Photovoltaikanlage nachgerüstet und die Hallenheizungen werden modernisiert. Wir müssen autarker und energieeffizienter werden. Auf lange Sicht ist ein Hauptziel die stetige Erweiterung der Produktpalette und eventuell ein Ausbau des Standortes für weiteres Wachstum. Seit 2022 lernt mein Sohn Viktor das Handwerk von der Pike auf und auch mein jüngerer Sohn Mark hat Interesse daran – es bleibt also in der Familie!