„In Krisen werden Champions gemacht“

Interview mit Christoph Treiber, Geschäftsleiter der OC&C Strategy Consultants GmbH

Wirtschaftsforum: OC&C Strategy Consultants existiert schon seit über 30 Jahren. Wie hat sich die Gruppe mit ihren inzwischen elf Standorten weltweit entwickelt?

Christoph Treiber: Die einzelnen Standorte waren zunächst relativ unabhängig in den jeweiligen Märkten unterwegs. Mittlerweile sind sie aber komplett integriert. Über alle Länder hinweg gelten die gleichen Standards und alle arbeiten an den gleichen Themen. Wir stellen bewusst globale Teams zusammen, die auf die jeweilige Kundengruppe abgestimmt sind. Nach dem Restart, also der Integration, wurde in Deutschland ein neues Team gebildet, das seit zwei Jahren am Start ist. Bisher besteht es aus 25 Mitarbeitern, und wir sind ständig auf der Suche nach neuen Leuten. Wahrscheinlich werden wir in den kommenden Jahren einen weiteren Standort in Deutschland gründen.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie Ihre Position in Deutschland?

Christoph Treiber: Wir sind noch ein kleines Unternehmen im Vergleich zu unseren Wettbewerbern, dafür aber eingebunden in ein globales Netzwerk mit insgesamt rund 500 Mitarbeitern. Wir gewinnen relativ viele Pitches. Unsere Stärke ist, dass wir unglaublich spezialisiert sind auf den Bereich Konsumgüter und Handel. Diese Sparten spielen bei anderen nur eine untergeordnete Rolle. Bei uns machen sie mindestens 80% des Umsatzes aus; global sind es etwa 50%. All unsere Teams bestehen aus Profis für Strategien in diesem Bereich. Hier sind wir schneller und besser als die Konkurrenz.

Wirtschaftsforum: Inwieweit hat Sie die Corona-Krise getroffen?

Christoph Treiber: Hier in Deutschland sank der Umsatz nur minimal, inzwischen sind wir wieder auf dem alten Niveau. Der Umsatz der gesamten Gruppe liegt im dreistelligen Millionenbereich. Im März und April hatten wir, wie es global der Fall war, auch Einbußen. Aber das erste Quartal und der Juli waren extrem umsatzstark. Global wachsen wir im zweistelligen Bereich. Ob sich dieser Trend fortsetzt, wird sich zeigen. Es gibt viele Unsicherheiten in Bezug auf die Corona-Entwicklung. Wir stellen jedenfalls fest, dass sich die Schockstarre schneller gelöst hat, als wir es erwartet hatten.

Wirtschaftsforum: Wie lange sind Sie schon bei OC&C Strategy Consultants, und was reizt Sie besonders an Ihrer Aufgabe?

Christoph Treiber: Ich bin seit 2012 in der Gruppe tätig, war zunächst als Projektmanager in London und bin seit 2018 in München in der Geschäftsleitung. Meine Position hier ist eine klassische Partnerposition. Ich habe viele Freiheiten und Spielräume als Unternehmer. Meine Aufgabe ist es, den Bereich Konsumgüter und Handel in Deutschland zu pushen. International leite ich unsere Food- und Drink-Practice. Mein persönliches Steckenpferd sind die Themen, mit denen Wachstum generiert werden kann, das können etwa Preisstrategien, Optimierung von Kanälen oder Übernahmen sein.

Wirtschaftsforum: An welche Kundengruppen richtet sich Ihr Angebot?

Christoph Treiber: Zum einen an globale Konsumgüterunternehmen mit Milliardenumsätzen, oft auch im zweistelligen Bereich, aber auch an National Champions mit sehr starkem Fokus auf eine Handvoll Länder, die zum Beispiel im Getränkebereich spezialisiert sind. Zu unseren Kunden zählen auch sogenannte Insurgents, aufstrebende Unternehmen, die Private Equity Fonds gehören. Die vierte Kundengruppe sind Kunden aus dem Transaktionshandel. Für unsere Kunden behandeln wir Themen wie Transformation, Turnaround, Wachstum, Kostenführerschaft, Investitionen oder aktuell die Frage, wie sie am besten durch die Corona-Krise kommen. In Krisen werden Champions gemacht; hier ergeben sich Chancen, das Marktanteilsbild zu verändern.

Wirtschaftsforum: Welche Faktoren sind wesentlich für Ihren Erfolg?

Christoph Treiber: In Deutschland sind wir noch nicht so bekannt. Wenn wir aber zu Pitches eingeladen werden, dann haben wir gegen alle Konkurrenten sehr gute Chancen. Durch die Integration aller Standorte können wir immer mit dem global besten Team antanzen. Ein anderer Punkt ist unsere große Expertise. Und was gerade jetzt von großem Vorteil ist: Wir sind rund 70 Partner, die sich alle untereinander kennen und verstehen, das ist ein eingeschworenes Team. Auf Partner-ebene gibt es auch kaum Leute, die das Unternehmen verlassen.

Wirtschaftsforum: Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?

Christoph Treiber: Wir haben bereits ein superstarkes Geschäft in Europa. Jetzt gilt der Grundsatz ‘Schuster, bleib bei deinem Leisten’. Wir fokussieren uns weiter auf unsere Kernbranchen. In mehreren Märkten gibt es noch genug Wachstumspotenzial. Daher wird es sinnvoll sein, unsere bestehenden Büros zu vergrößern. So gesehen werden wir also bei unserer Strategie bleiben.

Wirtschaftsforum: Eine persönliche Frage zum Schluss: Wie schaffen Sie für sich selbst einen Ausgleich zu Ihrer Arbeit?

Christoph Treiber: Wenn ich zwischendurch mal eine Stunde Zeit habe, gehe ich laufen oder radfahren. Das versuche ich ein- bis zweimal die Woche einzurichten. Mit zwei kleinen Kindern ist man aber auch ansonsten gut beschäftigt.

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