„Freude, die innen entsteht, nach außen tragen“

Interview mit Philipp Schwander, CEO der Kisag AG

Wirtschaftsforum: Herr Schwander, welche Eckdaten aus der Geschichte von Kisag sind besonders wichtig?

Philipp Schwander: Die Firma wurde 1945 von Walter Kissling gegründet. Bereits Anfang der 1950er-Jahre brachte er Dampfkochtöpfe mit einem patentierten Überdruckventil auf den Markt. Bald darauf folgten Bratpfannen mit eingebautem Thermometer. Alles, auch der Guss, erfolgte damals intern. Die größte Erfindung, und dafür steht der Name Kisag hier in der Schweiz noch heute, gelang 1958 mit dem sogenannten Rahmbläser. In Deutschland würde man dazu Sahnesiphon sagen. Heute kann das ebenfalls patentierte Gerät aber viel mehr als nur Rahm schlagen. Es ist auch zur Herstellung von Desserts oder Suppen nutzbar – ein Allroundgerät für alles, was einen gewissen Fettgehalt hat und flüssig ist. Von ihm haben wir viele Millionen verkauft. Unser zweites wichtiges Produkt ist der Sicherheitsgasbrenner, den wir in verschiedenen Ausführungen für den Hausgebrauch und die Gas-tronomie anbieten.

Wirtschaftsforum: Was können diese Geräte?

Philipp Schwander: Sie werden für Rechauds verwendet, als Ersatz für Alkohol- und Pastenbrenner. Dabei dienen sie nicht nur dazu, Speisen warmzuhalten, sondern auch dafür, um am Tisch zu kochen – von Käse- bis zu den verschiedenen Fleischfondues. Größere Ausführungen des teils fest im Gerät verbauten Sicherheitsgasbrenners ermöglichen sogar das Kochen im Wok oder in einer Pfanne. Sie können auch zum Grillen verwendet werden. Aktuell entwickeln wir eine passende Grillplatte zu zwei leistungsstarken Geräten, sodass wir die ideale Lösung bieten, um auf dem Balkon oder in der freien Natur zu grillen. Denn in Mehrfamilienhäusern sind Kohlegrills oft verboten und beim Camping stellen unsere Sicherheitsgasbrenner eine ideale und rasch bereite mobile Lösung dar.

Wirtschaftsforum: Wenden Sie sich mit Ihren Produkten vorwiegend an Privatkunden?

Philipp Schwander: Nein, wir bedienen sowohl den Privatkunden als auch die Gastronomie und verkaufen sowohl über den Fach- und Gastrohandel als auch im Direktvertrieb. Unser Webshop befindet sich gerade im Aufbau. Einen Auszug unseres Produktportfolios finden Sie außerdem bei allen namhaften Retailern in der Schweiz. Wir liefern in 20 Länder weltweit, insbesondere Produkte aus dem Bereich Küchenutensilien wie etwa die Sparschäler. Sie sind 100% Swiss made. Die Klinge wird von einem Partner produziert. Wir haben zwar nicht mehr die Fertigungstiefe wie 1945, aber Montage und Kunststofffertigung erfolgen immer noch an unserem Standort.

Wirtschaftsforum: Welche Eigenschaften zeichnen Ihr Unternehmen besonders aus?

Philipp Schwander: Kisag steht für Qualität. Tradition und Erfahrung spielen dabei natürlich eine Rolle. Zahlreiche unserer Produkte werden von uns und unseren Partnern zu 100% in der Schweiz gefertigt. Immer wichtiger werden Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Wir beschäftigen mit unseren Tätigkeiten neben unseren 33 eigenen Mitarbeitern auch 75 Menschen mit geschützten Arbeitsplätzen außerhalb von Kisag. Seit einem Jahr verfolgen wir das Thema Nachhaltigkeit intensiv. Zum Beispiel haben wir den Organic-Sparschäler entwickelt, der zu 100% kunststofffrei ist. Mit dieser Reihe stehen wir noch ganz am Anfang, aber die ersten Rückmeldungen sind sehr positiv. Die Produkte treffen einen Zeitgeist und sind interessant, weil sie aussehen wie Holz, sich sogar noch besser anfühlen, dabei nachhaltig sind und Eigenschaften haben, die Kunststoff in nichts nachstehen.

Wirtschaftsforum: Eine Frage zu Ihnen persönlich: Was hat Sie bewogen, zu Kisag zu gehen?

Philipp Schwander: Ich bin vor einem Jahr als Geschäftsführer zu Kisag gekommen. Ich habe eigentlich einen Ingenieurhintergrund, und mich hat die Tätigkeit im Kontext mit den Produkten gereizt. Damit meine ich auch die emotionale Seite, die mit Küche und Kochen verbunden ist. Interessant fand ich zudem die Aufstellung der Firma. Als ehemaliges Familienunternehmen wurde sie 2017 an die VEBO Genossenschaft verkauft, die geschützte Arbeitsplätze betreibt und vielerorts eine ähnliche Philosophie hat wie wir. Mit dem Verkauf wurde sichergestellt, dass Kisag ein Schweizer Unternehmen bleibt. Die Nachhaltigkeit weiter zu prägen, sich zum Schweizer Standort zu bekennen und weiterhin qualitativ gute Produkte in einer emotionalen Welt anzubieten, sind für mich sehr reizvolle Ziele. Natürlich möchte ich das Unternehmen auch modernisieren.

Wirtschaftsforum: Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben?

Philipp Schwander: Nach außen möchten wir ein flexibler Hersteller mit hervorragendem Kundenservice sein, der innovative Produkte mit Kundennutzen zur Verfügung stellt. Intern pflegen wir einen Umgangston, der auf Wertschätzung, Vertrauen und Fairness basiert. Wir möchten auch unseren Mitarbeitern Freude am Kochen vermitteln. Dazu lassen wir sie auch Produkte gemeinsam testen. Dadurch bringen sich alle ein und identifizieren sich mit ihnen. Diese Freude, die innen entsteht, tragen die Mitarbeiter auch nach außen.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesetzt?

Philipp Schwander: Wir wollen die Traditionsmarke Kisag noch weiter stärken sowie das Marketing und unsere mediale Präsenz modernisieren und ins neue Zeitalter führen. Das Kerngeschäft werden wir, auch unter dem As-pekt der Nachhaltigkeit, ausbauen und dadurch organisch wachsen.

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