Neue Perspektiven für Glasfaserverbundstoffe aus Usbekistan

Interview mit Falk Porsche, Rechtsanwalt, Eigentümer der JV Deutsche Kabel AG, Falk Porsche Fiberglass LLC in Taschkent

Zum erfolgreichen Unternehmertum gehört Unternehmergeist – so auch die Bereitschaft, Chancen und Möglichkeiten wahrzunehmen, die von anderen kaum wahrgenommen oder gescheut werden. Diese Bereitschaft beweist heute Falk Porsche, 2. Vorsitzender des Deutsch-Usbekischen Wirtschaftsrats und Eigentümer der JV Deutsche Kabel AG, Falk Porsche Fiberglass LLC in Taschkent. Dieselbe Bereitschaft hat auch sein Vater gezeigt, als er Anfang der 1990er-Jahre den Grundstein für die Deutsche Kabel AG legte.

„Damals wurden viele ehemalige Staatsbetriebe privatisiert, und mein Vater, Dr. Siegfried Porsche, hat das Potenzial eines solchen Betriebes mit vorhandenem Maschinenstamm erkannt“, sagt Falk Porsche. „Daraus hat sich bis 2016 nicht nur einer der größten Kupferkabelhersteller Usbekistans entwickelt, sondern über die Diversifizierung auch ein bekannter Hersteller von Verpackungssystemen aus Stahldraht. Der Betrieb ist in dieser Zeit von 300 auf fast 800 Mitarbeiter gewachsen.“

Als Falk Porsche im Begriff stand, seine Anwaltskanzlei zu eröffnen, verstarb sein Vater. Die Familie war sich einig, dass das einmal Aufgebaute nicht einfach aufgegeben werden sollte, sondern von Falk Porsche weitergeführt werden sollte. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner und heutigem Geschäftsführer Ulugbek Ismailov gelang es, neue innovative Strukturen aufzubauen und neue Marktbereiche zu erschließen.

„Wir konnten durch eine geplante Diversifizierung und die Herstellung einer neuen Produktpalette unsere Produktion beträchtlich erweitern“, berichtet Falk Porsche. „Wir haben die Stärken von Usbekistan und Deutschland gesehen – und konnten so die Vorteile beider Länder erfolgreich nutzen. Insbesondere die riesigen Ressourcenvorkommen von Usbekistan und das hochmoderne technologische Potenzial von Deutschland ergänzen sich ausgezeichnet.“

Die Internationalisierung und Liberalisierung der Märkte infolge der politischen Veränderungen nach 2016 beschreibt Falk Porsche als einen großen Schritt für Usbekistan und seine Unternehmen. Die Liberalisierung habe aber auch sofort mehr Konkurrenz bedeutet, sodass eine weitere Diversifizierung notwendig wurde.

Direkte Investitionen und die Eröffnung des Glasfaserwerks im Zentrum von Taschkent eröffnete eine solche neue Perspektive. „Zur Eröffnung der Falk Porsche Fiberglass LLC im Juli 2022 konnten wir den Einstieg in die Fiberglasproduktion mit einer großen Delegation des Deutsch-Usbekischen Wirtschaftsrats, des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und wichtigen politischen Entscheidungsträgern aus beiden Ländern in Taschkent feiern“, sagt Falk Porsche.

„Daneben haben wir ein neues Joint Venture mit dem Almalyk Mining and Metallurgical Kombinat (AGMK) gegründet, welches bis zum Jahre 2028 ein Weltmarktführer im Kupferabbau und in der eigenen Kupferproduktion werden wird. Dabei schaffen wir gemeinsam moderne Hightech-Produktionsanlagen für die Umsetzung innovativer und fortschrittlicher Lösungen nach europäischen Standards, insbesondere im Bereich der Verwendung von Verbundwerkstoffen im Bergbau, in der chemischen Industrie – sowie im Hoch- und Straßenbau. Hierzu kooperieren wir mit branchenführenden deutschen und europäischen Unternehmen und bauen zukunftsfähige Synapsen mit Usbekistan auf.“

Erste Arbeitsergebnisse konnten anlässlich des Usbekistan – Besuches der Außenministerin Annalena Baerbock unter anderem auch bei dem Metallurgical Kombinat AGMK im November 2022 bereits vorgestellt werden.

Ihr Besuch war dabei ein deutliches Signal zur zukünftigen Ausweitung der Zusammenarbeit mit Usbekistan und zeigt die interessanten Perspektiven und Möglichkeiten beider Länder. Dabei ist an erster Stelle der riesige Rohstoffreichtum des Landes zu nennen. Usbekistan bietet sehr günstige natürliche und geografische Bedingungen und verfügt über große Reserven an Bodenschätzen wie Erdgas, Uran, Gold, Kupfer und vielen anderen mehr. Das Land ist unter den Top Ten mit den größten Vorkommen an: Gold (Platz 5), Uran (Platz 12), Kupfer (Platz 8) oder Kaliumsalze (Platz 4).

Erst kürzlich wurden auch seltene Metalle wie Lithium, Zinn und Wolfram gefunden. Und dabei ist zu beachten, dass bis jetzt gerade einmal 20% des Territoriums Usbekistans auf Mineralvorkommen erkundet wurden, was auf ein gigantisches Potenzial hindeutet. Damit gehören der Energie- und Bergbausektor zu den vielversprechendsten Sektoren für deutsche, aber auch internationale Investoren.

Nicht zuletzt bestehen auch große Chancen einer erfolgreichen Kooperation auf dem Gebiet der Fachkräfteunterstützung und der Ausbildung junger fleißiger Usbeken. Auch diesbezüglich gibt es schon erste Erfolgsgeschichten mit Deutschland.

Mit über 35 Millionen Einwohnern, einem Durchschnittsalter von nur 28,5 Jahren und einer entsprechend großen Arbeitskraftkapazität ist dies ein überaus interessantes Themenfeld für beide Länder und kann auch hier zu einer WIN-WIN-Situation führen.

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