Gestalter der Wärmewende

Interview mit Sylwia Senczyszyn, Geschäftsführerin der HPS Holzkontor und Pelletierwerk Schwedt GmbH

Wirtschaftsforum: HPS agiert seit März 2022 unter dem Dach der LEAG-Gruppe. Was war der Hintergrund der Übernahme?

Sylwia Senczyszyn: LEAG ist in Deutschland einer der führenden Stromproduzenten und versorgt Millionen Haushalte, die Industrie und das öffentliche Leben mit Energie. Das Kerngeschäft der Gruppe ist die Strom- und Wärmeproduktion. Zur Gruppe gehört auch ein Veredelungsgeschäft. Mit der Brikettfabrik Schwarze Pumpe in der Lausitz ist man seit über 60 Jahren im Brennstoffgeschäft aktiv. Aktuell durchläuft das Unternehmen einen umfassenden Transformationsprozess von fossilen Energieträgern in Richtung erneuerbare Energien. Wind und Sonne spielen dabei eine große Rolle und man will auch das Brennstoffgeschäft transformieren. Somit war die Übernahme von HPS eine strategische Entscheidung, um dem Wärmemarkt ein grünes Produkt anbieten zu können. HPS war das erste Werk, das übernommen wurde. Inzwischen sind noch drei weitere Werke hinzugekommen.

Wirtschaftsforum: Was ist das Kerngeschäft von HPS?

Sylwia Senczyszyn: HPS gibt es seit 2006 und von Anfang an war es das Ziel, nachhaltige feste Brennstoffe herzustellen, meist für Energieversorger, Stromerzeuger und Industriekunden. Wir konzentrieren uns auf Industriepellets und auf Premiumpellets für kleinere und moderne Kesselanlagen in Privathaushalten. Unsere Werke bedienen sehr unterschiedliche Märkte. Wir sind in allen Segmenten zu Hause, vom Heizwerk über den Handel bis hin zum privaten Wärmemarkt. Wir verladen pro Jahr rund 120.000 t Pellets und liefern in sieben Länder. Die LEAG ist ein sehr renommierter Anbieter von festen Brennstoffen. Seit vielen Jahren gehören der Einzelhandel, wie zum Beispiel REWE, oder auch große Baumärkte zu den Kunden. Langjährige Partnerschaft ist eine Stärke von LEAG wie auch von HPS.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie das Unternehmen in der Diskussion um die Wärmewende?

Sylwia Senczyszyn: Die Wärmewende ist unumgänglich. Wir werden in unsere Werke investieren, unsere Kapazitäten ausbauen und energieschonende Prozesse forcieren. Die Wärmewende lässt sich nicht ohne feste Brennstoffe stemmen. Holzpellets haben geringere Asche- und damit höhere Heizwerte. Es hängt natürlich viel von den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab, aber auch von den Kunden, die letztendlich selbst entscheiden, in welche Richtung sie gehen, in welche Art von Kessel sie investieren möchten. Unser Ziel ist es, Energie- und Versorgungssicherheit zu garantieren. Mit unseren Pellets verbinden wir Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz.

Wirtschaftsforum: Wie stehen Sie zum vieldiskutierten Heizungsgesetz?

Sylwia Senczyszyn: Das Gesetz ist sehr komplex, nimmt aber eine wichtige Weichenstellung vor. Klar ist, bei der Wärmeversorgung spielen künftig erneuerbare Energien eine führende Rolle. Um im Gebäudesektor Treibhausgas-Emissionen deutlich zu senken, sieht das Gesetz mehrere Erfüllungsoptionen vor: Wärmepumpe, Fernwärme, Wasserstoff oder eben eine moderne Biomasse-Heizung. Gerade im Bestand ist das Heizen mit Pellets eine effiziente und sichere Lösung.

Wirtschaftsforum: Was tut HPS selbst, um den ökologischen Fußabdruck des eigenen Unternehmens möglichst gering zu halten?

Sylwia Senczyszyn: Wir beziehen unsere Rohstoffe ausschließlich aus der Region und nur aus kontrollierten Quellen, die den PEFC- und SBP-Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Das heißt, wir schützen unsere Umwelt nicht nur durch unsere Produkte, sondern auch durch umweltfreundliche Produktionsverfahren. Wir sind ISO 5001 zertifiziert, wurden 2020 als eines der ersten Unternehmen mit dem Sustainable-Biomass-Program-Siegel ausgezeichnet und haben 2022 als erster Anbieter das REDII-konforme Zertifikat erhalten.

Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Themen für das Jahr 2024?

Sylwia Senczyszyn: Wir werden weiterhin in die Optimierung unserer Produktionsprozesse investieren, mit dem Ziel, unseren eigenen Energiebedarf zu senken. Wir erwarten, dass die Industrie ab 2025 mit einer verstärkten Nachfrage auf uns zukommen wird. Darauf wollen wir vorbereitet sein. Wir möchten außerdem die Pellet-Werke innerhalb der LEAG-Gruppe zusammenführen. Das ist die große Aufgabe für das nächste halbe Jahr. Natürlich werden wir auf die Politik reagieren. Wir sind heute als Pelletgruppe schon führend, was die Nachhaltigkeit unserer Rohstoffe angeht. Wir gehen über die üblichen Branchenstandards hinaus und möchten dieser Stellung auch weiterhin gerecht werden.

Wirtschaftsforum: Was bedeutet das Urteil des Verfassungsgerichtes für Ihren Markt?

Sylwia Senczyszyn: Das bleibt abzuwarten. Der Politikprozess und die Kommunikation sind suboptimal. Der Markt will vor allem eines: Sicherheit. Es braucht Klarheit und Verlässlichkeit für das Gelingen der Wärmewende.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Energie & Umwelt

„E-Mobilität und Solaranlagen gehen Hand in Hand“

Interview mit Moritz Hau, Co-Gründer der EIGENSONNE GmbH

„E-Mobilität und Solaranlagen gehen Hand in Hand“

Anstatt auf langwierige und mühsame Vor-Ort-Termine setzt der Solarinstallationsbetrieb EIGENSONNE aus Berlin auf einen vollständig digitalen Prozess, der dem Endverbraucher eine viel angenehmere und schnellere Customer Journey ermöglichen soll. Mit…

Gemeinschaft mit Strahlkraft

Interview mit Petra Klotz, Geschäftsführerin der Energeticum Energiesysteme GmbH

Gemeinschaft mit Strahlkraft

Vor 19 Jahren war der Einstieg in die Photovoltaik noch fast visionär. Der Gründer der Energeticum Energiesysteme GmbH mit Sitz in Balzhausen hat diesen Schritt gewagt und damit bis heute…

Wasser im Fluß - Energie im Fluß

Interview mit Andreas Roos, Leiter Verkauf und Marketing der ADAMS SCHWEIZ AG

Wasser im Fluß - Energie im Fluß

Sonnenenergie und Windkraft sind prominente Treiber der Energiewende. Zunehmend wird aber auch die Rolle der Wasserkraft im Kontext des Klimawandels erkannt. Die Schweiz hat, aufgrund ihrer Topographie, eine lange Tradition…

Spannendes aus der Region Landkreis Uckermark

‘Wunderwaffe’ Glasfaser: Schnelles Internet für alle

Interview mit Detlef Katzschmann, Geschäftsführer der e.discom Telekommunikation GmbH

‘Wunderwaffe’ Glasfaser: Schnelles Internet für alle

Glasfaser steht heute für DIE zukunftsorientierte Telekommunikation. Die e.discom Telekommunikation GmbH in Eberswalde baut hochleistungsfähige Glasfasernetze in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern und bietet Produkte, Services und individuelle Lösungen für Geschäftskunden an.…

Treibende Kraft der ästhetischen Dermatologie

Interview mit Dr. SooWhan Choi, CEO und Dirk Mossier, Leiter Customer Service der S&V Technologies GmbH

Treibende Kraft der ästhetischen Dermatologie

Hyaluronsäure – weit mehr als nur ein Geheimnis für jugendliche Haut, sondern auch wichtiges Element medizinischer Innovation. S&V Technologies mit Sitz in Hennigsdorf hat sich als bedeutender Akteur in der…

Spezialist in der Nische

Interview mit Christian Stein, Geschäftsführer der POHL Electronic GmbH

Spezialist in der Nische

Drei ausgewählte Produktbereiche, ein Gedanke – Mehrwert für den Kunden. Mit dieser Philosophie ist die POHL Electronic GmbH aus Hennigsdorf bei Berlin ein gefragter Projektpartner bei der Auswahl optimaler Bauteile…

Das könnte Sie auch interessieren

Mit Sicherheit pumpen

Interview mit Jörg Bornemann, Geschäftsführer und Alexander Hammer, Vertriebsleiter der DICKOW PUMPEN GmbH & Co. KG

Mit Sicherheit pumpen

Industrielle Pumpen werden in den verschiedensten Branchen eingesetzt. Als Hersteller von Spezialpumpen für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche ist die DICKOW PUMPEN GmbH & Co. KG schon seit über 110 Jahren am…

Selbstbestimmte Energieversorgung

Interview mit Michael Schnakenberg, CEO der Commeo GmbH

Selbstbestimmte Energieversorgung

Eine wirtschaftliche Energieversorgung ist zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor für Industrie- und Gewerbeunternehmen geworden und Voraussetzung, um die steigenden gesetzlichen Anforderungen an Nachhaltigkeit zu erfüllen. Mit flexiblen Energiespeichersystemen ermöglicht die Commeo…

Auf Allgäuer Ehrlichkeit und Kompetenz gebaut

Interview mit Dominik Buhl, Geschäftsführer der hagenauer GmbH

Auf Allgäuer Ehrlichkeit und Kompetenz gebaut

Eine Branche in der Krise. Die Baubranche schloss das Jahr 2023 mit einem Umsatzrückgang von 5,3% gegenüber dem Vorjahr ab. Für 2024 erwarten Ökonomen des Zentralverband Deutsches Baugewerbe ein Minus…

TOP