Umdenken und neudenken

Interview mit Marcus May, Geschäftsführer der HDP Gesellschaft für ganzheitliche Datenverarbeitung mbH

Wirtschaftsforum: Herr May, Sie sind seit dem 1. Juli Geschäftsführer von HDP. Wie haben Sie die erste Zeit erlebt?

Marcus May: Ich bin mit offenen Armen empfangen worden, habe viele Gespräche geführt und mich mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt, um ein klareres Bild zu bekommen, wo wir stehen und wo wir hinwollen. Wir befinden uns am Anfang eines Transformationsprozesses, der noch in diesem Jahr starten wird.

Wirtschaftsforum: Bevor wir nach vorn schauen, blicken wir ein Stück zurück. Wie sahen die Ursprünge von HDP aus?

Marcus May: Die Geschichte von HDP zeigt, wie sich aus dem Nichts eine wunderbare Erfolgsgeschichte entwickeln kann. Mein Vorgänger Frank Pusch war in den 1980er-Jahren einer der Mitbegründer, die damals feststellten, dass es sinnvoll wäre, den sozialen Unfallversicherungsmarkt mit einer Branchenlösung zu bedienen. Mit Cusa bieten wir heute eine Softwarelösung, die diese Ursprungsidee widerspiegelt.

Wirtschaftsforum: Wie ging es bis heute weiter?

Marcus May: Mit der hohen Nachfrage ist HDP stetig gewachsen. Insbesondere Corona hat unser Wachstum befeuert. Heute beschäftigen wir 169 Mitarbeiter, plus externe Kräfte zur Unterstützung der Projekte. Am Standort Alzey findet die klassische Softwareentwicklung statt, gleichzeitig sind wir Anbieter von Rechenzentrumsleistungen, betreiben also ein großes Rechenzentrum. Der Umsatz liegt bei 23 bis 25 Millionen EUR. Wichtig ist, dass für uns nicht Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, sondern viel reinvestiert wird, um solide Arbeit im Sinne unserer Gesellschafter, drei großer Berufsgenossenschaften und der Unfallkasse Hessen, zu leisten. Aufgrund unserer Struktur sind unsere Kunden gleichzeitig unsere Eigentümer.

Wirtschaftsforum: Sie sprachen den Transformationsprozess als große Herausforderung an. Wie meinen Sie das?

Marcus May: Ein großes Thema, das uns alle beschäftigt, ist KI. Insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist Automatisierung notwendig und sinnvoll. Voraussetzung hierfür ist ein Umdenken aller Beteiligten. Ein Sachbearbeiter geht klassischerweise prozessgetrieben an Themen heran. Die Informationstechnologie verfolgt allerdings ein anderes Ziel – weg vom Prozess, hin zum Ergebnis. Wir müssen hin zum datengetriebenen Arbeiten, müssen in Daten und Ergebnissen denken, nicht in Prozessen. Unsere Aufgabe ist, Konzepte für datengetriebene Lösungen zu schaffen.

Wirtschaftsforum: Welche Impulse möchten Sie dem Unternehmen auf diesem Weg der Transformation geben?

Marcus May: Ich verstehe meine Aufgabe darin, in Lösungen zu denken und habe ein Can-do-Prinzip ausgerufen. Statt an starren Prinzipien festzuhalten, setze ich auf moderne Methoden wie die Einbindung der Kunden, mit denen Lösungen gemeinsam verfeinert und weiterentwickelt werden; dahinter steht die Idee des MVP. Klar ist, dass wir uns für die Transformation anders aufstellen müssen, und das fängt in den Köpfen an.

Wirtschaftsforum: Cusa ist das Kernprodukt von HDP. Was zeichnet die Software aus?

Marcus May: Cusa ist eine Komplettlösung für Unfallversicherungsträger, die auf den drei Modulen Reha und Leistung, Mitglied und Beitrag sowie Prävention basiert. Wenn man irgendwann tatsächlich datengetrieben denkt, sind zentralisierte Lösungen die nächste Herausforderung. 2025 werden wir Kunden erstmals Software-as-a-Service anbieten. Wir werden für Cusa weitere Module entwickeln und mobile Anwendungen forcieren. Mit Apollo haben wir zudem eine KI-Plattform entwickelt, mit der wir den datengetriebenen Ansatz verfolgen.

Wirtschaftsforum: Sie sprachen von einem stetigen Wachstum in der Vergangenheit. Worauf führen Sie dieses zurück?

Marcus May: Die Gründer haben eine wunderbare Geschichte des Erfolgs geschrieben. Sie sind mit einer Idee gestartet, haben sich gefragt, was Kunden brauchen und was der Markt braucht und eine Nische entdeckt. Als die Digitalisierung begann, sind sie in diesen speziellen Sektor gegangen, haben sich einen Namen gemacht und gute Produkte geliefert. Jetzt liegt es an uns, diese Geschichte fortzuführen, den Markt entscheidend zu gestalten und mit Innovationen zu versorgen.

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