„Auf der Suche nach dem letzten Mikrometer“

Interview mit Florian Lendner, Geschäftsführer der GFH GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Lendner, welche Ereignisse waren in derGeschichte von GFH besonders wichtig?

Florian Lendner: GFH wurde 1998 von Prof. Dr. Hans Joachim Helml gegründet, der noch immer Hauptgesellschafter ist. Anfangs konzentrierte man sich auf Forschung und Entwicklung in der Laserfertigung im Bereich der Einspritztechnik. Das zunächst universitätsnahe Unternehmen bezog 2004 ein eigenes Gebäude. 2005 wurde im Auftrag eines Kunden ein Prototyp fertiggestellt, mit dem es möglich war, Dieseleinspritzdüsen mit dem Laser zu bohren. Die dadurch gewonnene Erfahrung haben wir genutzt, um eine eigene Maschine zu entwickeln mit dem besonderen Fokus auf Präzision. Seit 2008 sind wir mit einer Serienlösung auf dem Markt.

Wirtschaftsforum: Waren Sie damals für bestimmte Branchen tätig?

Florian Lendner: In den ersten Jahren haben wir alle wichtigen Kunden im Bereich der Einspritztechnik mit Kleinserien und Machbarkeitsstudien bedient. Dann haben wir uns auf die Fertigung von Bauteilen für mechanische Präzisionsuhren konzentriert. Für die Uhrenindustrie haben wir 2012 das erste Modell unserer Maschine in ein kleineres Format gebracht. 2012 wurde ein Teilbereich des Unternehmens verkauft und das Geld in den Aufbau einer Präzisionsfertigung mit Ultrakurzpulslaser reinvestiert. So betreiben wir heute neben dem Maschinenbau auch Lohnfertigung von Prototypen bis zur Serienfertigung im hohen sechsstelligen Bereich. 2016 haben wir begonnen, eine neue Maschinengeneration zu entwickeln.

Wirtschaftsforum: Was ist das Besondere an den Lasern, die Sie einsetzen?

Florian Lendner: Diese Ultrakurzpulslaser ermöglichen eine noch höhere Präzision im Mikrometerbereich, da sie im Material keine Wärme erzeugen. Der zweite Vorteil ist, dass mit ihnen jedes Material bearbeitet werden kann. Wir bieten vier Laserverfahren an, Laserbohren, Laserschneiden, Abtragen oder Gravieren und Laserdrehen.

Wirtschaftsforum: Können Sie Beispiele nennen, in welchen Bereichen Ihre Produkte angewendet werden?

Florian Lendner: In der Medizintechnik werden beispielsweise Implantate, mikroinvasive chirurgische Instrumente oder Leckagebohrungen in kleine Glasfläschchen zur Evaluierung von Qualitätskontrollen gefertigt. Im Luxussegment der Schweizer Präzisionsuhren sind unsere Maschinen für hoch qualitative Gravuren oder zur Fertigung von Präzisionsteilen der Uhrwerke im Einsatz. Durch unser Laserdrehverfahren werden hier beispielsweise Lagerwellen aus Keramik hergestellt, welche in dieser Präzision mit konventionellen Methoden nicht zu fertigen sind und die Genauigkeit der Uhren weiter erhöhen. Unsere Kunden stellen für die Halbleiterindustrie Bauteile mit hochpräzisen Bohrungen her, welche zur Chipherstellung der neuesten Generation benötigt werden, fertigen für die Messtechnik Aufnahmen für kleinste Messtaster, strukturieren Wellen für verschleißfreie Gaslager oder bohren mit unseren Maschinen in der Textilindustrie feinste Löcher für Werkzeuge zur Herstellung von Hightech-Garnen. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Anwendungen in unterschiedlichsten Branchen, wie der Elektro- und Automobilindustrie oder der Luft- und Raumfahrttechnik. Da es generell bei den Anwendungen meist um neue Produktentwicklungen geht, unterliegen diese Aufträge aber in der Regel der Geheimhaltung.

Wirtschaftsforum: Womit grenzen Sie sich von Ihren Wettbewerbern ab?

Florian Lendner: Mit dem Ultrakurzpulslaser befinden wir uns in einem Nischenbereich und in diesem wiederum in der Nische Hochpräzision. Wir haben es uns zur Maxime gemacht, nach dem letzten Mikrometer zu suchen. Zudem kommen wir aus der Laserprozessentwicklung und haben mehr als 20 Jahre Prozesserfahrung insbesondere im Laserbohren. Wir unterstützen unsere Kunden darin, Bauteile in der richtigen Qualität, Zeit und Güte zu fertigen. In unserer Präzisionsfertigung haben wir Experten mit jahrzehntelanger Erfahrung an den Maschinen. Bei den hochpräzisen Bohrungen und beim Laserdrehen sehen wir uns auch als Technologieführer.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihr persönlicher Antrieb für Ihre Arbeit?

Florian Lendner: Ich bin Ingenieur und habe BWL studiert. Seit vielen Jahren bin ich in diesem Unternehmen und dieser Technologie zuhause. Für mich ist meine Arbeit hier extrem faszinierend, weil wir täglich Grenzen versetzen, denn wir kommen dann ins Spiel, wenn konventionelle Technologien an ihre Grenzen stoßen.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Technik

Pionier in nachhaltigen und effizienten Lösungen für industrielle Kühlung

Interview mit Maximilian Lennert, Mitglied der Geschäftsführung der IKS Industrielle KühlSysteme GmbH

Pionier in nachhaltigen und effizienten Lösungen für industrielle Kühlung

Die Bedeutung effektiver industrieller Kühlsysteme in verschiedenen Branchen ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, da moderne Produktionsprozesse zunehmend von präzisen und zuverlässigen Temperaturregelungen abhängig sind. Industrielle Kühlsysteme spielen eine…

Präzisionsfertigung für die Industrie

Interview mit Felix Öschger, Geschäftsführer der Öschger GmbH

Präzisionsfertigung für die Industrie

Die Herstellung von Bauteilen und Komponenten für die Medizintechnik und den Maschinenbau stellt eine essenzielle Säule der modernen Industrie dar. In diesem hoch spezialisierten Bereich geht es nicht nur um…

„Wir gestalten das  Nervensystem der Fabrik!“

Interview mit Dr. Daniel Tomic, Geschäftsführer der Tomic TEC GmbH

„Wir gestalten das Nervensystem der Fabrik!“

Seit beinahe 50 Jahren engagiert sich die Tomic TEC GmbH als Systemlieferant für Produktionsanlagen, die vornehmlich in der Automobilindustrie zum Einsatz kommen. Wie das Unternehmen dabei an der ökologischen und…

Spannendes aus der Region Landkreis Deggendorf

Pionier in der hochpräzisen Mikrobearbeitung

Interview mit Florian Lendner, Geschäftsführer der GFH GmbH

Pionier in der hochpräzisen Mikrobearbeitung

In der industriellen Materialbearbeitung ist die Lasertechnologie mittlerweile unverzichtbar geworden. Ultrakurzpulslaser ermöglichen die hochpräzise Mikrobearbeitung aller Materialklassen ohne mechanische Einwirkung. Die GFH GmbH aus Deggendorf ist einer der globalen Marktführer…

Automatisch besser unterwegs

Interview mit Volker Rankl, Leiter Logistik und Gabi Schiller, Spezialist Logistik der LINHARDT GmbH & Co. KG

Automatisch besser unterwegs

Die LINHARDT GmbH & Co. KG aus dem bayerischen Viechtach ist immer dann gefragt, wenn es um die Entwicklung, Verpackung und Produktion von Aluminiumtuben, Kunststofftuben, Aerosoldosen und anderen Verpackungen für…

Glas mit ganz eigener Note

Interview mit Prof. Dr. Andreas Buske, Inhaber und Geschäftsführer der Zwiesel Kristallglas AG

Glas mit ganz eigener Note

Das leise Klingen dünnwandiger, langstieliger Gläser ist für viele sicher das Schönste am Anstoßen. Einen besonderen Klang bringen die Kristallgläser der Zwiesel Kristallglas AG hervor – nicht umsonst ziert das…

Das könnte Sie auch interessieren

Präzision, Kontinuität und Leidenschaft

Interview mit Linus Diener, COO der Diener AG Precision Machining

Präzision, Kontinuität und Leidenschaft

Ein Familienunternehmen auf operativer Ebene zu übernehmen und langfristig in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, ist eine Herausforderung – erst recht, wenn man sich kurzfristig flexibel in eine solche Position…

„Wir können noch viel mehr!“

Interview mit Michael Schäfer Geschäftsführer und Sven Siegemund, Produktionsleiter der IAB Industrieanlagenbau Senftenberg GmbH

„Wir können noch viel mehr!“

Die IAB Industrieanlagenbau Senftenberg GmbH aus der Lausitz hat sich bisher vornehmlich in der Stahl- und Hüttenindustrie engagiert. In den nächsten Jahren will sie ihre gewachsenen Kompetenzen darüber hinaus in…

Für eine luftdichte Verbindung

Interview mit Stefanie Bindzus, Geschäftsführerin der ITV GmbH

Für eine luftdichte Verbindung

In der Pneumatik wird Druckluft oder Gas zum Antrieb von Werkzeugen oder Maschinen verwendet. Dazu werden Steckverbinder und Systeme benötigt, um die Luft sicher von A nach B zu bringen.…

TOP