Die Nummer 1 in Europa für modulare Rohrsysteme

Interview mit Patrick Jacob, Geschäftsführer der Fr. Jacob Söhne GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Jacob, die Fr. Jacob Söhne GmbH & Co. KG hat sich im Laufe von knapp 100 Jahren von einer klassischen Tischlerei, die Holzrohre produzierte, zur Nummer 1 in Europa für Rohrsysteme nach dem Baukastensystem entwickelt. Wie sahen die Anfänge des Unternehmens aus?

Patrick Jacob: Friedrich Jacob gründete das Unternehmen 1924 und konzentrierte sich zunächst auf die Planung von Mühlen. Um Mehl und Getreide zu fördern, wurden Holzrohre gefertigt und an umliegende Mühlen geliefert. Die Umstellung von Holz auf Blech in den 1950er-Jahren markierte einen Wendepunkt und ebnete den Weg für unser heutiges modulares Rohrsystem.

Wirtschaftsforum: Das modulare Rohrsystem ist bis heute Aushängeschild von JACOB. Um welche Rohre geht es dabei genau?

Patrick Jacob: Wir liefern Rohr- und Verteilsysteme für Schüttgut, Entstaubung und Abluft, die aus Metall, meist Stahl oder Edelstahl, gefertigt sind, verzinkt oder mit einer Farbe geschützt werden. 95% der Rohre sind Standardmodule, 5% kundenspezifische Lösungen.

Wirtschaftsforum: Was sind typische Anwendungsbereiche?

Patrick Jacob: Die Rohrsysteme kommen in verschiedenen Industrieprozessen zum Einsatz; wir haben insgesamt eine sehr breite Streuung von Tierfutter über Umwelttechnik hin zu Chemie- oder Holzindustrie. Direkte Kunden sind meist Anlagenbauer, die die Rohre in bestimmte Prozesse integrieren; zum Beispiel, wenn es um Transporte in der Lebensmittelindustrie oder der Pharmabranche geht und Qualität sowie Sicherheit der zu transportierenden Güter im Vordergrund stehen. Durch unser Spannringsystem sind die Rohrelemente flexibel, schnell austauschbar und einfach zu verbinden. Gefragt sind die Rohrsysteme unter anderem, wenn Nebenprozesse Staub, Dampf oder Nebel erzeugen, die unter Umständen gefährlich sein können und zuverlässig abgeführt werden müssen. Dichtigkeit ist ein wichtiges Charakteristikum.

Wirtschaftsforum: Mit den Anforderungen des Marktes ist das Unternehmen selbst gewachsen. Wie lässt sich das Ergebnis dieser Entwicklung in Zahlen und Fakten ausdrücken?

Patrick Jacob: Nach wie vor befindet sich der Hauptsitz in Porta Westfalica, es gibt sechs Tochtergesellschaften, die zum Teil produzieren, zum Teil nur verkaufen. Weltweit beschäftigen wir 560 Mitarbeiter, der Umsatz liegt bei 100 Millionen EUR. Was uns wirklich auszeichnet, ist unser Fertigteillager, das größte dieser Art in Europa, wo mehr als 1.000.000 Teile gelagert werden, um Kunden zuverlässig und schnell zu beliefern.

Wirtschaftsforum: Die schnelle Verfügbarkeit der Waren ist ein wichtiges Asset. Was sind weitere Erfolgsfaktoren?

Patrick Jacob: Natürlich sind es die Produkte selbst, ihre Vielfalt und ihre außergewöhnliche Qualität. Ein Rohr ist für das Strömungsverhalten verantwortlich; das berücksichtigen wir bei der Entwicklung. Die Übergänge müssen dicht sein, hier bieten wir kompromisslose Qualität. Daneben schätzen Kunden unsere ausgeprägte Serviceorientierung; dank unseres Webshops können sie rund um die Uhr bestellen. Durch die kompetente Beratung unserer erfahrenen Techniker sind auch individuelle Kundenlösungen möglich.

Wirtschaftsforum: Wie ist JACOB Rohrsysteme in digitaler Hinsicht aufgestellt?

Patrick Jacob: Der Digitalisierungsprozess ist für uns sehr wichtig, wir sehen hier großes Potenzial und arbeiten daran, es zu nutzen. Dabei unterscheiden wir zwischen drei Ebenen. Auf Kundenseite sorgen wir für eine optimale Vernetzung und Integration durch den Webshop. Im Bereich Fertigung und Logistik sind Prozesse digital gesteuert und vernetzt. Intern nutzen wir digitale Kanäle wie Videokonferenzen zur Kommunikation, arbeiten im Bereich Forschung und Entwicklung mit einer virtuellen Brille. Uns geht es darum, die Automatisierung zu optimieren und umzusetzen.

Wirtschaftsforum: Mit der Coronapandemie und dem Krieg in der Ukraine steht die Welt vor immensen Herausforderungen. Wie geht JACOB damit um?

Patrick Jacob: Corona hat uns zunächst verunsichert. Die Nachfrage brach anfangs deutlich ein, stieg dann aber in der zweiten Hälfte von 2021. Es gab einen Nachholeffekt und wir wurden praktisch überrannt. Inzwischen ist die Supply Chain eine große Herausforderung. Es ist schwierig, Material zu bekommen, die Preise steigen rasant, insbesondere was Stahl betrifft. Hinzu kommen die erhöhten Preise für Gas, Öl und Strom; diese Situation kann zu Investitionsverzögerungen führen. Auch der Krieg in der Ukraine macht uns betroffen. Er bedeutet zunächst vor allem eine humanitäre Katastrophe. In wirtschaftlicher Hinsicht haben wir zwar keinen direkten Austausch mit dem Land, wohl aber Kunden, die dort Geschäfte betreiben. Deshalb wird es auch dort zu Investitionsstopps kommen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht vor diesem Hintergrund Ihre Vorstellung von der Zukunft des Unternehmens aus?

Patrick Jacob: Ich denke natürlich an meine Kinder und die kommende Generation; Nachhaltigkeit ist mir vor diesem Hintergrund sehr wichtig. Wir arbeiten mit einem Start-up zusammen, das uns erlaubt, unseren CO2-Ausstoß zu bestimmen. Unterschieden wird zwischen eigenem Ausstoß und zugekauften Emissionen durch Produkteinkäufe. Auf dieser Basis wird eine Strategie zur Reduzierung erarbeitet. Wir haben bereits von einer Nass- auf die umweltfreundlichere Trockenfarbgebung umgestellt. Auch bei der Suche nach neuen Arbeitskräften spielen Umweltaspekte eine Rolle. Wir interessieren uns für verantwortungsvolle Mitarbeiter, die dem digitalen Wandel Rechnung tragen. Dies sehen wir als Chance für das Unternehmen. Was die Ukraine betrifft, liegt es mir sehr am Herzen, dass wir uns solidarisch zeigen und Verantwortung übernehmen.

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