„Der Status Unternehmerin sollte selbstverständlich sein“

Interview mit Nadja Amireh, Gründerin und Inhaberin von Wake up Communications

Wirtschaftsforum: Frau Amireh, 2013 haben Sie Ihre Agentur Wake up Communications gegründet, darüber hinaus sind Sie als Bloggerin, Dozentin und Autorin unterwegs. Hat Ihr Tag mehr als 24 Stunden?

Nadja Amireh: Nein, das muss er auch nicht. Ich bekomme alles ganz gut unter einen Hut. In der Agentur haben wir ein tolles Team. Ich vertraue meinen Kollegen und bin kein Mensch, der denkt, dass er alles selbst am besten macht. Ich kann gut abgeben. Dass ich auch Dozentin und Autorin bin, ist für mich sehr inspirierend. In meinen Seminaren treffe ich oft interessante Menschen und lerne selbst immer noch etwas dazu. Neue Entwicklungen im Blick zu behalten, ist in unserer Branche enorm wichtig.

Wirtschaftsforum: Unternehmerinnen in Deutschland werden in der Öffentlichkeit häufig als etwas Besonderes wahrgenommen. Inwiefern ist es da langsam Zeit für eine kopernikanische Wende?

Nadja Amireh: Es ist sogar höchste Zeit dafür. Unternehmerinnen spielen seit Jahren eine immer wichtigere Rolle. Was mich ärgert ist jedoch, dass im Kontext der Berichterstattung über Unternehmerinnen häufig eher seichte und optische Faktoren wie zum Beispiel die Attraktivität betont werden, die Kompetenz oder die Leistung, die sie vollbringen, werden jedoch eher nur am Rande thematisiert. Es ist traurig, dass der Status „Unternehmerin“ nicht schon längst selbstverständlich ist. Leider zögern auch einige Unternehmerinnen immer noch, sich und ihre Leistungen zu präsentieren, etwas womit männliche Unternehmer in der Regel kein Problem haben.

Nadja Amireh, Gründerin und Inhaberin von Wake up Communications
„Im Kontext der Berichterstattung über Unternehmerinnen werden häufig eher seichte und optische Faktoren wie zum Beispiel die Attraktivität betont.“ Nadja AmirehGründerin und Inhaberin von Wake up Communications

Wirtschaftsforum: Kommen wir auf Marketing, PR und Social Media zu sprechen. Gibt es aktuelle Trends, die von Kundenseite besonders gefragt sind?

Nadja Amireh: Trendbeobachtung ist gerade in der Kommunikationsbranche besonders wichtig. Etwas, was jedoch nicht nur meine Branche betrifft, sondern eher ein gesamtgesellschaftliches Thema ist, ist die Digitalisierung. Da beraten wir immer mehr Unternehmen und unterstützen sie bei der Wegbereitung interner Prozesse. Auch diskutieren wir mit unseren Kunden aktuell sehr viel über den Einsatz von Influencer Relations beziehungsweise was der Begriff Relations überhaupt im Kommunikations- und Marketingkontext bedeutet und wie Unternehmen mit Influencern zusammen arbeiten können. Es ist zwar kein Trend im klassischen Sinne, aber ich stelle fest, dass wir im Moment viele Anfragen von mittelständischen und großen Unternehmen bekommen, die in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit großen Agenturen oder Agenturnetzwerken gemacht haben und sich nun eher an mittelständische Agenturen wie uns wenden, weil sie dort bessere, schnellere und persönlichere Beratung erwarten.

Wirtschaftsforum: Kommunikation und Kreativität sind eng miteinander verknüpft. Dabei bereitet letztere vielen Menschen Kopfzerbrechen. Wie halten Ihr Team und Sie sich die Musen wohlgesonnen?

Nadja Amireh: Wir sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten bei Wake up Communications, das macht gerade den kreativen Prozess leichter. Wir gehen beispielsweise ganz bewusst an andere Orte, um uns dort inspirieren zu lassen. In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal das Programm „Work & Travel by Wake up“ gestartet. Die Kollegen reisen in verschiedene Städte und Länder, verbringen dort einige Tage, um eigene Projekte umzusetzen und Trends zu dokumentieren. So war eine Kollegin kürzlich in Kopenhagen und hat via Social Media von nachhaltigen Projekten berichtet, eine andere Kollegin war gerade in Tokio und macht Videodokumentationen zu Kommunikationstrends in Asien. Dies ist natürlich für alle Kollegen inspirierend.

Wirtschaftsforum: Eine abschließende Einschätzung: Hat der deutsche Mittelstand ein Kommunikationsdefizit?

Nadja Amireh: Ja, ich beobachte oft, wie viele Chancen hier verschenkt werden. Es gibt so viele spannende Unternehmen mit beeindruckenden Leistungen. Hier könnte man das schönste Storytelling betreiben, aber die Unternehmen sind oft zu zaghaft. Da ist noch viel Luft nach oben!

Fotos: Wake up Communications

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