Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eine Pflicht unserer Gesellschaft
Interview mit Magdalena Rogl, Head of Digital Channels Microsoft Deutschland

Wirtschaftsforum: Frau Rogl, was war der Inhalt Ihres ersten Tweets als Head of Digital Channels Microsoft?
Magdalena Rogl: Um ehrlich zu sein: Im Detail weiß ich das nicht mehr. Aber es war eine kurze Vorstellung meiner Selbst – denn Umgangsformen gelten für mich online wie offline. Für mich gibt es kein B2B oder B2C, Kommunikation funktioniert von Mensch zu Mensch. Und Menschen sollten sich einander vorstellen, bevor sie miteinander sprechen.
Wirtschaftsforum: Abgesehen von den 140 Zeichen bei Twitter, was macht Ihr Aufgabengebiet eigentlich aus?
Magdalena Rogl: Gemeinsam mit meinem Team bin ich für interne Kommunikation, Blog, Newsroom, Social Media, Video und Influencer Relations zuständig. Wir kümmern uns darum, dass die Unternehmensthemen im passenden Format auf den richtigen Kanälen landen. Daneben liegt mir das Thema Social Education besonders am Herzen. Wir möchten unsere Kollegen dabei unterstützen, selbst auf Social Media aktiv zu werden und Markenbotschafter zu sein. Denn Kommunikation auf persönlicher Ebene ist besonders authentisch und Social Media bietet für jeden Einzelnen große Chancen ein eigenes Netzwerk aufzubauen. So fördern wir digitale Transformation auch auf ganz individueller Basis.

„Ich glaube gerade für den Mittelstand bietet die digitale Kommunikation große Chancen, agil und responsiv zu sein.“ Magdalena RoglHead of Digital Channels Microsoft Deutschland
Wirtschaftsforum: Der deutsche Mittelstand zählt im internationalen Vergleich nicht gerade als Leuchtturm in Sachen Digitaler Kommunikation. Wie gelingt es Unternehmen, mehr als nur ein Strohfeuer zu entfachen?
Magdalena Rogl: Ich glaube gerade für den Mittelstand bietet die digitale Kommunikation große Chancen, agil und responsiv zu sein. Damit das nachhaltig gelingt, ist neben einer langfristigen Strategie und den richtigen Tools vor allem die Einbindung der Mitarbeiter und Authentizität entscheidend. Social Media geben auch Unternehmen ohne große Presseabteilung die Möglichkeit ihre Themen zu kommunizieren. Dabei ist es wichtig zu analysieren, was und wen man erreichen möchte und wie das am besten gelingen kann: Wie kann ich die Unternehmensziele durch digitale Kommunikation unterstützen? Welche Plattformen nutzen meine Kunden und Partner? Ganz klar ist: Es sollte zwar jemanden geben, der die digitale Kommunikationsstrategie führt und fortlaufend weiterentwickelt, aber: Jeder einzelne Mitarbeiter kann ein Teil davon sein.

„Ich freue mich sehr, wenn ich andere dazu ermutigen kann, Familie und Beruf zu vereinen und Stereotype aufzulösen.“ Magdalena RoglHead of Digital Channels Microsoft Deutschland
Wirtschaftsforum: Stichwort Leuchtturm: Fachkreise schreiben Ihnen selbst eine herausragende Rolle zu. Ein Aspekt ist dabei Ihr Engagement bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ist das jetzt Beruf oder Berufung?
Magdalena Rogl: Ich glaube Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eine Pflicht unserer Gesellschaft. Unternehmen, Politik, Männer, Frauen – wir alle müssen uns dafür einsetzen um zukunftsfähig zu bleiben. Dabei sehe ich mich selbst nicht als Leuchtturm. Mein Beruf ist Head of Digital Channels, meine Berufung ist Menschen miteinander zu verbinden – dass ich zufällig auch Frau und Mutter bin tut fachlich erstmal nicht viel zur Sache. Trotzdem freue mich sehr, wenn ich andere dazu ermutigen kann, Familie und Beruf zu vereinen und Stereotype aufzulösen. Viele Studien zeigen, wie wichtig es ist, Vorbilder zu haben. Unsere Geschäftsführerin Sabine Bendiek sagte einmal zu einer Schulklasse von Mädchen, die bei Microsoft zu Besuch waren: „Lasst euch nie entmutigen, traut euch, Dinge auszuprobieren und glaubt niemandem, der euch erzählt, dass Technologie nichts für Mädchen ist.“
Wirtschaftsforum: Microsoft Bildung möchte Schülern und Studenten „das nötige Handwerkszeug geben, um die Welt von morgen zu erschaffen“. Was hat Microsoft gegen Bildung aus Büchern?
Magdalena Rogl: Das eine schließt das andere nicht aus. In einer Welt die mehr und mehr digital wird, haben wir die Pflicht unseren Kindern die nötigen Skills zu lehren um sich in dieser Welt zurecht zu finden. Und das lernen die Kinder eben am Besten in der digitalen Welt selbst. Ein kleines Beispiel: Eine neue Stadt selbst zu erkunden, zu sehen, zu erleben ist anders, als nur ein Buch über diese Stadt zu lesen.
Wirtschaftsforum: Würden Sie abschließend bitte folgenden Satz vervollständigen: Kommunikation gelingt immer dann, wenn […]
Magdalena Rogl: […] Menschen und Unternehmen auch zuhören anstatt nur selbst zu sprechen. Nur, wenn Unternehmen auch darauf achten, was und wie über sie gesprochen wird und vor allem wer über sie spricht, können sie richtig reagieren, lernen und neue Chancen ergreifen.
Interview: Markus Büssecker