von Jungfeld: Mit Stolz auf die Socke
Interview mit Maria Pentschev, Co-Founderin der stilfaser GmbH

Wirtschaftsforum: Mit augenzwinkernden, Hashtag-beladenen Waschanleitungen, einem Schnurrbart im Logo und sehr Instagram-tauglichen Designs wirkt "von Jungfeld" wie aus dem Hipster-Bilderbuch gerissen. Sind Ihre Socken auch etwas für Leute außerhalb des Prenzlauer Bergs – und wie spitz darf eine Sockenmarke sein?
Maria Pentschev: Wir bedienen uns zwar zeitgemäßer Design- und Kommunikationselemente und spielen auch mal mit Klischees. Gleichzeitig sind Schnurrbart und Melone als Stilelement so zeitlos wie die bunte Socke selbst. Es ist für uns kein Widerspruch, modern und klassisch zugleich zu sein. Dass wir damit eine ganz breite Zielgruppe erreichen, zeigt die Vielfalt unserer Vertriebspartner, die unsere Socken seit Jahren erfolgreich verkaufen. Unter den 650 Verkaufspunkten in der DACH-Region befinden sich Maßschneider genauso wie Herrenausstatter, und sowohl Modeboutiquen als auch große Ketten wie Galeria Kaufhof und Karstadt. Unsere Waschanleitung ist übrigens bitte keineswegs augenzwinkernd zu verstehen: Hört auf, Eure Socken in den Trockner zu schmeißen, wenn ihr sie liebt!

„Schnurrbart und Melone sind als Stilelement so zeitlos wie die bunte Socke selbst.“ Maria Pentschev
Wirtschaftsforum: Ihre stilfaser GmbH ist nicht das einzige Unternehmen, das mit schicken Socken und einer konsequenten Markenführung von sich reden macht: Die schwedischen "Happy Socks" sind sogar noch ein paar Jahre älter. Wodurch unterscheiden Sie sich von den skandinavischen Wettbewerbern – und ist der Markt groß genug für mehrere Sockenanbieter mit junger, Social-Media-affiner Zielgruppe?
Maria Pentschev: Der Markt ist groß und die Kundenbedürfnisse für Socken sind mittlerweile diversifiziert genug, um Platz für mehr als ein paar große Player zu lassen. Wir haben die Socke als Accessoire definitiv nicht erfunden und haben auch großen Respekt vor unseren Mitbewerbern und Wegbereitern. Deshalb hatten wir auch nie den Anspruch an uns, andere zu verdrängen. Das wäre in diesem Markt auch gar nicht möglich gewesen.
Vielmehr wollten wir eine Lücke im Markt schließen: nämlich die zwischen traditionsreichen Marken, die Wert auf hohe Qualität legen, sowie den Marken, die die Socke als Trend- und Lifestyle-Produkt etablieren, und jenen, die die Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen. Unsere Marke fußt von Anfang an auf drei Säulen: Stil, Qualität und Verantwortung. Wir sprechen die an, die die Socke als modisches Accessoire verstehen, denen aber nicht nur das Design, sondern auch die Qualität und der Tragekomfort wichtig sind, und denen nicht egal ist, unter welchen Bedingungen für Mensch und Umwelt produziert wird.
Wirtschaftsforum: Gerade die Themen Umweltschutz und faire Fertigung sind Ihnen offensichtlich sehr ernst. Wo genau sehen Sie in diesen Punkten Ihre unternehmerische Verantwortung und wie werden Sie ihr gerecht?
Maria Pentschev: Der Kunde kann nicht alle Prozesse der Wertschöpfungskette jedes Produkts durchdringen oder gar kontrollieren. Daher liegt ein Großteil der Verantwortung für unsere Umwelt und Mitmenschen bei uns, den Unternehmern. Mein Mitgründer Lucas Pulkert und ich möchten dem gerecht werden, indem wir möglichst folgeverantwortlich wirtschaften: Niemand soll durch die Folgen unseres unternehmerischen Handelns Schaden nehmen.
In der Praxis bedeutet das für uns, dass der Großteil der von uns abgesetzten Socken GOTS-zertifiziert ist. Dabei handelt es sich um eines der höchsten Nachhaltigkeitszertifikate im Textilbereich, das derzeit auf 90% unserer Socken prangt. Mit wachsender Unternehmensgröße gelingt es uns außerdem immer mehr, die Lücke der verbleibenden 10% zu schließen.
„Ich finde, es gibt kaum etwas Edleres, als ein unaufgeregtes, aber gut gewähltes Detail, um ein Outfit zu komplementieren und seinen Stil zu definieren.“ Maria Pentschev

Wirtschaftsforum: In einem Ihrer Testimonials mit Joko Winterscheidt geben Sie die Losung aus: "Die Socke adelt den Mann". Wie genau wird der Mann von einer Von-Jungfeld-Socke geadelt, und was macht sie dabei wichtiger als Hemd und Hose?
Maria Pentschev: Na, bestenfalls indem er sie mit Stolz trägt und am besten so, dass man sie unter der Hose ganz subtil hervorblitzen sieht. Ich finde, es gibt kaum etwas Edleres, als ein unaufgeregtes, aber gut gewähltes Detail, um ein Outfit zu komplementieren und seinen Stil zu definieren. Die Hose und das Hemd sind dabei keineswegs unwichtig – schließlich müssen sie zur Socke passen!
Wirtschaftsforum: Auf Ihrer Webseite veröffentlichen Sie eine Fotocollage mit Bildern, die Ihre Kunden bei Instagram hochgeladen haben und die sie mit ihren Von-Jungfeld-Socken zeigen. Welches Foto hat Ihnen bisher am besten gefallen – und toppt es Joko Winterscheidt, wie er sich in roten Socken auf einer Chaiselounge in einem alten Schloss räkelt?
Maria Pentschev: Tatsächlich liebe ich unseren never-ending Instagram-Feed, eine riesige Collage, die nun schon seit zwei Jahren läuft, irgendwie auch unsere Geschichte widerspiegelt und in die wir auch immer wieder Kundenfotos einbauen (selbstverständlich mit deren Zustimmung). Ein Lieblingsfoto habe ich nicht, aber Joko wurde sicher schon getoppt.
Interview: Julian Miller | Bilder: stilfaser GmbH